Auf zur Igel-Stadtpartie: nach Strehlen

Zu den bemerkenswertesten Villen gehört die 1903 von Otto Foerster für den Kaufmann Carl Heinoldt und den Fabrikdirektor Emil Schiff errichtete Doppelvilla in der Gustav-Adolf-Straße 13. Das Haus wurde unter Verwendung von Jugendstilelementen im Landhausstil gestaltet und bildet zusammen mit der Villa Julius-Otto-Straße 10 eine bauliche Einheit Foto: Peter Weidenhagen

Lange Zeit hat Strehlen, von den Dresdnern kaum beachtet, vor den Toren der Residenz gelegen. Noch vor 300 Jahren, zur Zeit Augusts des Starken, interessierten sich die Städter für Leben und Wirken der Landbevölkerung kaum. Erst in der Romantik fanden immer mehr Bürger Gefallen an der Landschaft, die die Stadt umgab.
So wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts populär, an sonnigen, freien Tagen Familienausflüge in die kleinen Orte außerhalb der Mauern zu unternehmen. In Festtagsrobe flanierte man gern entlang der Bürgerwiese und der anschließenden Dohnaischen Straße zum unweit entfernten Dörfchen Strehlen. Manchem gefielen die Felder, Weiden und Wälder so gut, dass ihn die Sehnsucht nach einem beschaulichen Leben auf dem Lande überkam.

Prinzessin Carola

Auch der sächsische Kronprinz Albert und seine Gemahlin, Prinzessin Carola, begeisterten sich auf ihren Spaziergängen nach Strehlen an der idyllischen Gegend. Carola, angeblich eine der schönsten Prinzessinnen ihrer Zeit, bestürmte ihren Mann, dass sie viel lieber hier, in einem einfachen Häuschen, als in ihrer städtischen Residenz leben wolle. Seiner Frau zuliebe kaufte Albert das einsam liegende alte Strehlener Forsthaus und ließ es zu einem romantischen Sommersitz ausbauen.
Als unter den Dresdnern bekannt wurde, dass das Kronprinzenpaar Strehlen auserkoren hatte, fortan dort seine Mußestunden zu verbringen, stieg das Ansehen des Dörfchens enorm. Bald fanden sich Geschäftsleute ein, die für Wiesen und Felder derart gute Kaufangebote unterbreiteten, dass die meisten Bauern nicht widerstehen konnten. So wechselten weite Teile der Strehlener Flur die Besitzer. Auf ehemaligem Ackerland entstand ein anmutiges Villenquartier.

Aus dem Hause Wasa

Als es galt, die neu entstandenen Alleen zu benennen, lag es nahe, den zeitweilig in der Nachbarschaft wohnenden künftigen König zu ehren und Straßen und Plätze mit dessen Namen zu versehen. Da es aber in Dresden bereits Albertstraße und -platz und bald auch eine Albertbrücke gab, sollte es im neuen, noblen Strehlen, das sich um die Eingemeindung in die Residenz bemühte, keine Namensdopplungen geben. So entstand die Idee, Prinzessin Carola, die dem schwedischen Königshaus Wasa entstammte, zu huldigen. Bezeichnungen wie Wasaplatz und Wasastraße, Gustav-Adolf-Straße, Carolaschlösschen und Carolasee sind heute mit Strehlen untrennbar verbunden. Noch immer künden sie von jener schillernden Zeit, als sich reiche Dresdner in der schönen Strehlener Flur niedergelassen haben.
Holger Lippert

Die nächste Führung startet am Sonntag, dem 6. März sowie 29.5. und 16.10.,
jeweils um 14 Uhr ab Kreischaer/Ecke Lannerstraße
Karten zu 8/6 Euro ohne Anmeldung am Treffpunkt

Igeltour, Löwenstr. 11/Zugang Bautzner Str. 46b, Tel. 0351 8044557,
www.igeltour-dresden.de

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