Ritter der Tafelrunde sind Kriegsopas an zerbrechendem Tisch

Im Zerrspiegel – tolle Idee – veralbert der dreifache Mordret (Johannes Krobbach, Jonas Münchgesang, Jörg Schittkowski) den Vater, König Artus (Thomas Förster). Foto: Hagen König

Wer sich noch an die hochbrisante Uraufführung der „Ritter der Tafelrunde“ 1989 im Kleinen Haus erinnert, hat die Latte zu hoch gehängt. Diesem Vergleich kann Manuel Schöbels Inszenierung des Wendestücks von Christoph Hein an den Landesbühnen nicht standhalten.
Na gut, die Zeiten haben sich ja auch geändert. Wurde die bühnenfüllende runde Tafel nach dem Mauerfall zum Vorbild für Rundtischgespräche, so wackelt und zerfällt jetzt das symbolträchtige Möbelstück, an dem inzwischen auch Frauen Platz nehmen dürfen. Den Anspruch des Autors, nicht allein die DDR gemeint zu haben, sondern zeitlos gültige Aussagen zu treffen, hat Radebeul aufzugreifen versucht.

Ratloses Warten

Wieder wird das ätzend inhaltslose Warten auf irgendeinen Erlöser, in dem Fall Lanzelot, thematisiert. Wieder steht der archetypische Konflikt zwischen Alt und Jung auf dem Tapet. Die Machthaber erzählen selbstgefällige Kriegsopa-Geschichten und übertünchen ihre Ratlosigkeit mit Nebenschauplätzen und Dekadenz. Als dreifache Mordret-Figur tritt eine aufmüpfige, alles ablehnende, aber ebenso ratlose Nachwuchsgeneration in Opposition. Die Söhne wollen keine Helden werden wie die Väter, sie spucken auf diesen Gral. Aber wonach suchen sie? Doch nicht etwa nach dem lächerlich peinlichen Eiapopeia im finalen Abgesang.
Dieser wirkt ebenso überflüssig und deplatziert wie das Herumwerfen anarchistischer Literatur oder Herabschütteln von Plastemüll. Hut ab vor der Arbeit von Anja Furthmann (Bühne), Dörte Schwanitz (Ausstattung) und Bogna Grazyna Jaroslawski (Kostüme).
Doch statt Aktionismus und Materialschlachten, die die Hilflosigkeit von Regie und Dramaturgie nicht kaschieren können, hätte es Mut zum schlanken, intelligenten Sprechtheater gebraucht. Vielleicht hätten die Schauspieler dann prägnantere Charaktere ausloten können? Verdient hätte es Christoph Heins Sinnsuche, die als globale Überlebensfrage wieder hochbrisant ist. Una Giesecke

19.3., 19.30 Uhr, 3.4., 19 Uhr, 5.6., 15 Uhr, 11.6., 19.30 Uhr, Meißner Str. 152, Radebeul,
Tel. 0351 8954214, www.landesbuehnen-sachsen.de

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