Die Dresdner Luft wird sauberer

Der Große Garten versorgt die Stadt mit Frischluft. Er ist beliebt bei Spaziergängern und Freizeitsportlern. Foto: Juliane Zönnchen

Von sauberer Stadtluft zu sprechen, wäre übertrieben. Etwa an der Bergstraße werden regelmäßig zu viele Stickoxide gemessen. Sie reizen die Schleimhäute von Augen, Nase, Rachen und Lunge. Die Folgen: Husten und Atemprobleme, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Probleme.
An anderen Dresdner Messstationen hat die Verschmutzung hingegen abgenommen. Am Neustädter und am Hauptbahnhof traten die niedrigsten Stickstoffdioxid-Jahresmittel seit fünf Jahren auf.
Dasselbe gilt für den Feinstaub. Diese Partikel sind so klein und leicht, dass man sie tief in die Lunge einatmet, wo sie die Schleimhaut reizen.
Beide Schadstoffe werden von Autos ausgestoßen. Wie viele Bürger von zu hohen Werten betroffen sind, kann durch Berechnungen nur geschätzt werden. Laut Landesumweltamt sind über 1 000 Dresdner zu hohen Feinstaub-Konzentrationen ausgesetzt. Bei Stickoxiden sind es sogar fast 3 000.
„Trotz großer Anstrengungen hat die Luftqualität nicht die angestrebte Güte erreicht“, sagt Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. Die Hauptursache sei die technisch unzureichende Ausfilterung von Stickstoffdioxid in Dieselfahrzeugen, entgegen den Angaben in den Euro-Normen. Durch den VW-Skandal werde diese Diskrepanz nun auch öffentlich diskutiert. Der Autoindustrie seien seitens der EU Zugeständnisse gemacht worden, sodass mit einer wirklichen Verbesserung der Luftqualität erst nach 2020 zu rechnen sei.
2011 hatte die Stadt einen Luftreinhalteplan auf den Weg gebracht – auch um eine Bannzonefür weniger umweltfreundliche Autos in der City zu verhindern. Seither dürfen kaum noch dicke Brummis durch die City fahren, vorausgesetzt das Zentrum ist nicht ihr Ziel.Auf der holprigen Königsbrücker Straße wurde außerdem das erlaubte Tempo auf 30 km/h gedrosselt. Die Busflotte der DVB ist erst Anfang 2016 mit 40 schadstoffärmeren Diesel-Gelenkbussen modernisiert worden. Und die Zahl der Jobtickets, mit denen die Dresdner per Arbeitgeberzuschuss günstiger mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren, hat sich auf 14 700 erhöht – der Reinhalteplan visiert 16 000 als Ziel an.
Des Weiteren sind auch die letzten kostenlosen Parkplätze im 26er-Ring weggefallen. Die Gebühren sollen Autofahrer dazu bewegen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Über 8 000 Stellplätze sind inzwischen kostenpflichtig. Der Autoverkehr ist trotz steigender Einwohnerzahl nicht weiter gewachsen.

Ziel noch nicht erreicht

„Die bisher beschlossenen Maßnahmen sind bei Weitem nicht ausreichend, um die gesetzlich geforderte Qualität der Luft zu erreichen“, schätzt Jähnigen allerdings ein. Nachholbedarf habe Dresden aber noch am Körner- und Schillerplatz, wo die Stickstoffdioxidbelastung besonders hoch sei und es für Radfahrer und Fußgänger bisher keine befriedigende Lösung gebe. Und die Einführung von Tempo 100 auf den stadtnahen Autobahnen werde vom Land leider abgelehnt, bedauerte Jähnigen. Für die blaue Cargo-Tram der Gläsernen Manufaktur bieten sich nach einer Prüfung keine neuen Einsatzmöglichkeiten, wie gedacht. Im Gegenteil: Derzeit stehen die beiden Straßenbahnen im Depot, da die Produktion am Straßburger Platz vorübergehend eingestellt wurde. Der Bau der neuen Stadtbahnstrecke zwischen Löbtau und Strehlen dauert voraussichtlich bis 2021. Von Pförtnerampeln, die den Autoverkehr in die Innenstadt hinein dosieren, ist die Stadt wieder abgerückt. Auf der Leipziger Straße sei das nicht möglich. Auf Radeburger und Hansastraße würde dagegen die grüne Welle reichen, um Staus in Richtung Zentrum zu verhindern. Auf der Nürnberger Straße soll die neue Stadtbahn Entspannung bringen.Ein Radwegekonzept hat Dresden bis heute nicht. Dabei werden 17 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad erledigt, rechnet die Stadt vor. Das wäre dreimal so viel wie Anfang der 90er-Jahre. Im Herbst soll erst einmal der Radweg am Käthe-Kollwitz-Ufer zwischen Goetheallee und Fetscherstraße ausgebaut werden. Die Hamburger, Bremer, Magdeburger und Parkstraße erhalten dieses Jahr zumindest Schutzstreifen.„Insgesamt sollte bei der Suche nach geeigneten Maßnahmen auch das Park-and-Ride-Konzept fortgeschrieben werden“, sagt Eva Jähnigen. Darin sollten auch Bike+Ride-Plätze eine Rolle spielen. Besonderen Bedarf sieht die Umweltbürgermeisterin beispielsweise an der Königsbrücker Straße und aus Richtung Weißig.2016 wurde an der Bergstraße die Feinstaub-Grenze schon sechsmal überschritten, am Neustädter Bahnhof viermal und am Hauptbahnhof zweimal.Dies darf an höchstens 35 Tagen im Jahr passieren.  S. Rahrisch

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.