Auf der Suche nach etwas Glück

Psychologin und Psychotherapeutin Andrea Horn widmet sich in der Angewandten Positiven Psychologie GmbH Dresden der Glücksforschung. Foto: Una Giesecke

Sucht kann jeden (be-)treffen. Sei es der minütliche Blick aufs Smartphone oder das regelmäßige Feierabendbier, seien es Medikamente zur Leistungssteigerung oder die Entspannungszigarette. Selbst ohne Einnahme von Substanzen können sich typische Symptome entwickeln: etwa wenn Spiele negative Gefühle betäuben oder Glücksempfinden hervorrufen.
Sucht ist keine Schande, sondern eine Krankheit. Einen absolut sicheren Schutz davor gibt es nicht. Oft entsteht die Erkrankung aus der Sehnsucht nach Wohlbefinden und Entspannung, Zufriedenheit und Harmonie. Viele Menschen geraten auf dieser Suche nach einem kleinen bisschen Glück aber in eine Sackgasse. Zumindest vorübergehend.

Liebe und Genuss

Der Glückssuche widmete sich am Dienstag ein Vortragsabend im Rahmen des Dresdner Themenjahres Sucht. Im Festsaal des Rathauses stellte Glücksforscherin Andrea Horn, Angewandte Positive Psychologie GmbH Dresden vor, was alles glücklich machen kann: ein schöner Moment, der Genuss von guten Gesprächen oder gutem Essen, Herausforderungen zu suchen und zu meistern, Haustiere, Kinder, Freunde, Partner, Geliebte.
Nach positiven Gefühlen zu streben sei zutiefst menschlich, erklärte auch Suchtforscher Prof. Dr. Gerhard Bühringer Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie von der Technischen Universität Dresden. Viele streben Befriedigung in ihrem Beruf oder im Wohlstand an. Auch Naturerlebnisse, Musik, Bilder, religiöse Gefühle und Gemeinschaftserlebnisse können glücklich machen. Schon 9 000 Jahre v. u. Z. nutzte die Menschheit Met oder Pilze, um in übersinnliche, mystische Dimensionen vorzudringen.
Grenzerfahrungen, Fasten oder Extremsport setzen Endorphine frei, so Bühringer weiter. Dopamin und Serotonin steuern als Belohnungs-Botenstoffe die Motivation.
Bei suchtanfälligen Menschen seien diese körpereigenen Belohnungssysteme oft eingeschränkt, zum Beispiel durch langjährige traumatische Erlebnisse. Das Risiko, süchtig zu werden, hänge von drei Faktoren ab: Neben der Substanz – Nikotin wirke am schnellsten – sind es die genetische Veranlagung und die Umwelt, beispielsweise der Hierarchie-Druck, in Männergruppen vorn sein zu wollen.
Schließlich ergriff Sven Kaanen, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie der Fachklinken Heidehof gGmbH Weinböhla, das Wort und sprach über seine Arbeit mit Gescheiterten. „Glück wäre für mich, dass das Kind gar nicht erst in den Brunnen fällt.“ Wobei Eltern ihrem Nachwuchs helfen könnten, sei laut Bühringer:
1. den Risikofaktor Impulsivität beherrschen zu lernen,
2. die Folgen, also Vor- und Nachteile, eigenen Handelns abschätzen zu lernen,
3. deren Freude an Interessen, Hobbys und Aktivitäten erkennen und fördern.

Einen Überblick über alle Suchtberatungsstellen stadtweit gibt ein druckfrisches Faltblatt der Landeshauptstadt. Es liegt kostenlos in Bürgerbüros, Rathäusern und Ortsämtern aus und kann unter www.dresden.de/sucht heruntergeladen werden.

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