Denkmalgeschützter Kindheitsort Erich Kästners wird abgerissen

Erich Kästners Kindheitsort, die Kohlenhandlung Wendt in der Scheunenhofstraße der Dresdner Neustadt wird abgerissen. Foto: Eric Münch (ue)

Zugegeben, das alte Häuschen an der Scheunenhofstraße in der Dresdner Neustadt sah nicht mehr schön aus. An dem Denkmal aus dem vermutlich 17. Jahrhunderts hängen jedoch Erinnerungen. Erinnerungen eines berühmten Dresdners, der dorthin in Kindheitstagen noch mit Mama den schweren mit Wäsche gefüllten Leiterwagen zog: der Schriftsteller Erich Kästner. An die aufwendige Prozedur in Handarbeit erinnern sich noch viele: zum Trocknen aufhängen, zum Bleichen auslegen, immer wieder mit Gießkannenwasser besprengen, anschließendkamm die große Wäsche zum Rollen in die Kaltmangel, bis endlich alles wieder mit dem Wagen nach Hause transportiert werden konnte.
Wo bislang Gästeführer von Igeltour aus Kästners „Lyrischer Hausapotheke“ zitierten, was den kleinen Jungen Erich Kästner an dem Wäscheplatz neben der Kohlenhandlung Paul Wendt einst faszinierte, frisst sich jetzt der Abrissbagger  ins Gemäuer aus Sandsteinquadern.
„Jetzt wird es gesichtslosen Renditeobjekten weichen“, moniert Grünen-Stadtrat Torsten Schulze und sieht die Stadt in der Verantwortung für den Verlust. „Sie hätte dafür sorgen müssen, dass das Gebäude gesichert wird.“
Doch Eigentümer müssen Denkmale nur erhalten, solange dies für sie „zumutbar“ ist, sagt das Gesetz. Wird ein festgelegter Prozentsatz an Baufälligkeit überschritten, kann die Abrissgenehmigung erteilt werden. Daran musste beispielsweise nach der Wende der Ballsaal Reichskrone schräg gegenüber dem Kino „Schauburg“ glauben.
Selbst das Bauamt bedauert den Abbruch der Scheunenhofstraße 3, „weil der Hof letztes Zeugnis der ursprünglichen Bebauung war“, an die nun nur noch der Straßenname erinnert. Der Investor Immokonzept wirbt indes für die entstehenden Eigentumswohnungen damit, dass sich das hofähnliche Ensemble „harmonisch in die für die Dresdner Neustadt typische Bebauung einfügt“. In der Tat finden sich entlang und in den Nebenstraßen der Königsbrücker Straße zahlreiche „gesichtslose Renditeobjekte“. Am Bauzaun hängt ein Plakat: „Ich sterbe für den Profit eines Investors.“

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