Tausende demonstrieren in Dresden für Mitmenschlichkeit

Dresden bereitet Unterbringung von Ukraine-Flüchtlingen vor
Dresdens Oberbürgereister Dirk Hilbert hat bereits am 25. Februar die Gründung einer Taskforce angekündigt. // Foto: Arno Burgi/Archiv

„Dresden (dpa/sn) – Tausende Menschen haben einen Tag nach der Jubiläumskundgebung der Pegida in Dresden für Weltoffenheit und Mitmenschlichkeit demonstriert. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) rief bei einem Bürgerfest vor der Frauenkirche vor mehreren tausend Teilnehmern dazu auf, sich gegen ein in den vergangenen Monaten durch das fremden- und islamfeindliche Bündnis entstandene Zerrbild der Stadt zu wehren. An zwei Demonstrationszügen des Bündnisses «Herz statt Hetze» beteiligten sich nach Schätzungen der Gruppe Durchgezählt insgesamt zusätzlich rund 3000 Menschen.

«Wir müssen einen Weg finden, der mehr ist als Demonstrationen und Gegendemonstrationen Woche für Woche auf der Straße», sagte Hilbert. Die Mehrheit müsse wieder offen und glaubwürdig zeigen, «wofür wir stehen», und dürfe «die Straße nicht denen überlassen, die sie für Hetze und Rassismus missbrauchen.» Wie die Pegida-Anhänger pöbelnd und krakeelend den Tag der Deutschen Einheit «in den Dreck getreten hätten», sei «abscheulich». «Diese selbst ernannten Patrioten haben sich als das entpuppt, was sie in der Spitze sind: Gegner unserer Demokratie, Gegner unseres Staates.»

Das Bürgerfest mache deutlich, dass die Bevölkerung Dresdens diese Stadt für sich beanspruche, «eine weltoffene, eine lebensfrohe Stadt», sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillch (CDU), der zusammen mit anderen Kabinettsmitgliedern auf den Neumarkt vor der Frauenkirche gekommen war. Pegida sei eine «kleine, sehr schlimme und laute Minderheit», die «immer wieder das Ansehen dieser Stadt beschädigt». Es sei wichtig, «dass man wieder zur Sachlichkeit» zurückfinde. «Indem man pöbelt, indem man verunglimpft, indem man sich anschreit, kommt kein Gespräch zustande.»

Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) warnte vor einer weiteren Polarisierung und rief zum Dialog auf. Das schließe Pegida-Anhänger ein, sagte sie bei einer der Demonstrationen von «Herz statt Hetze». Gemeinsam könne man sich hinter der Forderung nach «Frieden» versammeln und alles «miteinander besprechen».

Am Rande des Bürgerfestes wurden in der Frauenkirche fünf Initiativen mit dem Sächsischen Bürgerpreis geehrt. Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr der Einsatz für Jugendliche, Flüchtlinge und Kinder aus sozial schwachen Familien und Kranke sowie die Beschäftigung mit Mathematik. «Mit ihrem Engagement sorgen sie dafür, dass unsere Zivilgesellschaft abwehrstark ist gegen den Populismus und dessen simple Botschaften», sagte Tillich bei der Preisverleihung.

Sowohl das Bürgerfest als auch die «Herz statt Hetze»-Kundgebungen waren ursprünglich als Alternative zu der Jubiläums-Kundgebung der Pegida geplant. Wegen eines Streits um den Versammlungsort hatte Pegida die Kundgebung aber um einen Tag vorverlegt. Gut 8000 Menschen waren dazu am Sonntag auf dem Theaterplatz vor der Semperoper gekommen.“

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