Friedhöfe in Dresden sind wertvolle Kultur- und Lernorte

Titelfoto des Dresdner Heftes 127

Es liefert einen lesenswerten Anlass, mal unbefangen über das eigene Sterben ins Gespräch zu kommen. Wer das neue Dresdner Heft „Trauer und Gedenken. Dresdner Friedhöfe im Wandel“ in die Hand nimmt, findet beim Blättern und Schmökern interessante Aspekte, über die es zu reden lohnt.

Denn oft wird die letzte Station so lange verdrängt, bis sie erreicht ist. Dazu schreibt Jutta Erb-Rogg: „Man schont sich gegenseitig – und am Ende bleibt dann nur noch die ,grüne Wiese‘.“ Doch hat man nicht zu Lebzeiten über Bestattungswünsche und Grabgestaltung gesprochen, dann ist guter Rat für die Hinterbliebenen oft teuer. „Heute werden in Mehrzahl vorproduzierte Grabsteine aus Billigstlohnländern aufgestellt, die mit stereotypen industriell gefertigten Aufsetzbuchstaben versehen sind“, so Jutta Erb-Rogg weiter. „Haben wir nicht mehr zu sagen? Beobachten wir unsere touristischen Besucher, so sehen wir, dass sie von historischen Gräbern besonders angezogen werden, die noch ganze Lebensgeschichten nachempfinden lassen.“

Ja, es lohnt, sich auf den Dresdner Friedhöfen umzuschauen. Sie sind erholsame Kulturorte mit Kunstdenkmälern in oft parkähnlichen Landschaftsanlagen, die Vergangenheit und Gegenwart widerspiegeln. So spannt das interessante Heft den Bogen von überlieferter figürlicher Plastik und Sepulkralkunst über die Bestattungsreform um 1900 bis hin zu heutigen Grabpatenschaften.

Heike Liebsch beleuchtet wertvolle Zeugnisse der Stadtgeschichte auf den jüdischen Begräbnisplätzen. Birgit Sack beschreibt den widersprüchlichen Umgang mit Gedenkanlagen für Widerstandskämpfer. Matthias Neutzner kennt die konfliktbeladene Geschichte der Kranzniederlegungen auf dem Heidefriedhof. Holger Hase liefert unter anderem traurige Hintergründe über hier bestattete Sowjetsoldaten.

Dresdner Heft 127, 96 S., 5 Euro, ISBN 978-3-94401916-1

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