Erste von fünf Türen am Kulturpalast Dresden ist zurück

Metallbauer Oliver Domke montiert die rechte Eingangstür am Kulturpalast Foto: Una Giesecke

An der letzten Doppeltür am Kulturpalast hat er unterschrieben. Der Künstler Gerd Jaeger hat seine Initialen GJ und das Jahr 69 unter die Spitze eines Degens gesetzt. Dieser spießt durch die leere Tasche eines Edelmanns. Und der hebt die Hände vor einem Bettler.
Die Szene stellt die Verarmung nach dem Siebenjährigen Krieg dar und gehört zu den Geschichtsbildern auf dieser dem 18. Jahrhundert gewidmeten Eingangstür. Zu sehen sind der Kreuzchor und die Hofkapelle, auch wenn hinter der Tür ab April die Philharmonie musizieren wird. Außerdem stellte Gerd Jaeger den Aufschwung in Wirtschaft, Bauwesen und höfischem Leben dar. Das Feld rechts unten erinnert mit der Jahreszahl 1794 an einen Generalstreik der Handwerker.
Warum der heute 90-jährige Bildhauer und damalige Dozent an der Hochschule für Bildende Künste, von dem auch die weiblichen Aktfiguren vom Hotel Westin Bellevue am Neustädter Elbufer stammen, dereinst nicht am unteren letzten rechten Ende, sondern an der linken Flügeltür unterschrieben hat, kann nur gemutmaßt werden.
Auch der mit der Restaurierung beauftragte Andreas Kunze weiß es nicht und verweist auf die dünne Aktenlage. „Es gab keine Unterlagen, nur ein paar Jahreszahlen auf den Platten.“ Als passionierter Hobbyhistoriker konnte er die übrigens alle zuordnen.
Nur das Rätsel um die Rose 1911 war nicht so leicht zu knacken, erzählt er. „Es ist eine Szene aus dem an der Semperoper uraufgeführten Rosenkavalier von Richard Strauß.“

Türen öffnen automatisch

Damit ist die erste der fünf denkmalgeschützten Portaltüren am Dienstag an ihren angestammten Platz ganz rechts zurückgekehrt. Die anderen vier restaurierten Doppeltore folgen bis Ende Januar. Die gesäuberten und gewachsten Relieftafeln aus Bronze haben statt der ursprünglichen Holzrahmen nun eine Stahleinfassung erhalten. Denn sie beherbergen eine moderne Motorik fürs automatische Öffnen; früher war dafür Muskelkraft nötig. Die Restaurierung der Bronzen sowie Neu- und Einbau der Rahmen und Flügelbefestigungen kosten rund 25 000 Euro pro Eingang.
Im Figurenprogramm geht es allerdings nicht, wie man annehmen könnte, chronologisch zu, nur die erste Flügeltür links steht am richtigen Platz. Sie markiert die Anfänge der Stadtgeschichte im Mittelalter.
Die Mitteltür stellt – zeitgemäß zu ihrer Entstehung 1969 – die idealisierte Gegenwart und erhoffte frohe Zukunft dar. Die politisch motivierte Reihenfolge wird im Sinne des Denkmalschutzes wiederhergestellt. Und so wird an zentraler Stelle den Eintretenden eine futuristische Verheißung vor Augen geführt: Frieden und Liebe, Bauen und Forschen.

Das schöne Detail

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