Neues Denkmal auf dem Dresdner Neumarkt soll zum Denken anregen

Der zur Pressekonferenz gezeigte Screenshot stellt nur sehr grob technische Sachverhalte und leider keine anschauliche Computersimulation dar. Foto: Una Giesecke

„Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich“ – die Verse von Wilhelm Busch passen zeitlos: Kaum ist das Monument auf dem Neumarkt, das anfangs kontroverse Debatten ausgelöst hatte, abgebaut, folgt ab Mittwoch nach Ostern der Aufbau einer nächsten Skulptur, die den produktiven Prozess der Auseinandersetzung um Haltungen zur Geschichte befördern soll. Das „Denkmal für den permanenten Neuanfang“ wird am Dienstag, dem 25. April um 16 Uhr eingeweiht.

„Der Neumarkt hat Modellfunktion, er ist ein extrem wichtiges Ensemble für die Identität der Stadt“, sagt Ulrich Genth, der mit Heike Mutter das Kunstwerk entworfen hat. „Deshalb fanden wir den Ort einer kritischen Betrachtung wert, um gerade hier ein relativierendes Zeichen gegen den fortwährenden Streit um Detungshoheiten zu setzen.“

„Und um nach einem zeitgemäßen Gedenk- und Denkmalverständnis zu fragen“, sagt Annekatrin Klepsch, Dresdner Kulturbürgermeisterin. Den Auftrag erteilte 2011 eine Kommission für Kunst im öffentlichen Raum, die auch vom Denkmalschutz begleitet wurde, mit der Begründung, dass es „an einem scheinbar historischen Ort entgegen der allgemeinen Erwartung nicht an ein Ereignis oder eine Person der Geschichte, sondern an die Gegenwart erinnert“, was sie als „geschickten Kommentar zum Dresdner Mythos und zur (Neu-)Erfindung der Stadt“ wertete.

Hörbarer Schlag

Was konservative Dresdner als Schlag empfinden könnten, wird dann für alle hörbar sein: Ein Abguss des rechten Arms mit Hammer vom Denkmal der Trümmerfrau vor dem Rathaus wird in zufälligen Zeitintervallen auf eine löchrige Bronzehohlkugel schlagen, die von Elfenbeindrechseleien aus dem Grünen Gewölbe und dem absolutistischen Machtsymbol des Reichsapfels inspiriert ist. Das bewegliche Gestänge ist Fixateuren nachgebildet, die man in der Medizin zum Zusammenhalten von Knochenbrüchen verwendet. Außerdem ist ein Abguss eines Schleiers vom Mozart-Denkmal von der Bürgerwiese an der Skulptur angebracht, die auf einer Hebebühne steht, was die Arbeitssituation verdeutlichen soll. Damit ist das Denkmal „ironisch aufgesockelt“ und mit 7,46 Metern auf Augenhöhe mit Luther und König Friedrich August II. im Dreieck.

Die Gesamtkosten von 60 000 Euro aus dem städtischen Budget für Kunst im öffentlichen Raum wurden an ortsansässige Firmen wie etwa die Kunstgießerei Gebr. Ihle in Dresden vergeben.
Da sich das Denk-Mal im Wortsinn trotz vieler Erklärungen seitens der Künstler, Kuratoren, zuständigen Beigeordneten und Kommissionsleiter nicht auf den ersten Blick erschließt, sondern zum gemeinsamen Nachdenken anregen soll, bleibt es zwei Jahre lang stehen.

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