Flucht, Weltuntergang und Utopie

Holger Hübner, Loris Kubeng und Alexandra Sinelnikova (v. l.) im Glashaus der Zukunft Foto: M. Horn

Am Puls der Zeit ist die Uraufführung „Wir kommen“ im Experimentierraum Kleines Haus. Die gestandenen Miminnen Hannelore Koch und Antje Trautmann bespielen mit einer starken Lucie Emons das Bühnenbild aus Spiegeln und Halbrund, um innere und zwischenmenschliche Konflikte sichtbar zu machen. Das Frauentrio stellt eindrucksvoll die Nabelschau, Selbstanalyse und Reflexion der jungen Leute von heute dar, wie sie Autorin Ronja von Rönne zeichnet: als Gefangene ihrer Langeweile und Nabelschau, lebensunfähig auf der Flucht vor Durststrecken.

Im Zeitalter von Überfluss, Überangebot und Überinformiertheit reicht auch die Zweierbeziehung nicht mehr aus. Die Angst, etwas zu verpassen, und Überdruss wechseln rasant ab, ebenso Tiefe und Banalitätstehen nebeneinander wie Anfälle von Verdrängung einerseits und Panik andererseits. Gut beobachtet, hervorragend gespielt, kurzweilig, aber visionslos.

Wer keine Angst vor der Zukunft hat, findet im Science-fiction-Denkstück vom „ende der menschheit“ in all der Düsternis einen Hoffnungsfunken. Im Jahre 2165 sitzt der letzte Mensch (souverän: Holger Hübner) im Glashaus und archiviert, nostalgisch und resigniert, die Zeugnisse seiner aussterbenden Spezies. Gemeinsam mit den letzten Eltern (solide: Loris Kubeng und Alexandra Sinelnikova) erzählt das Schauspielertrio von der Stigmatisierung der „Gen-null-Generation“, die sich aufgrund eines missglückten Laborversuchs nicht mehr fortpflanzen kann. Während die Alten verzweifeln, erschaffen die Jungen eine utopische Parallelgesellschaft.

„Wir kommen“: 2./6.6. und letztmalig am 22.6., jeweils 20 Uhr sowie „das ende der menschheit“: zum letzten Mal am 21.6., 20 Uhr; Karten zu 10/7 Euro unter Tel. 0351 4913555

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