Ein Hoch auf die Honigsammler

Dahlie „schmecken“ Bienen besonders gut. Foto: Wolf
Dahlie „schmecken“ Bienen besonders gut. Foto: Wolf

Sie gehören zu den eher unscheinbaren Weltrettern: die Bienen. Ohne Bienen gäbe es keinen Honig, das ist klar. Aber ohne diese Insekten würde es auch deutlich weniger Birnen, Äpfel, Kirschen – ja Obst überhaupt geben. Laut einer Studie der Berkeley-Universität in den USA von 2006 werden 35 Prozent der weltweiten Anbaupflanzen von Bienen, Fledermäusen oder Vögeln bestäubt, wobei die Bienen den Großteil ausmachen. Deshalb haben Meldungen über das weltweite Bienensterben und auch jene über Bienen-Krankheiten immer einen leicht apokalyptischen Klang. Manche denken dabei vermutlich auch an die Aussage Albert Einsteins: „Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.“

Faulbrut auch in Dresden

In Dresden gibt es mittlerweile neun Sperrbezirke, weil Bienenvölker mit der amerikanischen Faulbrut infiziert sind. Diese bakterielle Erkrankung befällt die Brut, meist sterben die Jungbienen dann. Über 100 Imker in der Stadt haben nun Sorge, dass ihr Volk nicht überleben wird. So sind die Hellersiedlung und das Ostragehege betroffen wie auch Cossebaude, Loschwitz und Pieschen. Auch in Görlitz und Meißen mussten Sperrbezirke eingerichtet werden, insgesamt sind es 30 in ganz Sachsen. Für alle gilt die Bienenseuchenverordnung, wonach keine Bienenvölker und Bienen innerhalb der Sperrbezirke bewegt werden dürfen. Der Amtstierarzt muss alle Völker, die in den jeweiligen Zonen ansässig sind, untersuchen und Proben nehmen. Aufgehoben wird der Sperrbezirk als solcher erst, wenn alle darin befindlichen Völker gestorben, getötet oder saniert worden sind und es eine komplette Reinigung und Desinfektion an allen Bienenstandorten gegeben hat. Ganz praktisch bedeutet das: Die Beuten müssen ausgebrannt und die Rahmen, in denen die Bienen die Waben anlegen, mit Ätznatronlauge behandelt werden. Das alles könne Jahre dauern, heißt es vom Veterinäramt. Der Imkerverein Dresden bittet alle Imker außerhalb der Sperrbezirke, Bienenvölker nur mit aktuellem Gesundheitszeugnis und negativen Untersuchungsergebnis der Futtterkranzprobe zu erwerben, um die Faulbrutsituation nicht weiter zu verschlimmern. Auch sollten keine alten, gebrauchten Beuten und Rähmchen erworben werden. Übrigens: Für Menschen ist die amerikanische Faulbrut ungefährlich, der Honig – wenn er überhaupt trotz Krankheit von den Bienen in ausreichend– er Menge produziert werden kann, ist davon nicht beeinträchtigt.
Das Dresdner Problem ist – deutschlandweit betrachtet – eines von vielen. Im gesamten Land gibt es immer weniger Honigsammler. Die Zahl der Bienenvölker lag 1990 noch bei etwa 1,2 Millionen, 15 Jahre später noch 700000. Die Gründe dafür: Zu wenig Wildblumen, zu viele toxische Pflanzenschutzmittel und Schädlinge. Bei letzteren treibt vor allem Varroa-Milbe ihr Unwesen. Doch die Sorge um die Bienen hat auch die Forscher auf den Plan gerufenForscher versuchen nun, gegen Krankheiten resistente Bienen zu züchten. Andere experementieren mit technischen Hilfsmitteln und lassen Blüten von Minidrohnen bestäuben. Bereits 2013 hatten Harvard-Forscher solch eine 15 Gramm schwere Robo-Biene zum Einsatz gebracht. Das vier Zentimeter große Gerät fängt über ein Gel Pollen ein und transportiert sie. Allerdings: Nur bei reichlich der Hälfte aller Versuche gelang die Bestäubung. Übrigens: Die Honigbiene ist die einzige domestizierte Art, aber nur eine von 20000 bisher bekannten Bienenarten. Und noch etwas Hoffnung zum Schluss: Die Apis mellifera, so der lateinische Name, hat Erfahrung mit wechselnden und teils unwirtlichen Umweltbedingungen. Schließlich gibt es die Tiere seit über 100 Millionen Jahren. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Bienen-Fossilien und auch die ersten Versteinerungen von Blüten. (Thessa Wolf)

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