Sachsens Lady Di – Skandal um Luise

Luise von Toscana – um das Leben der Kronprinzessin ranken sich viele Legenden. Eine Sonderschau in Pillnitz räumt damit auf. Foto: Schlösserland Sachsen
Luise von Toscana – um das Leben der Kronprinzessin ranken sich viele Legenden. Eine Sonderschau in Pillnitz räumt damit auf. Foto: Schlösserland Sachsen

Dresden. Es war der erste Medienskandal zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Schloss Pillnitz erinnert eine Sonderschau an die Flucht der sächsischen Kronprinzessin Luise von Toscana 1902. Ihr Schicksal rührte die Herzen der Untertanen. Und wo die Emotionen lodern, da wollen viele ihr Süppchen kochen: Anwälte, Medien, Politiker, Postkartenhersteller.

Angefangen hat es noch fast romantisch in Pillnitz. Im Sommer 1887 traf die 17-jährige Luise, Erzherzogin von Österreich-Toskana, ihren späteren Ehemann, den Kronprinzen Friedrich August von Sachsen. Die beiden fanden sich sympathisch, später heirateten sie, bekamen fünf Kinder.

In über 1 500 Zeitungsartikeln, zahllosen Postkarten und Büchern spiegelt sich das Drama um Luises Flucht – vor dem erstarrten Hofzeremoniell unter ihrem Schwiegervater Georg „dem Grämlichen“ und dessen Bespitzelungstaktiken. „Schwarz wie dieser Kater ist unser Landesvater“, dichteten die empörten Sachsen über ihn.

Für die den Anhängern der Monarchie nahestehenden Zeitungen war Luise ein charakterloses, mannstolles Weib, das seine Kinder verriet. Die der Sozialdemokratie anhängende und liberale Presse sah in Luise eine Frau, die mit ihrer modernen, freien und volksnahen Lebensauffassung an dem von Jesuiten beherrschten sächsischen Königshof scheiterte.

Von Sensationshascherei und Boulevard erzählt die Sonderschau ebenso wie von den seriös belegten Umständen und Wechselfällen im Leben dieser unabhängigen, lebenslustigen und eigensinnigen Frau und Mutter. Legenden wie der Tod als verarmtes Blumenmädchen werden aufgeklärt.

Unbeachteter Tod

Konkreter Anlass für die Ausstellung waren der unbeachtete Tod Luises vor 70 Jahren in Belgien und wiederentdeckte Briefe von ihr, ihrem Ehemann Friedrich August III. und weiteren involvierten Personen.

Am Dresdner Hof hatte man fast alle Erinnerungen an diese Frau getilgt. Doch in Prag wurden die Ausstellungsmacher fündig. Ab dem Taufschein vom 8. September 1870 bis zur Hochzeit mit Enrico Toselli 1907 lässt sich ihr Leben in den im Nationalarchiv aufbewahrten Briefen verfolgen. Sie geben Einblick in die privaten Hintergründe und Motive der Beteiligten.

Die rund 150 Exponate, Fotos, Gemälde und Hörstationen auf 90 Quadratmetern gestatten den Besuchern, sich ein eigenes, sachliches Bild von jener Frau zu machen, die die Dresdner bis heute nicht kalt lässt. Luisenhof und Café Toscana erinnern an sie.

bis 5.11., Di. – So., 10 – 18 Uhr, schloesserland-sachsen.de

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