Ein Lehrstück über die Grenzen der Demokratie am Kleinen Haus Dresden

Philipp Grimm, Christine Hoppe, Hans-Werner Leupelt und Birte Leest in Christoph Heins Stück "In seiner Kindheit ein Garten" am Staatsschauspiel Dresden. Foto: Sebastian Hoppe
Philipp Grimm, Christine Hoppe, Hans-Werner Leupelt und Birte Leest in Christoph Heins Stück "In seiner Kindheit ein Garten" am Staatsschauspiel Dresden. Foto: Sebastian Hoppe

Bad Kleinen, 1993. Zur Erinnerung: In der mecklenburgischen Kleinstadt kam seinerzeit Wolfgang Grams in einem GSG-9-Großeinsatz ums Leben. Vierzig Schüsse trafen den des Terrors Verdächtigten binnen zehn Sekunden. Der Fall wurde nie vollständig aufgeklärt.
Für den Vater, Gymnasialdirektor Dr. Richard Zurek bestand bis dahin sein Selbstverständnis als Beamter auf Lebenszeit in der Loyalität gegenüber seinem Arbeitgeber Staat und dem Grundgesetz. Er hielt sich an den geleisteten Eid, unterrichtete Generationen von Schülern im Sinne demokratischer Grundrechte und Werte.

Sein Sohn Oliver aber war aufmüpfig, wahrheits- und gerechtigkeitsliebend, unbeherrscht, ungeduldig. Als Jugendlicher kämpfte er gegen das „Schweinesystem“, gegen Ausbeutung und Imperialismus. Im Mai 1985 wurde er nach einer Denunziation verhaftet. Unschuldig, wie sich herausstellte. Dennoch galt er seither als gefährlicher Terrorist, wurde verfolgt und gejagt. Freitod?

Die Eltern trauern seit Jahren, werden von Paparazzi belagert. Fahren eines Tages zum Bahnhof, wo der Sohn starb. Richard Zurek will Aufklärung: War der letzte tödliche Schuss aus nächster Nähe Zufall oder eine Hinrichtung durch den Staat? „Mein Sohn war kein Akrobat“, hält er gegen die Selbstmordversion. Wie aber hält es der Staat mit ihm, der dem Apparat ein Leben lang treu gedient hat? Gibt es Fairness für mutmaßliche Gegner? Oder muss der Staat auf Kosten von Gerechtigkeit und selbst um den Preis von Menschenleben immer Recht behalten? Richard Zurek durchläuft alle Stadien von Loyalität bis zum Entschluss, seinen Eid zurückzunehmen. Und zwar dort, wo er ihn lebenslang erfüllt hat: in der Schule.

Ganze Schulklassen sitzen in der zweistündigen Vorstellung ohne Pause. Aufmerksam folgen sie der Handlung, obwohl Christoph Hein, wie es nun mal seine Art ist, eher die grauen Zellen als die Emotionen anspricht. Dank der Regie Friederike Heller und der Schauspieler, darunter bekannte wie Christine Hoppe.
Nach der Vorstellung bilden sich lebhaft diskutierende Grüppchen. Auch die Schauspieler wollen wissen, was das Publikum umtreibt und laden nach jeder Aufführung zum Gespräch ein. Fazit: Hingehen!

14.2., 19.30 Uhr, Kleines Haus, Karten-Tel.: 0351 4913555

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.