Wildbiene ist wieder da – sie galt in Sachsen als ausgestorben

Die Wildbiene ist zurück in Sachsen. Foto: Mandy Fritzsche
Die Wildbiene ist zurück in Sachsen. Foto: Mandy Fritzsche

Flockenblumen-Blattschneiderbiene (Megachile apicalis) heißt sie. In Sachsen galt sie jahrzehntelang als ausgestorben. Doch 2016 wurde sie zufällig auf einer Baubrache am Weißeritz-Grünzug entdeckt. Sie nistet dort stabil in mehreren Bauschutthügeln. Um die lokale Existenz dieser besonderen Wildbiene zu bewahren, errichtete nun das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden gemeinsam mit dem Imkerverein Dresden e. V. und der Lehrausbildung des Regiebetriebes Zentrale Technische Dienstleistungen am benachbarten Radweg eine Nisthilfe. Diese besteht aus drei mit sandigem Lehm und flachen Pläner-Sandsteinen gefüllten Drahtgerüsten (Gabionen), die in U-Form aufgestellt sind. In der Mitte werden Flockenblumen als zusätzliche Nahrungsquelle ausgesät. Eine Tafel aus dem Bienenlehrpfad des Imkervereins Dresden e. V. informiert über das neue Zuhause und die Gewohnheiten des Tieres.
„Das Insektensterben hat in den vergangenen Jahren immer bedrohlichere Ausmaße erreicht. 90 Prozent aller Pflanzen können aber nur durch die Bestäubung überleben und sind deswegen auf Insekten angewiesen. Daher haben wir beschlossen, dieses neue Zuhause für die Biene zu bauen, denn auf der bisherigen Brache des ehemaligen Kohlebahnhofs entsteht ein neues Schulgebäude. Das Aufstellen von Nisthilfen gehört zu einer Reihe von Maßnahmen der Stadtverwaltung, um Artenvielfalt zu fördern und das Insektensterben zu begrenzen. Dazu gehört auch, Wiesen länger wachsen zu lassen, sie seltener zu mähen und auf Pestizide weitestgehend zu verzichten. Ich freue mich sehr über dieses gelungene Projekt und bedanke mich herzlich bei allen Beteiligten. Es ist wirklich etwas Besonderes, einer so bedrohten Tierart ein Zuhause schaffen können“, erklärt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen.
Harald Wolf, Artenschutzexperte im Umweltamt, ergänzt: „Die Schüler werden Artenvielfalt und Wildnis in der Stadt erleben. Flockenblumen-Blattschneiderbienen sind völlig ungefährlich. Sie stechen nicht. Wir freuen uns sehr, dass diese Wildbiene ihren Weg zurück nach Sachsen gefunden hat. Ungeachtet dessen, dass Dresden eine relativ hohe Artenvielfalt aufweist – allein 200 Wildbienenarten im Großen Garten – sind viele hochgradig gefährdet. Sie benötigen spezielle Lebensräume, wie zum Beispiel offene Lehmwände oder Sandflächen.“

Wildbienen nisten nicht in einem Insektenstaat. Jedes Wildbienen-Weibchen baut sich eigene Nester und kümmert sich allein um deren Pflege. An geeigneten Plätzen können sich auch Nester mehrerer Weibchen befinden. Die Weibchen der Flockenblumen-Blattschneiderbiene bauen ihre Brutzellen in Hohlräumen, wie Ritzen und Spalten in Steilwänden und Geröll, in Löchern im Erdboden und in hohlen Pflanzenstängeln. Die Zellen bestehen aus kreisrunden Blattabschnitten, die die Biene mit ihren Mundwerkzeugen aus dem Laub von Bäumen und Sträuchern herausschneidet und zum Nest trägt. Die runden Blattabschnitte fügt sie dann zigarrenförmig zusammen. Im Inneren befinden sich die einzelnen Brutzellen, die wiederum durch Blattstücke voneinander getrennt sind. Der Pollen, mit dem die Flockenblumen-Blattschneiderbiene ihre Brut ernährt, wird bevorzugt von Flockenblumen und Disteln gesammelt. Viele Flockenblumen an der Weißeritz bieten ausreichend Nahrung für eine erfolgreiche Fortpflanzung. Aber auch andere, auf Flockenblumen spezialisierte Wildbienen-Arten fühlen sich auf dem Grünzug wohl. So ist zum Beispiel die sehr seltene bedrohte Mauerbiene (Osmia spinulosa) ebenfalls dort heimisch. Sie besiedelt leere Schneckenhäuser. Der größte Teil der über 400 alleinlebenden Wildbienen-Arten in Sachsen nistet in ebenen, vegetationsarmen Bodenstellen oder in lehmigen Steilhängen.
Bürgermeisterin Jähnigen weiß, dass die Stadtverwaltung allein das Problem des Insektensterbens nicht lösen kann: „Alle Dresdnerinnen und Dresdner können etwas für den Schutz von Insekten oder auch Vögeln tun. Nutzen Sie für Balkon und Garten pollenreiche, heimische Pflanzen. Lassen Sie altes Holz oder Sand auch mal in einer Ecke liegen und lassen Sie einen Teil Ihres Rasens zu einer arteinreichen Blühwiese wachsen. Gemeinsam können wir Dresden so vielfältiger machen.“
Besonderer Dank für den Bau des neuen Bienennistplatzes gilt der Hoy Geokunststoffe GmbH, der Humuswirtschaft Kaditz GmbH und den Dresdner Bienenfreunden Kathleen Strey und Gerd Kleber, durch deren Materialspenden der Bau der Nisthilfe realisiert werden konnte.

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