Jurek-Becker-Komödie am Dresdner Staatsschauspiel

Jede Menge Pfeffi fließt bei der Abrechnung zwischen West und Ost, die eine Versöhnungsszene werden sollte. Foto: Sebastian Hoppe
Jede Menge Pfeffi fließt bei der Abrechnung zwischen West und Ost, die eine Versöhnungsszene werden sollte. Foto: Sebastian Hoppe

Neben Manfred Krug in der Hauptrolle hat auch Wolfgang Winkler, ehemaliger Polizeiruf-Kommissar Herbert Schneider, damals mitgespielt: 1994/95 in der neunteiligen ARD-Serie „Wir sind auch nur ein Volk“ nach Drehbüchern von Jurek Becker. Der Autor, immer gemessen an seinem Welterfolg „Jakob, der Lügner“, erlebte einen Flop. „Es war zu früh“, meint Kerstin Behrens, „um über Stasi, Treuhand und Arbeitslosigkeit lachen zu können.“

Nun fand die Dramaturgin es an der Zeit, das Stück in einer Bühnenfassung in Dresden aufzuführen. Sie wälzte an die 700 Seiten und machte daraus knapp drei Stunden inklusive Pause. Zugegeben, ziemlich lang, aber wer kann sich auch noch so genau an den Honecker-Prozess, den ersten Öko-Kühlschrank aus Scharfenstein oder den Mord an Rohwedder nach dem beispiellosen Beutezug seiner Treuhand erinnern? „Nach der Wende lief unser Leben so im Galopp“, so ein Theatergast. „Da haben wir die Serie verpasst. Schön, jetzt eine Zusammenfassung zu sehen.“

„Beitrag zur Völkerverständigung“

Das witzig bis klamaukig inszenierte Erklärstück für Jung und Alt, Ossis und Wessis spielt mit Filmschnipseln von Schlagersendungen oder Rezitationen von Puhdy-Texten genauso wie mit Riesenfiguren der Mainzelmännchen, Ossi-Wessi-Witzen, Hymne und Nationalflagge. Denn: The show must go on.

Vor allem aber muss sich alles rechnen, die Serie versank aus Quotenmangel in der Mottenkiste. „Das ist ja ganz was anderes als politische Zensur“, heißt es im Stück, das Behrens ausgegraben hat, um einen „Beitrag zur Völkerverständigung“ leisten. „Becker bedient alle Klischees, um sie sofort wieder auszuhebeln“, so Behrens. „Bei ihm gibt’s kein Schwarz-Weiß, keine Sieger und Verlierer, erst recht keine Opfer.“

Der 1997 verstorbene Schriftsteller sagte damals, „dass die unterschiedlichen Ansichten und Verhaltensweisen der Ost-und Westdeutschen so lange existieren werden, solange die Lebensbedingungen so unterschiedlich sind“. Kein Wunder, dass Sätze wie „Die Stimmung im Osten hält sich in Grenzen“ hochaktuell klingen.

„Wir sind auch nur ein Volk“,
Vorführungen am 26.9. und 12./28.10., im Kleinen Haus, Glacisstraße 28, 01099 Dresden.

Karten gibt es u.a. unter der Telefonnummer 0351 4913555 und vor Ort an der Theaterkasse.
www.staatsschauspiel-dresden.de

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