Las Palmas und das Geheimnis des Donnerstags

Das Kolumbus Haus, gleich neben der Kathedrale St. Ana Foto: Alberto Albus
Das Kolumbus Haus, gleich neben der Kathedrale St. Ana Foto: Alberto Albus

„La vida es un Carnaval“, hallt es durch ein offenes Küchenfenster in die enge Gasse. Die Stimme der Salsa-Ikone Célia Cruz dringt aus dem Radio. Ein Mann mit dicker Zigarre spaziert vorbei. Leise blättert Putz von den blassblauen und ockergelben Fassaden. Die Gasse mündet auf den von Palmen gesäumten Plaza Catalina. Dessen Cafés sind gut besucht, die Bars nicht minder. Alte Männer stehen in Gruppen beieinander und unterhalten sich lauthals. Andere sitzen an abgewetzten, weißen Plastik-Tischen und spielen Domino. Kinder jagen sich inmitten des Geschehens. Hundegebell, Autohupen, aus Palmenkronen trällern exotische Vogelstimmen. Wir sind auf Gran Canaria, genauer: in der Insel-Hauptstadt Las Palmas.

Dunkle Augen

Ob im Restaurant oder in einem Geschäft – man blickt stets in dunkle Augen unter wohlgeformten Brauen und auf schneeweiße Zähne, die ein sanftes Lächeln umspielt. Kenner der Insel berichten, dass der kanarischen Gesellschaft italienische Gepflogenheiten eigen sind. Sich zum Beispiel optisch ins beste Licht zu setzen, ist keine Frage von Einkommen oder Status, es ist selbstverständlich. Kein Wunder, dass im Straßenbild eine Vielzahl an Kosmetikstudios auffällt, gesäumt von Barbieren, Zahnkliniken und Instituten für plastische und ästhetische Chirurgie. Hier lassen sich Taxifahrerinnen, Hotelangestellte oder Manager ihr Lächeln verschönern und ihre Fältchen mildern. Davon können auch deutsche Urlauber profitieren, die sich hier nach modernen Methoden vergleichsweise günstig behandeln lassen. Yanira Padura von der „Clinica estética y salud“ berichtet, dass kleine Schönheitseingriffe gern im Urlaub gebucht werden.

Schöne Landschaft

Doch Hauptgrund für einen Urlaub auf Gran Canaria bleibt noch immer die Schönheit der Landschaft. Mit einem Jahresmittel von 24 Grad ist auf der spanischen Insel der ewige Frühling zu Hause. Hauptanziehungspunkt für Touristen aus aller Welt ist die Kapitale Las Palmas. Und irgendwann, im Laufe des Tages, sieht man sie alle, Einheimische wie Gäste aus aller Welt, auf der 3,2 Kilometer langen Strandpromenade Paseo de las Canteras. Kleine Bars, Cafés und Geschäfte buhlen um Gunst und Geld der Urlauber. Gelegen zwischen dem Puerto de la Luz, dem Kreuzfahrt-Hafen, und dem Strand Las Canteras, dient die ans Wasser gebaute Flaniermeile als Schulweg, Arbeitsstrecke, Jogging-Paradies, Bade-Revier, Musikbühne und Yoga-Kulisse. Überhaupt spielt die Work-Life-Balance in der lichtverwöhnten Stadt eine große Rolle. Die kanarische Kellnerin Naira gönnt sich regelmäßig vor der Schicht einen Kaffee am Strand. „Erst danach gehe ich ins Restaurant arbeiten“, erzählt sie. Ihr Kollege Julio ergänzt: „Wenn wir unsere Schicht beendet haben, gehen wir oft noch mit Kollegen ein Bier auf dem alten Markt trinken. Erst danach gehen wir nach Hause zu unseren Familien. Diese Form des Miteinanders ist uns auf Gran Canaria einfach wichtig.“

Rebellisches Viertel

Auch im rebellisch anmutenden Stadtteil La Isleta werden Traditionen ausgiebig gepflegt. Der einstige Fischer- und Arbeiterkiez, der auf einer felsigen und meerumspülten Landzunge liegt, bildet den Ruhepol von Las Palmas. Hier leben die Menschen in – bis jetzt – günstigen Wohnungen, von denen aus sie die Wellen, die abends gegen die Felsen schlagen, beim Einschlafen hören können. Hier gibt es noch kein Hotel und keine ausländischen Luxus-Shops. Die Einheimischen bleiben noch unter sich: in den alten Stampen, kleinen Bäckereien, dem einfachen, von Fischern betriebenen Lokal „Amigo Camillo“, den Tante-Emma-Läden.

Quirlige Altstadt

Dem quirligen Viertel La Vegueta mit seinen Museen, den Kulturfestivals und Prachtbauten mangelt es ebenso wenig an Authentizität. Kunstinteressierte und Lebenskünstler aus dem In- und Ausland haben ihre Heimat in dem einzig kompakt erhaltenen Altstadtteil von Las Palmas gefunden. Die alten Paläste in maurisch anmutenden Gassen rund um die 400 Jahre alte Kathedrale „Santa Ana“ sind eine Augenweide. Das unter dem Schutz der Unesco stehende Viertel öffnet sich aber auch der modernen Welt mit Kunst- Yoga-, Sprach- oder Grafikstudios – meist von ausländischen Bewohnern der Stadt betrieben – oder Bio-Läden und veganen Restaurants. Open-Air-Konzerte sorgen für Kurzweil.

Ein Freudentag

Ein Wort noch zum Donnerstag. Der vierte Tag der Woche ist in Vegueta ein Freudentag für Studenten. Doch nicht nur für sie. In dem sonst hochpreisigen Viertel genießen sie Köstlichkeiten aus vielen Restaurants, die sie sonst nicht betreten würden. Das donnerstägliche Tapas-mit-Drink-Angebot macht es möglich. In kurzen Hosen und Tops ziehen sie meist von einem vornehmen Bistro zur nächsten Restaurant-Bar und probieren sich von acht bis tief in die Nacht durch das kulinarische Angebot. Mit einer Zigarette oder einem Glas in der Hand sieht man sie anschließend in Grüppchen vor den feinen Bars der Fußgängerzone stehen. Einmal pro Woche lacht man sich für zwei Euro pro Tapa inklusive Wein die Luxus-Preise des Viertels von der Seele. Bis sich die Nacht ins Morgenrot verliebt.
(Kornelia Doren)

Weitere Informationen zu Ihrem nächsten Urlaub auf Gran Canaria erhalten Sie u.a. beim offiziellen Tourismusbüro der Insel.
www.laspalmasgc.esVisit Las Palmas

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