Zwiebellook – aber was ist das eigentlich?

Style vor Kälteschutz. Bei vielen ist das auch in diesem Winter wieder das Credo. Dabei muss sich beides nicht gegenseitig ausschließen. Foto: fotolia.com © Africa Studio
Style vor Kälteschutz. Bei vielen ist das auch in diesem Winter wieder das Credo. Dabei muss sich beides nicht gegenseitig ausschließen. Foto: fotolia.com © Africa Studio

Dresden, zieh dich warm an. Was die winterlichen Temperaturen anbelangt, halten die kommenden Wochen noch frostige Überraschungen bereit. Und mit Sicherheit werden Meteorologen wieder raten, man möge sich im Zwiebellook anziehen, um der Kälte zwischen Elbspaziergang, Schlosspark-Wanderung oder Innenstadt-Shopping zu trotzen. Allerdings: Was genau meint man eigentlich mit diesem Zwiebellook und wie setzt man ihn um?

1. Der Sinn des Ganzen

Die Zwiebel ist eine mehrschichtig aufgebaute Pflanze. Daher auch der Begriff. Doch was an kalten Tagen dahintersteht, hat viel mehr mit den Zwischenräumen zu tun. Denn zwischen ihnen steht eine mehr oder weniger dicke Luftschicht. Und Luft ist, was seine Wärmeleitfähigkeit anbelangt, sehr schlecht.

Das ist gut, denn dadurch verhindert sie, dass Kälte von den äußeren Kleidungsschichten bis zur Haut vordringt. Und umgekehrt, dass die Wärme, die wir erzeugen, nach außen verschwindet. Man könnte über den nackten Oberkörper einen superdicken Pullover ziehen. Man würde darin jedoch wesentlich schneller frieren als in drei T-Shirt-dünnen Longsleeves, weil zwischen Pulli und Haut nur eine Luftschicht dämmen kann.

2. Die Füße

Der echte Zwiebellook an den Füßen sieht folgendermaßen aus: Die Füße stecken in ganz dünnen Sportlersocken aus atmungsaktivem Material. Dadurch sind sie in der Lage, Fuß-Feuchtigkeit schnell durchzureichen, sodass sie sich nie feucht anfühlen – wichtig für das Hautklima. Darüber zieht man dicke Stricksocken aus Naturfaser-Polyester-Mischgewebe.

Naturfaser sorgt für Wärme, Polyester für Feuchtigkeitstransport. Dieses „Paket“ kommt in Schuhwerk – und da ist bei winterlichen Verhältnissen nur eine Treter-Kategorie erlaubt: Winterboots. Denn nur die sehen trendig aus und halten warm und trocken. Gerne aus Echtleder (atmungsaktiv) und unbedingt mit dicken Sohlen versehen, welche die Füße vom eisigkalten Kopfsteinpflaster entkoppeln. Allerdings sollte man sich beim Leder die Mühe machen und es nach dem Kauf pfleglich behandeln, damit es wasserdicht bleibt.

So sehr es das Modediktat auch erfordert, knöchelfreies „Planking“ ist bei Minustemperaturen ein absolutes No-Go.  Foto: fotolia.com © Drobot Dean
So sehr es das Modediktat auch erfordert, knöchelfreies „Planking“ ist bei Minustemperaturen ein absolutes No-Go. Foto: fotolia.com © Drobot Dean

3. Untere Extremitäten

Modefans, die auf den angesagten „Hochwasser-Look“ stehen, bei dem Hosenbeine so kurz sind, dass die Knöchel frei bleiben, müssen stark sein. Denn das konterkariert sämtliche Zwiebelschichtigkeit. Die Beinkleider sollten keine Hautpartien unbedeckt lassen. Das gilt nicht nur ganz unten, sondern auch oben. Tiefsitzende Low-Rise-jeans, welche den Steißbereich bei minimalem Vorbeugen freilegen, sind bei Minusgraden tabu, denn sie begünstigen Krankheiten von der schmerzhaften Lendenmuskelentzündung bis hin zu massiven Blasen- oder Nierenentzündungen.

Täuschen lassen sollte man sich auch nicht von seinem Temperaturempfinden: Die Beine signalisieren vielleicht „Jeans allein ist warm genug“. Das stimmt allerdings nicht, sie melden es nur nicht so unangenehm ins Gehirn, als wenn einem etwa an den Oberarmen kalt ist. Sobald es friert, sollten auch Beine und Po mehrschichtig bekleidet werden. Als Basis ist eine normale Unterhose absolut tauglich.

Zwischen ihr und der Hose sollte aber eine weitere Schicht liegen. Wer lange Lauftights hat, kann die tragen. Wer jedoch sowieso kaufen muss, kann auch auf die günstigeren (allerdings optisch weniger reizvollen) Fein- oder Doppelripp-Langbein-Unterhosen setzen. Sieht ja niemand und sie halten dank ihrer Struktur das Luftpolster auf der Haut perfekt fest.

4. Oberkörper

Dicke Jacke und gut? Nicht wenn man sich länger draußen aufzuhalten gedenkt. Der Oberkörper ist am besten durchblutet und meldet Kälte deshalb am empfindlichsten. Grundlage sollte abermals etwas Dünnes, Langärmeliges sein. Für den Anfang tun es Longsleeves, wer sowieso lange Unterhosen kauft, sollte ein dazu passendes Vollarm-Unterhemd erstehen. Und darüber sollte man keinen superdicken Pulli tragen. Denn sobald man sich ins Warme hineinbegibt, wird einem sonst schnell zu warm.

Über dem Unterhemd tragen Kältestrotzende ein langärmeliges Hemd/Bluse aus Naturfaser. Es muss kein Wollhemd sein (wenngleich Wolle enorm kälteresistent ist), auch Baumwolle tut es. Darüber kommt ein dünner Strickpullover oder Pullunder. Dieses Dreigestirn bietet eine starke Kältebarriere, ohne so dick aufzutragen wie ein schwerer Winterpulli.

Darüber zieht man, nein, nicht den Winterparka, sondern eine normale Jacke. Sie muss nicht mal gefüttert sein. Sie muss nur Wind und Regen vom Rest der Kleidung abhalten. Das kann eine dünne Softshell- ebenso gut wie eine Lederjacke – oder wenn es stylish sein soll ein gefütterter Trenchcoat.

Ob der Schal groß genug sein muss, um notfalls den ganzen Oberkörper einzuwickeln, ist Geschmackssache, Nur sollte er immer von einer Kopfbedeckung gekrönt werden.  Foto: fotolia.com © Africa Studio
Ob der Schal groß genug sein muss, um notfalls den ganzen Oberkörper einzuwickeln, ist Geschmackssache, Nur sollte er immer von einer Kopfbedeckung gekrönt werden. Foto: fotolia.com © Africa Studio

5. Der Kopf

Schaut man sich Dresdens winterliche Innenstadt an, könnte man glauben, dass Schals Saison für Saison voluminöser werden – bei so manchen Zeitgenossen wirkt es, als hätte da jemand seine Couchdecke um den Hals geschlungen.

Gegen den Schal selbst lässt sich nichts einwenden. Der ist perfekt, um den empfindlichen Hals/Nacken-Bereich zu schützen. Was man jedoch kritisieren kann, ist, dass viele auf weitere Kopfbedeckung verzichten. Denn damit macht man alle anderen „Dämm-Maßnahmen“ zunichte – ungeachtet der Haarlänge. Zwar ist es ein (hartnäckiger) Mythos, dass wir bis zu 45% der Wärme über die Kopfhaut verlieren. Aber der Körper ist eben ein wärmeregulierendes System. Der nackte Kopf ist eine Dämm-Lücke, ähnlich eines offenen Fensters im modern-gedämmten Haus. Allerdings ist keine Mehrschichtigkeit vonnöten. Eine Ohren-bedeckende Strickmütze, reicht völlig aus. Glatzenträger indes sollten jedoch durchaus überlegen, unter der Mütze noch ein dünnes Sportlerkäppchen zu tragen.  

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