Das Wetter in Dresden wird extremer, der Winter war aber Durchschnitt: Eine Bilanz

Der vergangene Winter in Dresden war von seinen Werten her eher durchschnittlich. // Foto: Arno Burgi/Archiv

„Ein eher durchschnittlicher Winter“ lautet es im aktuellen Witterungsbericht der Stadt Dresden. Nach dem Jahr der meteorologischen Extreme mit Rekord-Hitze im Sommer, ganzjähriger Rekord-Trockenheit und Rekord-Sonnenstundenzahl ist das eine Nachricht, die schon fast Ausnahmecharakter hat und ein wenig aufatmen lässt. Denn der Winter 2018/19 lässt keine großen Rekorde vermelden.

Eine kleine Besonderheit gab es dennoch: zwei gegensätzliche Witterungsabschnitte. In der ersten Winterhälfte bestimmte der Einfluss atlantischer Tiefdruckgebiete die Witterung in Sachsen mit feuchten und milden Luftmassen. Die zweite Winterhälfte ab Mitte Januar wurde von Hochdruckeinfluss mit Sonnenschein dominiert. Insgesamt war die vergangene Saison zwar zu warm, aber auch sehr feucht und trotzdem sonnig.

Überdurchschnittlich viel Regen und steigende Temperaturen

Die Top Ten erreichte der Winter 2018/2019 in der Kategorie Niederschlag. Nach der langen Trockenheit im Vorjahr ein Segen für all diejenigen, die auf Regen angewiesen sind. Die Niederschlagssumme des Winters beträgt 189 Millimeter. Das sind 131 Prozent der sonst üblichen Menge. Auch ist der Winter deutlich wärmer geworden.

Beim Vergleich der Mitteltemperaturen des 30-Jahreszeitraums von 1961 bis 1990 und dem Folgezeitraum 1990 bis 2019 ist die stärkste Erwärmung mit 1,3 Grad für den Januar festzustellen, gefolgt vom Februar mit 1,2 Grad Temperaturerhöhung. Im Dezember liegt die Temperaturveränderung bei nur 0,6 Grad.

Die milden Temperaturen spiegeln sich in den meteorologischen Kenntagen des Winters 2018/2019 wieder. So gab es nur 43 Frosttage, der Durchschnittswert liegt bei 55 Tagen. An Frosttagen bleibt die Tagestiefsttemperatur unter null Grad Celsius. Statt der durchschnittlichen 22 Eistage – Tage, an denen die Tageshöchsttemperatur unter null Grad Celsius bleibt – wurden lediglich acht Tage gezählt.

Während im Zeitraum von 1961 bis 1990 im Durchschnitt 20 Tage mit Schneefall registriert wurden, waren es im vergangenen Winter nur die Hälfte. Obwohl die Wintertemperatur einen klar ansteigenden Trend zeigt, ist eine Tendenz für die Eis- und Frosttage bisher nicht eindeutig erkennbar. Kaltluftvorstöße aus dem polaren Raum sind immer wieder möglich, die kurz- und langfristig zu Frostperioden führen können. Die Schwankungsbreite an Temperaturen und Witterungen hat deutlich zugenommen.

Viel Sonne und kaum Schnee: Ein Trend setzt sich fort

Ein kontinuierlicher Anstieg zeigt sich allerdings bei der Sonnenscheindauer. Der Winter wird immer sonniger. Im Winter 2018/2019 schien die Sonne 24 Prozent länger im Vergleich zum Referenzzeitraum von 1961 bis 1990.

„Mehr Sonne statt Schnee“, fasst Umweltamtsleiter Wolfgang Socher den Witterungsbericht zum vergangenen Winter zusammen. „Wir sollten das Positive dieser Entwicklung nutzen, gerade bei der städtischen Anpassung an den Klimawandel. Dresden muss sich den klimatischen Änderungen wie steigende Temperaturen, Hitzeperioden, Trockenheit, Intensivierung an Starkregenereignissen, stellen“, regt Socher an.

„Neben den negativen Folgen für Natur und Mensch ergeben sich auch Chancen. So gibt es mehr Bedarf und gleichzeitig mehr Möglichkeiten für die Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Technologien und klimaneutraler Produkte, für die klimavorsorgende Stadtumgestaltung, für neue Dienstleistungsangebote im Gesundheitswesen und vieles mehr. Außerdem hat die Bürgerumfrage zum Klimawandel 2017 gezeigt, dass ein Großteil der Dresdnerinnen und Dresdner bereit ist, ihren Lebensstil umweltfreundlicher zu gestalten. Hier sollten wir ansetzen.“

Doch jede Anpassung hat ihre Grenzen. Für Sachsen zeigen die Klimamodelle einen durchschnittlichen Temperaturanstieg von zwei bis drei Grad bis zum Jahr 2100. Die meteorlogischen Verhältnisse, die 2018 herrschten, werden dann Normalität und Extreme noch extremer als heute sein. Was dies für Flora, Fauna und das städtische Leben bedeuten wird, ist zurzeit schwer vorstellbar.

Wolfgang Socher betont: „Die Zeit ist zu kurz, damit sich die Physiologie des Menschen an die Änderungen des Klimas anpassen kann. Auch für Tiere und Pflanzen ist der Zeitraum nicht ausreichend. Daher müssen wir die klimatischen Änderungen einschränken und unsere Bemühungen im Klimaschutz vorantreiben. Hier ist das Engagement eines jeden Einzelnen gefragt, beispielsweise indem bevorzugt regionale Produkte aus ökologischen Anbau gekauft werden oder so oft wie möglich das Fahrrad statt des Autos genutzt wird. Jeder noch so kleine Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung!“

Regenreicher Dezember und zu warmer Januar sowie Februar

Im Dezember 2018 löste sich nach zehn Monaten die stabile Hochdrucksituation, die Ursache für die langanhaltende Trockenheit und Wärme der vorhergehenden Monate war. Endlich durchzogen niederschlagbringende Tiefdruckgebiete Mitteleuropa. Und damit gab es reichlich Niederschlag: 130 Prozent der durchschnittlichen Summe lautet die Bilanz für Dezember. Aber wo viel Regen ist, sind viele Wolken.

So schien im Dezember nur 25 Stunden lang die Sonne. Das sind lediglich 56 Prozent der sonst üblichen Zeit. Somit war der Dezember 2018 damit der dritttrübste seit 1961. An Schnee fehlte es völlig in Dresden. Die Temperaturen waren viel zu mild. Die Monatsmitteltemperatur lag 2,7 Grad über dem Klimareferenzwert von 1961 bis 1990.

Im Januar hielt die feuchte Witterung an. Die ersten 15 Tage des neuen Jahres regnete es in Dresden jeden Tag! In den Alpen und Bayern herrschte dagegen Schneechaos. Erst Hoch „Angela“, das sich in der letzten Januardekade etablierte, sorgte für einen Wetterumschwung und für die erste Frostperiode des Winters.

Ab dem 21. Januar blieben die Tageshöchsttemperatur erstmalig für längere Zeit unter dem Gefrierpunkt. Am 24. Januar schmückte sogar weiße Pracht das Stadtbild. Insgesamt überstieg der gemessene Niederschlag um 43 Prozent den Klimareferenzwert. Trotz des vielen Regens schien im Januar die Sonne 59 Stunden. Das ist mit 107 Prozent gegenüber dem Referenzwert recht durchschnittlich. Mit einer Abweichung von 1,1 Grad war er dennoch ein zu warmer Monat.

Der nun folgende Februar glich einem Déjà-vu des Vorjahres. Der letzte Monat des Winters versuchte seine trüben Kollegen mit aller Macht zu überstrahlen. Hochdruckeinfluss ohne Ende, genau wie 2018. Zu Beginn des Monats zwar etwas zögerlich, doch mit Hoch „Dorit“ und Hoch „Erika“ gab es dann Sonne satt über weite Teile Mitteleuropas. Mit beachtlichen 132 Sonnenstunden in Dresden überschritt der Februar den Klimareferenzwert um 78 Prozent. Damit ist der Februar 2019 der drittsonnigste nach 2018 und 2003.

In den Winterferien grüßte sogar der Frühling. Die Tageshöchsttemperaturen kletterten für fast eine Woche auf mehr als 16 Grad Celsius. Pollenallergiker dürften dies bereits gespürt haben. Insgesamt lag das Monatsmittel 3,6 Grad über dem Vergleichswert. Damit war es der elfte Monat in Folge, bei dem die Monatsmitteltemperaturen über dem Klimareferenzwert von 1961 bis 1990 liegt. Trotz Sonnenschein fielen an den elf Regentagen 46,5 Millimeter Niederschlag. Mit 119 Prozent gegenüber dem Klimareferenzwert war es damit ein zu nasser Monat.

Diagramm: Umweltamt
Diagramm: Umweltamt
Diagramm: Umweltamt

Diagramm: Umweltamt


Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.