Treppauf und treppab – in „Kasimir und Karoline“ im Staatsschauspiel Dresden

Karina Plachetka, Ingo Tomi, Raiko Küster, Viktor Tremmel und Anja Laïs im Stück "Kasimir und Karoline". (Foto: Sebastian Hoppe)

Eigentlich wollte sie ja nur ein Eis essen, die Karoline. „Aber dann kam der Zeppelin. Und dann bin ich Riesenrad gefahren“, sagt sie, mehr anklagend als wehmütig. Und dann? Dann bricht alles irgendwie auseinander und weg, was ohnehin nicht fest war. Also: Ihrem Bräutigam bricht die Arbeit weg und ihr daraufhin die Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft. „Vielleicht sind wir zu schwer füreinander – du bist ein Pessimist und ich neige zur Melancholie“, begründet sie ihr Aufgeben. Im Ödön von Horváth-Stück, aufgeführt im Staatsschauspiel in der Regie von Nora Schlocker, geht es aber nicht nur um die Liebe in Zeiten der Angst – das Sozialdrama entstand 1932. Es ist auch der ewige Kreislauf des Lebens in seiner Abhängigkeit von ökonomischen Zwängen. Stimmt es, was die Erna, dieses fast schon hörige Weibchen mit einer leise flackernden Sehnsucht nach Selbstbestimmung – spielerisch beeindruckend umgesetzt von Karina Plachetka – sagt: „Die Menschen wären doch gar nicht so schlecht, wenn es ihnen nicht so schlecht gehen tät?“ Oder ist es vielleicht eher andersherum?

Mit Cello und Kontrabass

Für Horváths großartige Theatervorlage hat man am Staatsschauspiel neben den durchgehend gut besetzten Figuren, allen voran Anja Laïs als Karoline und Viktor Tremmel als Kasimir, ein einfach-attraktives Bühnenbild gezaubert: Es dient mal als Treppe dem sozialen Auf- und Abstieg der sehr verschiedenen Protagonisten, wird mit klappbaren Stufen zur Rummel-Rutsch-Fläche und mit einem gerahmten Vorhang zum Theater im Theater. Auf einer herunterfahrbaren Wand spielen hin und wieder auch die Schatten der illustren Gesellschaft – vom Landgerichtsdirektor über den einfachen Arbeiter zu Groupies und Kleinkriminellen. Richtig rund macht den Abend die Live-Musik mit Violinen, Cello und Kontrabass, die das Stück sowohl mit grummeliger Hintergrundmusik als auch mit platt-derben Trinkliedern a la „Eins-zwei-drei-G’suffa“ in Ton-Szene setzen. (Thessa Wolf)


Kasimir und Karoline
Wann? 18. Juni 2019 ab 19.30 Uhr
Wo? Schauspielhaus Dresden
Preis: elf bis 28 Euro
Weitere Infos gibt es unter: www.staatsschauspiel-dresden.de

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