Chef der Uniklinik: „Wir leiden unter Lieferengpässen“

Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums // Foto: Christian Juppe

Professor Michael Albrecht spricht im Interview über die Situation in der Dresdner Corona-Ambulanz.

Herr Albrecht, wie sieht die Zwischenbilanz nach den ersten Wochen mit Corona aus?

Für uns war diese Zeit von Umstrukturierungen geprägt. Wir haben Stationen freigeplant, das elektive – also planbare – OP-Programm zurückgefahren und neue Versorgungs- und Steuerungseinheiten etabliert, wie die zentrale Krankenhausleitstelle Ostsachsen und die Corona-Ambulanz. Kurzum, es war eine anstrengende Zeit, aber sie hat sich insofern gelohnt, dass wir für die jetzt eintreffenden Patienten gut
vorbereitet sind.

Wie lief die Versorgung der Covid-19-Patienten bisher?

Bislang können wir wirklich sagen: es läuft alles gut. Wir haben noch keinen Patienten an der Beatmungsmaschine und auch die intensivmedizinischen Fälle liefen bislang stabil.

Was wissen wir über die Behandlung und über die Patienten?

Wir stehen in engem Austausch bundesweit und international. Als Haus mit einem Zentralbereich Infektiologie stellen wir für jeden Covid-19-Patienten ein infektiologisches Konsil ein – noch sind wir am Anfang, aber mit den gesammelten wissenschaftlichen und Erfahrungsberichten können wir in naher Zukunft ein eigenes Bild zeichnen.

Wer kommt in die Corona-Ambulanz?

Eigentlich eine breite Öffentlichkeit, wir haben allerdings hier infektiologisch sehr streng gefiltert. Getestet wird nach den RKI-Standards und nach eindeutigen Symptomen.

Welche Maßnahmen wurden für die Versorgung und Tests umgesetzt?

Wir mussten uns über Wettbewerbsgrenzen und über Zuständigkeiten hinweg organisieren, um konzertiert handlungsfähig zu sein. Gemeinsam mit 35 anderen Krankenhäusern der Region sitzen wir nun beispielsweise an einem Tisch und organisieren, welche Betten wo verfügbar sind, um die Patientenströme zu lenken.

Was läuft aktuell weniger gut?

Wir leiden immer noch unter den Lieferengpässen, hier müssen wir häufig neu denken.

Wo wünscht sich das Uniklinikum noch Unterstützung?

Wir sind in sehr engem Kontakt mit dem Freistaat, so, dass wir alle Sorgen und Probleme direkt besprechen. Nächster wichtiger Schritt ist es, Infektionsherde wie beispielsweise Pflege- und Altenheime sehr genau unter die Lupe zu nehmen und hier vorzubeugen, damit sich diese nicht zu Inkubationszentren entwickeln.

SZ/VOL

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