„Ich glaube nicht, dass dieser Virus verschwinden wird“

Howard Carpendale war vor allem für Fernsehzuschauer in letzter Zeit präsent. // Foto (PR): Ove Arscholl

Schlagerstar Howard Carpendale trotzt dem Lockdown mit einem neuen Album und Fernsehauftritten.

Mit Hits wie „Hello Again“ schrieb Howard Carpendale deutsche Schlager-Geschichte. Mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra nahm er zwei Alben auf. Seine „Die Show meines Lebens“-Tour musste er auf Ende 2021 verschieben. „Howie“ denkt zwar wegen Corona nicht ans Aufhören, aber er blickt schon ein wenig auf seine Karriere zurück.

Herr Carpendale, wie geht es Ihnen?

Gut. Ich liebe meinen Beruf und freue mich sehr, dass wir das Album in diesen Zeiten produzieren konnten. Aber die Bühne fehlt mir natürlich schon lange.

Am 14. Januar feiern Sie Ihren 75. Geburtstag. Glauben Sie noch an eine halbwegs „normale“ Feier?

Ich hatte jetzt eh nicht vor eine große Feier zu machen. Das ist das kleinste Problem für mich zurzeit. Wie alle paar Jahre werde ich wahrscheinlich mit meiner Familie essen gehen. Wissen Sie, ich stehe privat nicht so gerne im Mittelpunkt, sondern eher in meinem Beruf.

Apropos Beruf, junge Künstler haben wegen Corona kaum Chancen auf eine Karriere. Wie ist Ihre Einschätzung?

Es ist zurzeit eine Katastrophe. Es gibt manche, die sagen, die ganze Branche wird über kurz oder lang zugrunde gehen, wenn es noch länger so weitergeht. Wir müssen einen Weg finden, bis spätestens zum Sommer, dass Unterhaltung wieder stattfinden kann. Es gibt Tausende, die in dieser Branche nicht so gut verdient haben, die zurzeit in einer völlig ausweglosen Situation sind.

Muss man also als junger Künstler umdenken, statt den Traum zu leben?

Ich glaube die alte Welt, die wir gekannt haben wird ganz schnell neue Wege gehen. Es ist nicht klar, ob jemals wieder 10.000 Menschen eine Konzertarena füllen. Ich glaube auch nicht, dass dieser Virus irgendwann verschwinden wird. Er vielleicht in abgeschwächter Form weiter ein Teil unseres Lebens bleiben.

Ans Aufhören denken Sie deshalb aber sicher noch nicht, oder?

Es ist sehr schwer im Moment zu planen. Es geht ja nicht nur um uns Künstler. Ich kann morgen wieder auf die Bühne gehen, aber die Leute kommen nicht dazu. Wir sind also ziemlich machtlos.

Auf Ihrem neuen Album singen Sie auch über Ihre Heimat Südafrika. Wann waren Sie das letzte Mal dort?

In Südafrika war ich das letzte Mal vor neun Jahren, ich habe ja keine Familie mehr dort. Wir wollten dort ein Video drehen, bei meinem Geburtsort und meiner alten Schule. Aber wegen Corona hat das Ganze leider nicht geklappt, schade.

Werden Sie später mal sagen können: Ich habe alles richtig gemacht?

Ich kann nicht sagen, ich hätte alles genauso gemacht, gerade in der Anfangszeit in Deutschland habe ich erstmal ein paar Lieder gesungen, die andere für mich komponiert haben. Die haben nicht so gut zu mir gepasst. Aber 1974 habe ich meine Karriere selbst in die Hand genommen. Es ist wesentlich authentischer, wenn ein Künstler sich selber komponiert und produziert. Ja, ich glaube ich kann zurückblicken und sagen: Wer hat schon das Glück 50 Jahre zu singen?

„Ich glaube nicht, dass dieser Virus verschwinden wird“ Schlagerstar Howard Carpendale trotzt dem Lockdown mit einem neuen Album und Fernsehauftritten. Howard Carpendale:ymphonie meines Lebens 2“ Auf dem zweiten Album mit dem Royal Philharmonic Orchestra, erscheinen auf Electrola (Universal Music), finden sich neu aufgelegte Uralt-Hits wie „Das schöne Mädchen von Seite 1“ und „Da nahm er seine Gitarre“

INTERVIEW: TOM VÖRÖS

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