Witterungsbericht 2020: Der vergangene Winter war wechselhaft

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Mild, schneereich, eisig, frühlingshaft – der Winter des vergangenen Jahres war hatte alles zu bieten. Mehr erfahren Sie im aktuellen Witterungsbericht zum Winter 2020/2021.

Die reine Datenlage lässt auf einen durchschnittlichen Winter schließen.  Denn gegenüber der Referenzperiode 1991 bis 2020 war die Durchschnittstemperatur des Winters 2020/2021 nur um 0,3 Grad erhöht. Die Sonne schien mit 212 Stunden lediglich fünf Prozent mehr im Vergleich zum Mittelwert der vergangenen 30 Jahre. Und auch beim Niederschlag entsprach die Niederschlagssumme des vergangenen Winters nahezu dem Vergleichswert von 1991 bis 2020.

Dies ergab die Auswertung der Daten der Messstation des Deutschen Wetterdienstes in Dresden Klotzsche durch das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden. Meteorologin Franziska Reinfried kann die Daten genauer deuten: „Wie so oft, lohnt sich ein Blick auf die Details. Und so viel sei gesagt: einen meteorologisch so abwechslungsreichen Winter gab es bisher selten. Er zeigte alle Potenziale an Witterungen, die atmosphärisch möglich sind. Von dauerhaft zu mild, über klassisches Schmuddelwetter bis winterlich und knackig kalt mit einem ersten warmen Frühlingshauch.“

Dezember 2020

Pünktlich zum meteorologischen Winteranfang am 1. Dezember 2020 brachte Tiefdruckgebiet Undine den ersten Schnee. Für einen Tag zeigte sich Dresden in einem Hauch von Weiß. Allerdings hielt die kalte Witterung nicht lange an. Überwiegend Hochdruckeinfluss sorgte für überdurchschnittlich viel Sonnenschein (50 Prozent mehr als im Mittel der vergangenen 30 Jahre) und zu milde Temperaturen. So war der Dezember wie in den vergangenen sieben Jahren mit einer Monatsmitteltemperatur von plus 3,6 Grad Celsius deutlich zu warm. Gegenüber dem neuen Klimareferenzzeitraum 1991 bis 2020 bedeutet dies eine positive Abweichung von 1,9 Grad. Mit einer Maximaltemperatur von zwölf Grad Celsius wurde der drittwärmste „Heiligabend“ seit 1961 verzeichnet.

Wie für das gesamte Jahr 2020 bestimmend, blieb der Dezember 2020 mit nur 21 Millimetern Niederschlag viel zu trocken. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 1991 bis 2020 sind das lediglich 50 Prozent der durchschnittlichen Menge. Dabei regnete es an nur sieben statt an durchschnittlich 14 Tagen. Die Tiefdruckgebiete Greta und Hermine sorgten nach Weihnachten für einen Wetterumschwung und jahreszeitgemäße Temperaturen. Trotz anhaltenden Bodenfrosts gab es jedoch keinen Schnee im Stadtgebiet.

Januar 2021

Der Januar zeigte die verschiedensten Facetten, die atmosphärische Strömungen bieten können und so startete das Jahr mit sehr abwechslungsreicher Witterung. Ein beständiger und wenig dynamischer Tiefdruckkomplex prägte die erste Januardekade und sorgte für anhaltendes Schmuddelwetter. Weder wurde es richtig kalt, noch freundlich und mild. Die Temperaturen hielten sich beständig knapp über dem Gefrierpunkt, es war durchweg trüb und es regnete. Nur in den höheren Lagen gab es teilweise eine geringe Schneedecke. Um den 9. Januar herum folgte ein Wetterumschwung.

Es etablierte sich eine ausgedehnte Tiefdruckzone, die sich von Skandinavien über Mitteleuropa und den zentralen Mittelmeerraum bis nach Nordafrika erstreckte. Innerhalb dieser Tiefdruckzone war Tief Dimitros für das Deutschland-Wetter bestimmend. In der instabilen, feuchten und kalten Luftmasse kam es am 14. Januar zu einem abendlichen Wintergewitter, das die Stadt in kurzer Zeit in Weiß hüllte. Ein nicht außergewöhnliches, dennoch recht seltenes Phänomen. Fast eine Woche hielten die frostigen Temperaturen und die weiße Pracht. Hoch Dragica beendete abrupt das Winterspiel. Mit Sitz über Südwesteuropa strömte ab dem 19. Januar sehr milde subtropische Luft nach Mitteleuropa. Bei Sonnenschein kletterte das Thermometer in Dresden-Klotzsche auf frühlingshafte Temperaturen bis zehn Grad Celsius. Der Schnee schmolz. Pünktlich zum nächsten Wochenende versorgte Tief Goran das Stadtgebiet wieder mit kühleren Temperaturen und Schnee. Der Frost hielt bis Ende des Monats an.

Insgesamt schneite es an 14 der 19 Niederschlagstage im Januar. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge wurde um 60 Prozent überschritten. Mit 23 Frosttagen zählte der Januar fünf Frosttage mehr im Vergleich zum Mittelwert 1991 bis 2020. So war der Januar im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre 0,3 Grad zu kalt. Außerdem war es außergewöhnlich trüb. Die Sonne schien mit 26 Stunden nur halb so lange. Seit 1961 war es der zweittrübste Januar.

Februar 2021

Für die Jahreszeit zu milde Temperaturen bis über zehn Grad Celsius sorgten in den ersten Februartagen wiederum für ein vollständiges Schmelzen der Schneedecke im Stadtgebiet. Auch regnete es immer wieder. Im tschechischen Elbeeinzugsgebiet schmolz viel Schnee, so dass in Folge der Elbpegel deutlich anstieg. Am 5. Februar wurde in Dresden die Hochwasseralarmstufe 1 ausgerufen. Am Folgetag erreichte der Pegel Dresden den höchsten Wasserstand des Winters von 461 Zentimetern. Ein Pegelstand in dieser Größenordnung wurde letztmalig am 12. Januar 2015 mit 449 Zentimetern registriert. Am 8. Februar wurde die Hochwassermeldegrenze in Dresden wieder unterschritten.

Eine sehr eindrückliche Wetterlage stellte sich dann am ersten Februarwochenende ein. Dem Tief Tristan über Südfrankreich stand das Hoch Gisela mit Zentrum über Nordosteuropa gegenüber. In der quer über Mitteldeutschland verlaufenden Luftmassengrenze traf die milde, feuchte Luft auf die kalte Polarluft. Heftige Schneefälle und Glatteisbildung waren die Folge. Etwas am Rande des Geschehens lief diese Witterungssituation in Dresden recht glimpflich ab. Schneefall und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt – so wie es im Winter sein soll. Spannend war hierbei der sogenannte Blutschnee. Durch den Eintrag von Saharastaub weit in den Norden nach Mitteleuropa hinein zeigte sich eine rosa gefärbte Schneedecke. Der Einfluss des Hochdruckgebietes mit dem daraus folgenden Zustrom arktischer Luftmassen hielt an.

Der kälteste Tag war der 9. Februar mit einer Tageshöchsttemperatur von -9,5 Grad Celsius. In der Nacht zum 10. Februar fiel das Thermometer auf -16,2 Grad Celsius. Letztmalig war es im Februar 2012 so kalt mit einer Tageshöchsttemperatur von nur -11,7 Grad. Neun Tage ununterbrochener Schneefall sorgten für Ski- und Rodelspaß im ganzen Stadtgebiet. Die erfasste Schneemenge an der Wetterstation Dresden-Klotzsche bemisst sich im Februar auf 224 Zentimeter. Seit 1987 ist dies die größte Schneemenge. Die durchschnittliche Schneemenge der vergangenen 30 Jahren liegt bei lediglich 64 Zentimeter. Entsprechend gering fiel die Februartemperatur aus. Das Monatsmittel erreichte 0,5 Grad Celsius. Das sind 0,9 Grad unter dem Vergleichswert 1991 bis 2020. Gegenüber der Referenzperiode 1961 bis 1990 wäre der Februar 2021 allerdings noch 0,2 Grad zu warm gewesen.

Nach der eisigen Kälte folgte auf einmal der Frühling. Ab der letzten Februardekade bestimmte ein großräumiger Tiefdruckkomplex, der von Island bis zur iberischen Halbinsel reichte, die Witterungsverhältnisse in Mitteleuropa. Die darin eingebetteten Tiefausläufer führten sehr milde Luftmassen aus dem Süden nach Mitteleuropa. Die Temperaturen stiegen auf frühlingshaftes Niveau, der Schnee schmolz. Am 25. Februar wurden an der Wetterstation Dresden-Klotzsche 20 Grad Celsius gemessen, ein neuer Temperaturrekord. Das ist die höchste Temperatur, die je in einem Februar seit 1961 registriert wurde. Wer an diesem Tag den Himmel beobachtete, dem wird außerdem die dunstige Luft aufgefallen sein. Durch das Hochdruckgebiet Ilonka wurden nach einem gewaltigen Saharastaubausbruch die feinen Staubpartikel bis nach Nordeuropa geführt. Erst das letzte Februarwochenende bewegte sich dann wieder im jahreszeittypischen „Normalbereich“.

Gewässersituation

Für die Gewässersituation in Dresden war der Winter ein Segen. Die Bäche fließen wieder. Ebenso positiv wirkte sich die Schneedecke mit dem langsamen Einsickern des Schmelzwassers in den Boden auf die Grundwassersituation aus. Der Elbpegel ging nur allmählich zurück. So kam es noch einmal zu einem Anstieg des Pegelstandes auf 352 Zentimeter am 20. Februar, da in der Moldaukaskade und in der Talsperre Nechranice, Tschechien durch höhere Entlastungen Speicherkapazitäten für die erwartete Schneeschmelze in den hohen Lagen von Böhmerwald und Erzgebirge geschaffen wurden.

Änderung des Klimareferenzwertes

Der Rückblick auf den vergangenen Winter ist allein schon aus dem Grund interessant, da, wie bereits im meteorologischen Jahresrückblick erläutert, mit Beendigung des Jahres 2020 die neue Klimareferenzperiode 1991 bis 2020 zur Verfügung steht. Werte für Temperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer oder Anzahl meteorologischer Kenntage können nun mit diesem neuen Klimamittelwert 1991 bis 2020 in Bezug gesetzt werden und nicht wie bisher zum Zeitraum 1961 bis 1990. Die benannten Parameter haben sich durch die globale Klimaveränderung gegenüber dem bisherigen Klimareferenzzeitraum 1961 bis 1990 zum Teil deutlich verändert. So hat sich der durchschnittliche Winter (Mittelwert 1991 bis 2020) bereits um ein Grad gegenüber dem bisherigen Klimareferenzzeitraum 1961 bis 1990 erwärmt. Die Sonnenscheindauer hat sich von durchschnittlich 173 Stunden (Mittelwert 1961 bis 1990) um 17 Prozent auf 203 Sonnenstunden (Mittelwert 1991 bis 2020) erhöht. Der Winter ist im zurückliegenden 30-Jahreszeitraum um etwa 18 Prozent trockener geworden gegenüber der Periode 1961 bis 1990.

Vom Niederschlagsrückgang besonders betroffen ist dabei vor allem der Dezember (minus 24 Prozent) und der Februar (minus 17 Prozent). Die gemessenen Schneehöhen haben sich von mittleren 386 Zentimetern (Mittelwert 1961 bis 1990) auf 210 Zentimeter (Mittelwert 1991 bis 2020) fast halbiert. Dagegen hat sich die Anzahl an Eistagen (Tage an denen die Maximaltemperatur unter dem Gefrierpunkt bleibt) und Frosttagen (Tage an denen die Minimumtemperatur Null Grad unterschreitet) um durchschnittlich drei beziehungsweise vier Tage recht wenig verändert. Während insgesamt die Winter immer milder werden, sind vereinzelt dennoch eisige Temperaturen und Schneefälle möglich.

Den gesamten Witterungsbericht für Dresden finden Sie hier.

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