Warum Ausgrenzung krank macht

Warum Ausgrenzung krank macht
Nur noch fünf Tage Isolation, wenn man Corona-positiv, aber symptomfrei ist. Foto: pixabay

Wer in seinem Alltag immer wieder Vorurteilen ausgesetzt ist, leidet häufiger an stressbedingten Krankheiten. Das belegt eine Studie.

Abschätzige Blicke in der Straßenbahn, ein loser Spruch an der Haltestelle, Pöbeleien auf dem Weg zum Einkaufen. Für viele Menschen ist das Teil ihrer Lebensrealität. Manche erleben auch körperliche Angriffe. Andere werden bei Bewerbungen um Jobs und Wohnungen ausgegrenzt. Weil sie „fremd“ aussehen, weil sie dick sind, weil sie sichtbar arm sind. Mehr als jeder zweite Mensch in Deutschland ist von Vorurteilen und Diskriminierung betroffen – und leidet häufiger unter Essstörungen, Migräne, Burnout oder Depressionen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Rheingold Instituts im Auftrag der IKK classic. Sie zeigt die Zusammenhänge zwischen Diskriminierungserfahrungen und den Auswirkungen auf die Gesundheit.

Wichtige Prävention

Wer ständig Ausgrenzung und Ablehnung erfährt, ist anfälliger für psychische Krankheiten. So erleiden Betroffene gemäß der Studie 3,4 Mal so häufig psychische Zusammenbrüche beziehungsweise Burnouts als Menschen, denen Diskriminierungserfahrungen weitgehend erspart bleiben.

Auch bei chronischen Kopfschmerzen, Angststörungen, Depressionen und Magen-Darm-Erkrankungen gibt es oft signifikante Unterschiede. „Diskriminierung ist ein großes Problem – ein gesellschaftliches und ein medizinisches. Mit der Studie möchten wir für ein gesundes Zusammenleben sensibilisieren und zur Aufklärung bei diesem wichtigen Thema beitragen“; so Frank Hippler, Vorstandsvorsitzender der IKK classic. Der respektvolle Austausch sowie ein wertschätzender Umgang mit anderen Menschen und sozialen Gruppen seien wichtige Faktoren, „damit aus Vorurteilen erst gar kein diskriminierendes Verhalten entsteht“. Und: „Unser Ziel ist es, Haltung zu zeigen – gegenüber unseren Versicherten und unseren Mitarbeitenden“, so der Vorstandsvorsitzende. Die meisten Menschen – auch das ist ein Ergebnis der Studie–sind sich der Existenz von Vorurteilen bewusst.

Immerhin 74 Prozent der Menschen in Deutschland sind außerdem der Meinung, dass jede und jeder bereit sein sollte, die eigenen Vorurteile zu überwinden. Allerdings geben nur 38 Prozent der Befragten zu, selbst Vorurteile zu haben. Dabei sind Vorurteile an sich ganz natürlich, wie Stephan Urlings, Managing Partner beim Rheingold Institut und Studienautor, betont. „Wir brauchen Schubladen, um im Alltag zurechtzukommen. Vorurteile sind zunächst natürlich und das Eingeständnis, dass man selbst Vorurteile hat, ist eine wichtige Erkenntnis. Es ist der erste Schritt, um daraus kein diskriminierendes Verhalten gegenüber anderen entstehen zu lassen.“ Die Studie zeigt deshalb auch Präventions- und Interventionsmöglichkeiten auf, um das Risiko für diskriminierendes Verhalten zu reduzieren. Denn: Weniger Vorurteile bedeutet weniger Krankheiten.

Die Studie besteht aus einer Kombination aus qualitativer und quantitativer Forschung. In 40 Einzelinterviews wurden zunächst persönliche Diskriminierungserfahrungen im Alltag erhoben. Mit einer repräsentativen Stichprobe von 1.527 Personen wurden die in den Einzelinterviews aufgestellten Hypothesen überprüft. Weiterführende Informationen unter: www.vorurteile-machen-krank.de

ANNETT KSCHIESCHAN

Mehr Ratgebertipps lesen Sie unter: dawo-dresden.de/ratgeber

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