Was sich Dresdens Senioren wünschen

Was sich Dresdens Senioren wünschen
Die übergroße Mehrheit der Dresdner Seniorinnen und Senioren fühlt sich in der Stadt wohl – und vor allem heimisch. // Foto: Pixabay

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Dresdens Senioren keine Lust auf Wegzug haben.

Jeder zehnte ältere Dresdner trägt sich mit Umzugsgedanken. Allerdings nicht weg aus Dresden! Die Elbestadt ist als Wohnort bei der Generation 60+ absolut beliebt; Dresden ist Heimat. Umzugspläne liegen vor allem am Wunsch, im Alter in einer barrierefreien Wohnung leben zu können. Davon gibt es in der Stadt zu wenige. Das sind zwei zentrale Erkenntnisse aus den Ergebnissen einer Studie, die Wissenschaftler der TU Dresden gemeinsam mit der Stadt auf den Weg gebracht hatten. Immerhin 153.000 der gut 500.000 Dresdner sind über 60, nannte Dresdens Sozialbürgermeisterin Dr. Kristin Klaudia Kaufmann am Mittwoch bei der Vorstellung der Studie einen wichtigen Wert. Dass diese große Gruppe durchaus zufrieden ist mit Dresden und speziell dem eigenen Stadtteil, stimmt die Bürgermeisterin natürlich zufrieden, „dennoch wollten wir natürlich konkret wissen, welche Wünsche und Ängste diese große Bevölkerungsgruppe hat“. Denn – auch das ist klar – der Anteil der älteren Dresdner wird mit Blick auf den demografischen Wandel künftig weiter steigen. Die Menschen werden immer älter. „Und uns geht es darum, dem Leben nicht nur mehr Jahre zu geben, sondern diesen Jahren auch mehr Leben“, bringt Dr. Kaufmann fast schon philosophisch den Ansatz der aufwendigen Studie auf den Punkt. 6.000 Dresdner sind angeschrieben worden, an der Befragung teilzunehmen – und gut 40 Prozent Rücklauf kam auf den Tisch der Wissenschaftler.

Untersucht werden sollten dabei die konkreten Lebensumstände der Dresdner Senioren. Fragen nach der Gesundheit, aber auch den finanziellen Möglichkeiten spielten dabei eine Rolle, so Studienleiter Prof. Dr. med. Andreas Seidler vom Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU. Mit den Ergebnissen, so das Ziel, sollen dann gemeinsam mit der Stadt passgenaue Angebote – vor allem zur Gesundheitsprävention – entwickelt werden. Denn nur wer fit und gesund ist, kann das längere Leben auch genießen, weiß die die Sozialbürgermeisterin.

60 Prozent der Dresdner Senioren sind zu dick

Und gerade beim Thema Gesundheit hat Dresden eine Menge zu tun: Nur ein Drittel der Dresdner Senioren ist normalgewichtig. 42 Prozent leiden an Übergewicht, 20 Prozent sogar an krankhafter Adipositas, also starkem Übergewicht. „Hinzu kommt das Problem, dass durch die Corona-Einschränkungen ein Drittel der Befragten angegeben hat, sich weniger zu bewegen“, legt Studienleiter Andreas Seidler den Finger in die Wunde. Überhaupt leiden neun von zehn Senioren an mindestens einer chronischen Erkrankung. Allen voran Diabetes und Bluthochdruck. Ein Drittel ist zudem gefährdet, an Depression zu erkranken, so eine weitere Erkenntnis. „Wir haben erfahren, dass der Übergang vom Hamsterrad des Berufs in den Ruhestand für viele problematisch ist“, nennt Sozialbürgermeisterin Kaufmann einen der Gründe. Eine Möglichkeit, gegenzusteuern wäre es, Senioren stärker im Ehrenamt einzubinden. Das könnte der Stadtgesellschaft insgesamt helfen und den Senioren selbst natürlich auch, sind die Studienmacher überzeugt. Auch das also eine Erkenntnis aus den Umfrage-Ergebnissen.

Einsamkeit für Ältere kein wirkliches Thema

Dieses Eingebundensein könnte dann den ohnehin schon hohen Zufriedenheitsfaktor in Dresden weiter erhöhen helfen. Denn soziale Kontakte sind wichtig; und in Dresden offenbar nicht das Hauptproblem für Ältere. 90 Prozent der Befragten gaben beispielsweise an, sich in ihrem Wohnumfeld nicht einsam zu fühlen.

Nachts zu wenig Licht auf den Straßen

Es sind oft die vermeintlichen Kleinigkeiten, die ein wichtiger Zufriedenheitsfaktor sein können. So kam beim Blick auf das Wohnumfeld neben der sehr hohen Verbundenheit mit dem eigenen Stadtteil bei den allermeisten Befragten beispielsweise der Wunsch nach ausreichender Beleuchtung der Straßen und Wege auf. Hier wird die Stadt künftig stärker gefordert sein.

Den Fokus stärker auf Vorsorge setzen

Nur 48 Prozent der im Rahmen der Studie befragten Dresdner nutzt aktuell die Vorsorge-Angebote beim Hausarzt. Mit 63 Prozent zwar etwas höher, aber dennoch nur knapp mehr als die Hälfte der Befragten, ist der Anteil bei den wichtigen Krebsvorsorge-Untersuchungen. Hier will die Stadt künftig stärker ansetzen und für die Präventionsmöglichkeiten werben, macht die Sozialbürgermeisterin deutlich. Generell soll die Werbetrommel stärker für eine gesündere Lebensweise gerührt werden. Und Dresden hat da ja auch eine Menge zu bieten – allerdings wissen viele Dresdner einfach nichts davon.

Derzeit kein Ausbau der Pflegeheim-Kapazitäten

Aktuell sind die Pflegeeinrichtungen in Dresden einerseits zu 98 Prozent ausgelastet, „andererseits können die Einrichtungen kurzfristig Plätze zur Verfügung stellen“, nennt Prof. Gesine Marquardt von der TU Dresden ein weiteres Ergebnis der Befragung. Denn im Rahmen der Studie wurden auch Pflegeeinrichtungen angesprochen. Und so weiß die Expertin für Sozial- und Gesundheitsbauten allerdings auch, dass gerade für suchtkranke Menschen zu wenige Betreuungsmöglichkeiten bestehen; „und auch beim Thema Demenz werden wir in den kommenden Jahren dem wachsenden Bedarf aktuell nicht gewachsen sein“. Ein Ausweg könnte der Ausbau von Pflegeheimen sein. Doch das plant kaum ein Heimbetreiber. „Grund ist der bereits jetzt bestehende Personalmangel“, so die Professorin. „Die Heimbetreiber fürchten, keine Fachkräfte für die zusätzlichen Plätze zu bekommen.“

Die komplette Studie auf: htu-dresden.de/forschung/lab60

JENS FRITZSCHE

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