Wer hat noch „Barock“-Zeitzeugnisse?

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Benjamin Venter und Torsten Meisel (v.l.) wollen ein kleines Barock-Museum einrichten Foto: meeco Service Communications

Wo einst Barock-Tinte hergestellt wurde, gibt es jetzt Minigolf, einen Escape-Room und eine Mini-Hot-Rod-Flotte. Nun soll ein kleines „Barock-Museum entstehen.

Das Logo der Traditionsfirma Barock steht immer noch weithin sichtbar auf dem Dach des Hauses an der Emilienstraße 20. Doch Tinte wird hier schon lange nicht mehr hergestellt, nachdem der einzige Tintenhersteller der DDR 2011 endgültig in die Insolvenz ging und schließen musste.

Heute sind im Barock-Eventpark eine 3D-Schwarzlicht- Minigolfanlage, ein Escape-Room und die Zentrale von Hotsoxx, der größten Mini-Hot-Rod-Flotte der Region, zu finden. Und. Torsten Meisel und Benjamin Venter, die Betreiber des Eventparks, haben, haben schon wieder eine neue Idee. Ein kleines Barock-Museum soll entstehen.

Barock-Museum: „Wir fangen ganz klein an“

Wie man darauf kommt? „Als wir mit unserer Minigolfanlage Blackluxx starteten, war hier im Gebäude vieles noch nicht saniert“, verrät Torsten Meisel. „So fanden wir auch ein leerstehendes Labor vor, in dem wohl die letzte Tintenherstellung und -abfüllung stattfand.“

Beim Graben für Medienleitungen und der Gebäudetrockenlegung kamen immer wiedergläserne Tintenfässchen und anderes Zubehör aus alten Fabriktagen zum Vorschein und schnell war Meisel und Venter klar: „Das sollten wir aufheben.“ Vielleicht, so die erste Idee, könnte man ja mit einem kleinen Museum die Marke Barock in Erinnerung behalten. „Wir fangen klein an, stellen erst mal zwei Vitrinen auf im Treppenhaus, wo es einst zur Produktion ging“, erklärt Torten Meisel.
Ob daraus etwas Größeres wird? Wer weiß das schon.

Auf jeden Fall suchen die Beiden jetzt nach weiteren Zeitzeugnissen. „Barock war viel mehr als Tinte“, weiß Venter. „Kohlepapier, Stempelfarbe und Stempelkissen gehörten genauso zum Sortiment wie Büroleim und Farbbänder für Schreibmaschinen. All dies war früher in fast jedem DDR-Haushalt fester Bestandteil.“ Aber für die Museumsplanung will wollen sie noch weiter in die Tiefe gehen und Internas von früher zusammenklauben. „Wer früher hier arbeitete, besitzt vielleicht noch seinen Betriebsausweis, eine Abschlussbeurteilung oder alte Fotos, die uns zur Verfügung gestellt werden könnten“, wirbt Benjamin Venter. Am Ende werden sich die beiden Vitrinen vielleicht viel schneller füllen aus geplant? „Je mehr Erinnerungen, umso besser.“

Als die Tinte buchstäblich austrocknete

Die Geschichte des Traditionsunternehmens Barock, das bis 2011 als „Barock Bürobedarf GmbH“ firmierte, geht bis ins Jahr 1854 zu einer von August Leonhardi gegründeten Fabrik zurück. Leonhardi stammte aus Freiberg, hatte dort ein Geschäft zur Herstellung von Parfümen. Die Tintenfabrik, die der studierte Chemiker 1854 gründete, befand sich zunächst in Löschwitz auf dem Areal der ehemaligen Vettermühle. Von hier wurden bald auch Siegellack, Durchschreibpapier und Farbbänder für Schreibmaschinen, in alle Welt versandt. Am 4. Januar 1856 meldete Leonhardi die von ihm entwickelte wasserfeste Alizarintinte zum Patent an. 1927 zog das Unternehmen, das nach Leonhardis Tod (1865) von seiner Witwe und später von Sohn Eduard weitergeführt wurde, nach Trachau um. 1946 wurde die Firma Aug. Leonhardi AG enteignet, 1953 in „Barock“ umbenannt und später dem Kombinat Robotron zugeschlagen.
C. Pönisch

Weitere Infos unter 0351/873 77 873 und 0151-12779191 sowie Mail an [email protected]

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