DVB-Tüftler erfindet Fahrdrahthebeanlage

Roland Kluge ist echt ein Kluger Kopf. Seine Erfindung spart den DVB viel Geld, Zeit und Arbeit. Foto: Pönisch

Wie ein Ingenieur der Verkehrsbetriebe seinem Unternehmen viel Geld, Zeit und Manpower einsparen hilft, eine einmalige wie simple Anlage erfindet und deshalb ein echt kluger Kopf ist…

Warum nur war bisher niemand drauf gekommen? Eine mechanische Anlage zu erfinden, mit der die Stromleitungen der Straßenbahn bei Bedarf einfach in die Höhe gekurbelt werden können?

Aber so ist es eben manchmal mit Erfindungen, die genial sind, aber bei genauer Betrachtung fast schon als simpel bezeichnet werden könnten. Es muss nur eben einer draufkommen…

Warum es eng wird auf Kreuzungen und unter Leitungen

Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) ist einer auf so eine geniale Lösung gekommen: Roland Kluge, Ingenieur, Leiter der Inspektion Bahnstromversorgungsanlagen und eben ein ziemlich kluger Kopf. In rund einjähriger Arbeit hat er eine „Fahrdrahthebeanlage“ ausgetüftelt, die seit Ende letzter Woche an der Kreuzung Lommatzscher Straße / Washingtonstraße in Betrieb ist und den ersten Test bereits bestanden hat.

Hochgekurbelt: Bis auf 6,90 Meter kann die Fahrdrahtleitung angehoben werden, um Schwerlasttransporte auf die Kreuzung Lommatzscher / Washingtonstraße fahren zu lassen. Fotos: Pönisch

Wozu? Um Schwerlasttransporte schneller und mit deutlich weniger Aufwand über diese Magistrale in Richtung Alberthafen zu bekommen. Vor allem solche, die aus Görlitz anrollen und mit riesigen Turbinen der Firma Siemens Energy beladen sind. „Die haben ein Gewicht von 300 Tonnen, sind 6,10 Meter hoch und für Kraftwerksprojekte in Übersee vorgesehen“, so Roland Kluge.

„Bisher mussten wir für solche Transporte viel Aufwand betreiben: Acht Kollegen, viel Handarbeit, sechs bis acht Stunden Arbeitszeit, teilweise Demontage der Oberleitung, mehrere Turmwagen im Einsatz und schließlich Sperrung der Strecke und Umleitung der Bahnlinien“, zählt Kluge auf. Doch der pfiffige Ingenieur wollte sich damit nicht zufriedengeben. „Das muss doch anders möglich sein, vor allem preiswerter“, dachte er sich.

Zwar gibt es auf dem Markt bereits eine Hebeanlage, allerdings basiert sie auf einem anderen Prinzip mit Trapezgewinde. „Mir schwebte eine komplett neue Anlage auf Basis wartungsarmer und sicherer Zahnstangenmechanik vor.“

Stand heute: 15 Minuten statt sechs bis acht Stunden und deutlich günstiger

Gesagt, gegrübelt, gesucht, gebaut: Mit der Firma Böcker aus Remscheid fand Kluge ein Unternehmen, das seine Vorlagen umsetzen konnte. Der kleine, nur sechs Mitarbeiter zählende Betrieb ist auf die Herstellung von Seilzügen spezialisiert und baute die kurbelbetriebene Hebeanlage für die Dresdner Straßenbahnleitungen. Die wurde in der vergangenen Woche an insgesamt fünf Masten installiert, die dafür extra um 1,30 auf jeweils 6,90 Meter verlängert werden mussten.

Heute dauert die Passage der Schwerlast-Lkw unter der Fahrleitung hindurch nur noch eine Viertelstunde und kann gut in den nächtlichen DVB-Takt integriert werden. Für das Anheben der Oberleitung werden zehn Minuten benötigt, für das anschließende Absenken fünf. Nötig sind dafür nur noch drei Mitarbeiter. „Mit der neuen Technik muss niemand mehr in luftiger Höhe arbeiten. Wenn der Schwertransport kommt, kann unten am Mast eine Kurbel angesteckt und die Fahrleitung nach oben gefahren werden“, erklärt Roland Kluge.

Um die Fahrleitung nach oben zu bekommen, sind jetzt nur noch drei DVB-Mitarbeiter nötig. Per Kurbel wird die Leitung über der Kreuzung angehoben.

Entwicklung und Bau der Erfindung kosteten 112.000 Euro. „Wenn man bedenkt, dass jeder Transport um die 7.000 Euro Kosten verursacht und sieben Transporte pro Jahr anstehen, dann hat sich diese Ausgabe schnell amortisiert“, freut sich DVB-Vorstand Lars Seiffert.

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