Fächersprache: Kommunikation zu Zeiten August des Starken

Panometer
Was mag Graf Strehla (Manfred Krempe) seiner Schwester Henriette Charlottevon Strehla (Jutta Nestler) wohl "zugewedelt" haben? Foto: Pönisch

Im Barock war ein Fächer viel mehr als ein Ding zum Wedeln. Er war das, was uns heute das Handy ist – ein Kommunikator.

Das Hofleben zu Zeiten des Barock war gewiss kein Zuckerschlecken. Glanz und Gloria, wertvolle Kunstgegenstände, prächtige Feste, edle Gewänder, übervolle Speisetafeln waren die angenehme Seite. Andererseits herrschte innerhalb des Hofstaates keineswegs eitel Sonnenschein. Ganz im Gegenteil: Intrigen bestimmten den Alltag, dazu Günstlings- und Vetternwirtschaft und vor allem galt ein ziemlich strenges Protokoll. Dazu gehörte auch, dass junge Damen nie ohne Mutter oder Hofdame unterwegs sein durften. Wie aber sollten sie flirten? Wie Liebesbotschaften austauschen? Sich gar heimlich treffen können? „Zum Glück gab es Fächer“, weiß Jutta Nestler.

Fächersprache: Alles hatte eine Bedeutung

„Kein Accessoire war so wichtig wie der Fächer“, sagt die Chefin der IG Dresdner Hofdamencircle. Seit Jahrzehnten befasst sich Jutta Nestler mit der Geschichte der Mode, hat über 100 Kleider aus Barock- und Rokokozeiten genäht und die meisten davon auch selbst getragen, wenn sie als Hofdame auf der Brühlschen Terrasse oder durch den Zwinger flaniert oder als sie 13 Jahre lang als Festungskommandantin Führungen in der Festung anbot. „Der Fächer war damals quasi das, was heute das Handy für uns ist.“ Also das Kommunikationsmittel schlechthin.

Wie dieses „Sprechen“ mit dem Fächer aussah, das wollen Jutta Nestler und einige ihrer Hofdamen am 15. Mai im Panometer zeigen. Die Veranstaltung richtet sich speziell an Kinder, weil sich gerade die Jüngsten eine Zeit ohne digitale Technik gar nicht vorstellen können. „Wenn die Dame ihren Fächer also geöffnet in der linken Hand hielt, hieß das nichts anderes als „Komm, lass uns plaudern“. Lag der geschlossene Fächer leicht auf der rechten Wange, lautete die Botschaft „Ja“, auf der linke Wange „Nein“.
Natürlich beherrschten nicht nur die jungen Damen diese Geheimsprache, sondern auch die Herren der Schöpfung. Wollte Er also seine Herzallerliebste wiedersehen, berührte er mit seinem Fächer seine Augen. Und wenn er kundtun wollte, dass sie ihm gefällt, dann musste er mit dem geschlossenen Fächer langsam über seine linke Wange streichen. „Es gibt sogar ein Buch aus dem Jahr 1757, in dem die verschiedensten Gemütsbewegungen und die entsprechenden Fächerhaltungen erklärt werden“, sagt Jutta Nestler.

Fächersprache“ im Panometer Dresden – am „Barocken Familiensonntag“, 15.05.2022 um 13, 14 und 15 Uhr
Tickets und Infos unter www.panometer-dresden.de

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