Im „Toscana“ am Schillerplatz trifft Torte jetzt auf Jägerschnitzel

Toscana
Clemens Eisold und Küchenchef Roy Geißler Fotos: Pönisch

Clemens Eisold übernahm vor einem Jahr das Café Toscana. Hier gibt es nicht nur Torten und Törtchen, sondern jetzt auch Herzhaftes.

Mit Torten, Kuchen und Tartelettes ist das Café Toscana längst zur Dresdner Legende geworden. Aber dem jungen Chef ist das nicht genug: Clemens Eisold (33) will jetzt auch mit Avocado-Toast mit pochiertem Ei, Lachsfilet an Kräuter-Risotto, Quiche und Ragoutfin vom Kalb bei seinen Gästen punkten. Und ja, auch mit Jägerschnitzel. „Das war in Kindertagen mein Lieblingsessen“, sagt der Kaffeehaus-Chef. Und deshalb steht es gerade als „Spezial des Monats“ auf der Mittagskarte des Hauses. Nicht als Variante „Mischgemüse, Kartoffelbrei und Jägerschnitzel“, sondern gereicht an lecker-leichtem Nudelsalat.

Neustart nach Insolvenz mit neuen Ideen

Weg also von Torten und Kuchen, hin zum Restaurantbetrieb? „Nein, auf keinen Fall, das Frühstücks- und das herzhafte Mittagsangebot sehe ich als Ergänzung“, sagt der 33-Jährige, der seit Juli 2021 die Verantwortung für das Traditionscafé am Schillerplatz trägt. Es wäre auch zu schade angesichts der acht Meter langen Kuchentheke, in der rund 60 verschiedene Kreationen darauf warten verspeist zu werden. Die Renner sind übrigens nach wie vor die etwa zehn Zentimeter hohe „Toscana-Torte“, gefolgt von Donauwelle, Eierschecke und Stachelbeer-Baiser.
Ein Großteil der verführerischen Kalorienbomben wird neuerdings in der hauseigenen Konditorei im Untergeschoss des Cafés hergestellt. Sie entstand erst mit der Übernahme des „Toscana“ durch Clemens Eisold, der 2020 die Eisold GenussManufaktur GmbH gründete und das Café aus dem Insolvenzplan des Familienbetriebes herauslöste. Der musste zwar 2019 Insolvenz anmelden, doch unter dem Namen Eisold stellt Vater Jörg weiterhin am Produktionsstandort Radeberg Kuchen und Torten her, nur halt mit einem neuen Besitzer. Etwa ein Drittel der Leckereien im „Toscana“ liefert der Vater aus Radeberg an seinen Sohn nach Dresden.
Clemens Eisold will noch weitere Neuerungen einführen. So wird er 2023 einen gläsernen Eispavillon für den Außer-Haus-Verkauf einbauen lassen. Zehn, zwölf Sorten Eis will er anbieten, „hergestellt von meinem Vater“. Und im Winter soll es dann statt Eis halt Glühwein geben.

Wo einst die Gattin des Kronprinzen Süßes aß

Vor 125 Jahren, im Jahr 1897, begann die Geschichte des Hauses, das 1901 erstmals als „Café Toscana“ erwähnt wurde. Luise von Toscana, die Gattin des Sächsischen Kronprinzen Friedrich August III., ließ es sich hier gern und oft munden. Selbst nach ihrer Flucht vom Sächsischen Hof wurde sie noch durch Postboten mit Stollen und Baumkuchen aus ihrem Lieblingscafé beliefert.


Nach der Schließung des Hauses 1989 trat Familie Eisold 1992 als neuer Pächter auf den Plan. Den Grundstein zur Familienbäckerei legte Helmut Eisold 1953 in Arnsdorf. Sein Sohn Peter übernahm das Unternehmen zwanzig Jahre später. 1992 trat mit Jörg Eisold der Enkel des Gründers auf den Plan. Der verlegte den Firmensitz nach Radeberg und baute dort eine neue Produktionsfirma auf sowie zahlreiche Filialen auf. 2019 musste der Familienbetrieb Insolvenz anmelden. Das Café Toscana war davon aber ausgenommen.


Aus Clemens, dem vierten in der Generationsfolge, wäre sicher auch ein passabler Hotelier geworden. Denn seiner Ausbildung als Hotel- und Gastronomiefachmann in der Schweiz hängte der 33-Jährige noch eine Weiterbildung und ein Diplom dran. Seine Praktika führten ihn acht Jahre lang nach Frankreich, Hongkong und Brasilien. Doch 2015 kehrt er in die Heimat zurück, stieg in den Familienbetrieb ein und ist nun Chef vn 16 Festangestellten und ab kommendem Jahr auch von den ersten beiden Azubis. Eine(r) wird in der Küche sein Handwerk lernen und eine(r) alles, was man als Konditor(in) über Torten und Tartelettes wissen muss…

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