Notstand in der Wildvogelauffangstation: 2023 fehlt viel Geld für Futter

Wildvogelauffangstation
Wie lange reicht im nächsten Jahr das Geld für Futter? Ronja Fulsche weiß es nicht ... Foto: Pönisch

Weil im Juli die Sächsische Förderrichtlinie Tierschutz geändert wurde, hat die Wildvogelauffangstation in Kaditz ein massives Problem: Es fehlt an Geld für Futter.

Der junge Schwan, der neulich in Dresden-Sporbitz gerettet und in die Wildvogelauffangstation auf die Scharfenberger Straße in Kaditz gebracht wurde, verschlingt hörbar und mit sichtlich gutem Appetit seine Mischung aus Körnern, grünem Salat und Wasser. Wobei er – wie man es auch von kleinen Kindern kennt – das Grünzeug erstmal ignoriert und zunächst die eingeweichten Körner vertilgt. Das namenlose Kerlchen weiß eben genau, was gut schmeckt.

Warum jetzt das Futter knapp werden könnte in der Wildvogelauffangstation

Ob auch in Zukunft noch reichlich Futter vorhanden sein wird, ist indes eine andere Frage. Denn eine im Juli dieses Jahres erlassene neue „Sächsische Förderrichtlinie Tierschutz“ sieht nur noch Heimtiere als förderfähig an. Wildvögel, wie sie in Sachsens größter Wildvogelauffangstation in Dresden-Kaditz leben, fallen nicht in dieses Raster. Was im Klartext heißt: Im kommenden fehlen rund 6.000 Euro für Futter. „Das ist ein Großteil dessen, was wir jährlich brauchen“, sagt Stationsleiterin Ronja Fulsche. Bisher musste sie mit einem Budget von 85.000 Euro jährlich auskommen. Etwa die Hälfte davon trägt das Umweltzentrum, die andere Hälfte wird regelmäßig durch Spenden eingeworben. „Wenn nun 6.000 Euro wegfallen, dann bekommen wir ein echtes Problem. Im schlimmsten Fall können wir keine verletzten Tiere mehr aufnehmen, weil wir sie nicht mehr füttern können“, sagt die 24-Jährige.
Ohnehin klettern die Preise für Wildvogelfutter gerade durch die Decke. „Zum Beispiel für Küken“, erklärt Ronja Fulsche. „Seit in Deutschland das Schreddern der männlichen Küken verboten ist, müssen wir dieses Futter im Ausland einkaufen. Früher kostete ein Karton mit zehn Kilo toten Küken 15 Euro, heute sind es 28 Euro.“

Die Schwanenkinder vom Golfplatz Ullersdorf

Pro Jahr werden um die 1.000 Wildvögel von den insgesamt vier Mitarbeitern aufgepäppelt – vom kleinen Neuntöter über Enten, Tauben, Gänse bis hin zu Mäusebussarden, Kolkraben und Rotmilanen. Und Schwäne. Wie zum Beispiel jene sechs Jungtiere von der Golfanlage Ullersdorf, die im Sommer zu Vollwaisen wurden, weil ein nicht angeleinter Hund ihre Eltern tötete. Die Schwanenkinder landeten in Kaditz, wurden hier großgezogen und wieder ausgewildert. Mit einem Spendenscheck über 500 Euro und einem großen Sack Futter bedankte sich Uwe Neumann, Geschäftsführer der Golfanlage, dafür jetzt bei Ronja Fulsche und ihrem Team dafür. „Beides können wir echt gut gebrauchen“, freut sich die Chefin.
Uwe Neumann hofft, dass auf dem Teich der Ullersdorfer Anlage bald wieder ein Schwanenpaar für Nachwuchs sorgt. „Der Teich liegt ruhig und hat zwei Inseln, auf die sich die Tiere zurückziehen können.
Außer den Schwänen sind auf dem 100 Hektar großen Gelände viele weitere Vogelarten zu Hause – von Amsel bis Zilpzalp reicht die Palette. Es gibt hier auch eine Futterstelle für Rehe, eine Bienenweide, eine Streuobstwiese, Insektenhotels und Nistkästen. Der Naturschutzbund (NABU) bietet ab kommendem Frühjahr Führungen zu Flora und Fauna an.

Spenden an das Umweltzentrum
Dresden: IBAN DE68 8505 0300
3120 1358 00, Verwendungszweck
„Spende Wildvogelstation Dresden“
NABU-Führungen Golfanlage Ullerdorf 2023: 26.4., 17.6., 19.7., 9.9., jeweils 16.30 Uhr

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