Die Semperoper ist zweifellos der Stolz der Dresdner Stadtgesellschaft. Das Konzerthaus von bezaubernder Baukunst und prachtvoller Innenausstattung, mit dessen Bau 1870 Sachsens König Johann den damaligen Starbaumeister Gottfried Semper beauftragte, galt mit seiner Fertigstellung 1878 schnell als eine der bekanntesten Bühnen Europas.
Was vielleicht nicht ganz so bekannt oder mittlerweile vergessen ist: Gottfried Semper war eigentlich in Ungnade befallen bei Seiner Majestät, da er sich an den Dresdner Maiaufständen 1849 beteiligt hatte. Erst eine Unterschriftensammlung der Dresdner bewirkte, dass der große Meister aus der Ferne einen Entwurf zum Neubau des 1869 durch ein Feuer völlig zerstörten Hoftheaters einreichen durfte, der dann unter der Bauaufsicht seines Sohnes Manfred ausgeführt wurde.

Eine Malschule im Geiste des 19. Jahrhunderts und ein sensationeller Fund
Seinen dritten Wiederaufbau erlebte das weltberühmte Haus, das im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, zwischen 1977 und 1985. Eine Sonderausstellung im Landesamt für Denkmalpflege (Ständehaus am Schlossplatz) erzählt vom Wiederaufbau und der Wiedereröffnung vor genau 40 Jahren. Dabei werden erstmals Originale aus den Sammlungen des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen, aus Nachlässen von beteiligten Restauratoren und Malern sowie Exponate aus dem Archiv der Semperoper und des Gottfried-Semper-Clubs Dresden gezeigt. Diese Stücke waren für den Wiederaufbau zwischen 1976 und 1985 für den Wiederaufbau unverzichtbar.
Die Ausstellung widmet sich vor allem aber der aufwendigen Wiederherstellung der künstlerischen Arbeiten , also der Malerei und der Plastiken. Insgesamt 57 akademische Maler sowie 24 Bildhauer arbeiteten daran. Restauratoren, Handwerker und Fachleute aus ganz Sachsen brachten ihr Wissen ein und arbeiteten eng zusammen. Dabei entstand eine Art Malschule im Geist des 19. Jahrhunderts, angelehnt an die Erbauungszeit des II. Königlichen Hoftheaters 1870 bis 1878.
Dass die Restauratorinnen und Restauratoren die alten Bilder wieder farbgetreu herstellen konnten, ist einem sensationellen Fund zu verdanken. Im April 1979, gerade noch rechtzeitig vor Beginn der bildmalerischen Rekonstruktion, entdeckte man im Archiv der Hochschule für Bildende Künste Dresden originale Farbstudien. Die Ausstellung zeigt Beispiele dieser Arbeiten wie Skizzen, Farbentwürfe und Kartons im Maßstab 1:1, aber auch originale Fundstücke der Bauskulptur und Wandgestaltung aus der Ruine. Auch Gipsmodelle und Probestücke für die Rekonstruktion sind zu sehen.

Maßstab für historischen Wiederaufbau bis heute
Der Wiederaufbau der Semperoper in der Fassung von 1878, kombiniert mit moderner Bühnentechnik und neuen Nebengebäuden, war für die damalige DDR-Zeit eine Pionierleistung und zugleich ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich Originalsubstanz mit den Anforderungen der Gegenwart und Zukunft verbinden lässt. Maurer, Steinmetze, Stuckateure, Maler, Tischler, Stahlbauer, Techniker, Künstlern und Restauratoren arbeiteten Hand in Hand. Viele traditionelle Handwerkstechniken wurden akribisch neu belebt und fanden später in anderen Bauprojekten Anwendung.
Kurz gesagt: Der Wiederaufbau setzte Maßstäbe für den denkmalpflegerischen Umgang mit Bauten des 19. Jahrhunderts. Das Team aus Künstlern und Restauratoren war so gut, dass es ab 1987 seine Erfahrungen bei ähnlichen Wiederaufbauprojekten, etwa am Prinzregententheater München, der Staatsoper Stuttgart, am Teilwiederaufbau der Synagoge Berlin und an der ETH Zürich, weitergeben konnte.
Die Sonderausstellung „40 Jahre Wiedereröffnung Semperoper Dresden“ ist bis 27. Februar 2026 im Ständehaus, Schloßplatz 1, zu sehen. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 10 bis16 Uhr. Der Eintritt ist frei.