Großer Spaß am Großen Haus

Über Torsten Ranft (li.) und Ahmad Mesgarha schwebt Bertolt List als Papagei. Foto: David Baltzer

Endlich mal wieder drin, was drauf steht: Das Lustspiel „Der Raub der Sabinerinnen“ am Dresdner Staatsschauspiel hält, was es verspricht. Die amüsierten Premierengäste bekamen am Sonnabend aufs Schönste geboten, was sie erwarten durften: Theater im Theater.

Und obendrein gab es den Dresden-Bezug für alle Kenner, und das sind ja die meisten Dresdner. Nicht nur, dass Ahmad Mesgarha als umtriebig improvisierender „Theatertirektor“ Emanuel Striese so aufgesetzt sächselt, dass es schon wieder lustig ist. Auch die Goetheallee erhält die verdiente Erwähnung.

Denn nachdem die Autoren, die Wiener Brüder Schönthan, mit Adelstitel Edle von Pernwaldt, mit diesem Schwank ihren größten, bis heute in Bühne, Film und Hörspiel nachwirkenden Coup gelandet hatten, ließ sich Franz 1888 in Dresden nieder. In der Uraufführung drei Jahre zuvor hatte er den Prinzipal des wandernden Volks übrigens höchstpersönlich gegeben. Bis dato hatte er mit mäßigem Erfolg geschauspielert, in der Folge verlegte er sich ganz aufs Schreiben. In der Goetheallee 24, wo heute der TU-Verein Eipos residiert, ließ sich Franz von Schönthan 1892 von Schilling & Gräbner eine kunstreiche Villa errichten, die er vier Jahre später wieder in Richtung Wien und Bruder Paul verließ.

Humor ist eine ernste Sache

Eine geborene Österreicherin ist es auch, die Regie führt und unbefangen leichte Kost serviert, wie sie das gebildete Publikum gern geringschätzt. Susanne Lietzow hat sich über die Grabenkämpfe zwischen E und U, Ernst und Unterhaltung, wie sie hierzulande in der Literaturszene wie in der Musikbranche gepflegt werden, hinweggesetzt.
Im Wissen darum, welch ernste Sache guter Humor ist, hat sie mit einem Schuss Selbstironie die wortwitzpralle Fassung von Curt Goetz überarbeitet und das intellektuelle Dresdner Premierenpublikum dem Applaus nach zu urteilen überzeugt, dass man sich zum Feierabend für teuer Geld auch mal erheitern lassen darf, statt schwere aktuelle Problematiken verdauen zu müssen. „Sie sind zu zerstreut, Sie müssen sich zerstreuen.“
Dankbar schwelgen die Schauspieler in Situationskomik und geben ihrem Affen Zucker, wenn die in Konventionen und Langeweile erstarrte Ehe des Professors Gollwitz (Torsten Ranft) in zunehmend schlingernde Bewegung gerät, je mehr sich die Sehnsucht aller Beteiligten nach Abenteuer ihre Ventile sucht. Hannelore Koch als Gattin, Matthias Luckey als Dienstmädchen oder Holger Hübner als Karl Gross spielen dies köstlich aus.

Den Anlass liefert eine Jugendsünde des saturierten Lokalmatadors. Eben jene namengebende, selbst verfasste Römertragödie, die aus der Schublade geholt und auf Gedeih und Verderb bis zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen, im großen Spektakel gipfelt.  (Una Giesecke)

24./29.2., 10./22./28.3., 19.30 Uhr, Karten-Tel.: 0351 4913555

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