Reste der Mönchsbastion im Dresdner Zwinger freigelegt

Dresdner Zwinger
Die FSJ-lerinnen Katharina Meyer (li.) und Fara Freitag legen vorsichtig alte Wasserleitungen frei, im Hintergrund die Spitze der Mönchsbastei. Foto: Pönisch

Im Zwingerhof wird fleißig gebaut. Alle unterirdischen Leitungen müssen erneuert werden. Für die Archäologen sind das Glückstage, denn sie dürfen vor den eigentlichen Bauarbeiten nach Spuren der Vergangenheit graben. Jetzt stießen sie auf Reste der alten Bastion.

Es sind Sternstunden für Bauhistoriker und Archäologen wie Dr. Hartmut Olbrich, wenn sie in dem ihnen zur Verfügung stehenden Grabungszeitfenster Reste der Vergangenheit finden, die sie zwar irgendwie dort vermutet hatten, deren Auffinden dann jedoch tatsächlich eine Überraschung ist.


Seit Februar letzten Jahres buddelt sich ein Grabungsleiter Dr. Olbrich mit sechs bis sieben Mitarbeitern durch den Zwingerhof und eine solche Überraschung trat jetzt wieder zutage. Denn die Spitze, die Fara Freitag und Katharina Meyer in wochenlanger Arbeit am Porzellanpavillon vorsichtig fein säuberlich freigelegt haben, gehört zur ehemaligen Mönchsbastion. „Wir wissen aus alten Unterlagen zwar, dass es diese Bastion hier gab und Reste erhalten blieben, aber dass diese Spitze hier so unter dem Fundament des Porzellanpavillon hervorragt, damit haben wir nicht gerechnet“, freut sich der Bauhistoriker.

Mönchsbastei, Wasserbecken und Puttenköpfe

Bei der Mönchsbastion handelt es sich um eine aus dem Festungswall der Stadtbefestigung hervorspringende Anlage, die dem Schutz des Hauptwalls dienen sollte. Die Mönchsbastei aus massivem Sandstein entstand in der Mitte des 16. Jahrhunderts und war einem großen Franziskanerkloster vorgelagert, zu dem damals die Sophienkirche als Klosterkirche zählte. „Dieser Schutzwall wurde um 1545 errichtet, existierte aber nur rund 20 Jahre“, erklärt Dr. Olbrich. Gleich neben der freigelegten Bastionsspitze finden sich an der Langgalerie zum Kronentor auch Reste eines alten Wasserbeckens. „Wie es aussieht, wurde das aber nie fertiggestellt.“


Bereits im vergangenen Jahr stießen die Archäologen auf interessante Überreste, die von der Geschichte des Zwingers erzählen. Darunter Hinweise auf eine Zwingergrotte und auf das erste Reithaus, beides erbaut im 17. Jahrhundert. Ein Kanal aus Zeiten Augusts des Starken mit einer ganz besonderen Funktion kam ebenfalls zutage. Der führte zum 1719 eröffneten und 1849 abgebrannten Opernhaus am Zwinger, das direkt am Porzellanpavillon stand, zum Zwingerteich. Wenn im Opernhaus ein Stück mit Wasser und kleinen Booten aufgeführt wurde, bezog man darüber das Wasser.

Einen spektakulären Fund machte Thore Brilloff: Der 19-Jährige, der zurzeit als FSJler buddelt und ab September eine Steinmetz-Ausbildung in der Zwingerbauhütte absolvieren wird, legte zwei prächtige, gut erhaltene Puttenköpfe frei.

Wie August „seinen“ Zwinger präsentierte

Der Innenhof, der heute einer Großbaustelle gleicht und in dem noch bis 2024 gebaut wird, war unter Augusts Zeiten ein prächtiger barocker Garten. „Der Kurfürst lud die Herrscher aus aller Welt schon ein, als noch die Gerüste standen und kräftig an den Pavillons und Galerien gebaut wurde“, sagt Bauhistoriker Olbrich. „Er prahlte also lange vor der Fertigstellung von der Herrlichkeit dieses Areals und machte die anderen neidisch.“
Von den einst mit buntem Kies belegten Wegen und Beeten zeugen heute jene dunklen Erdschichten, die die Archäologen freigelegt haben.


Derzeit graben sich die Experten im Bereich vor dem Kronentor bis zur Hofmitte durch die Geschichte. Das ist möglich, weil die Hauptarbeiten am Kronentor beendet sind. Noch etwa vier Wochen haben sie hier zu tun, danach werden sie voraussichtlich auf der anderen Hofseite vor dem Glockenspielpavillon weiterbuddeln.

Die Gesamtsanierung des Innenhofs wird sich auf jeden Fall noch durch das gesamte kommende Jahr ziehen. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei rund zehn Millionen. Mindestens genauso lange werden sich die Archäologen noch durch die Geschichte des weltberühmten Areals graben und mit Sicherheit noch die eine oder andere Überraschung zum Vorschein bringen

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