Lutz Reike sammelt Teddys und besitzt die größte mobile Teddy-Ausstellung Deutschlands

Lutz Reike Teddys
Das ist "Bärle 35 PB" von 1904 von Margarte Steiff. Alles Fotos: Pönisch

Der Dresdner Lutz Reike ist Sammler und profunder Fachmann für Teddybären und ihre Geschichte. Bis 25. Februar ist ein Teil seiner Sammlung im Stadtmuseum Meißen zu sehen. Die nächste Ausstellung folgt Ende des Jahres in Torgau.

Er kann sehr klein, aber auch sehr groß sein. Er ist kuschelig, manchmal ziemlich abgeliebt und alle Geheimnisse, die man ihm anvertraut, bleiben geheim. Das beste an ihm ist jedoch sein universelles Wesen. An ihm scheiden sich eben nicht die Geister, denn er wird weltweit von Jungen wie von Mädchen geliebt. Seit nunmehr über 120 Jahren übrigens. Die Rede ist vom Teddybär.


Der Sammler, der (fast) alles über Teddys weiß

Einer, der alles über Teddys weiß, ist Lutz Reike. Der 54-jährige Diplom-Museologe arbeitet bei den Dresdner Museen und sammelt die Fellgefährten seit 25 Jahren. Rund 1.000 Teddys hat er mittlerweile zusammen. Seit 2005 stellt er sie nicht nur in Sachsen, sondern bundesweit aus und seit zwei Jahren kann er sogar zwei Schauen parallel mit unterschiedlichen Themen anbieten. Seine Wanderausstellung gilt damit als größte mobile Teddyausstellung bundesweit. Eine davon ist noch bis Ende Februar im Meißner Stadtmuseum am Heinrichsplatz zu sehen.

Doch beim bloßen Sammeln blieb es natürlich nicht. Lutz Reike hat vieles zusammengetragen – über die Entstehung des Kuscheltieres 1902 zeitgleich in den USA (als Roosevelts „Teddys bear“) und bei Margarete Steiff (Bärle) in Giengen bei Ulm, seine Rolle in Kunst, Film und Literatur, wie er hergestellt wird und wie sich sein Aussehen im Laufe der Jahre änderte.
Vor allem aber ist der Sammler als Teddy-Doktor inzwischen auch ein gefragter Fachmann, wenn es um Pflege und Erhaltung uralter Familienbären geht. Oder solche, die auf Flohmärkten gekauft werden. „Dann rate ich immer, den Gesellen mindestens eine Woche ins Frostfach zu legen, um potenzielle Keime oder Motten abzutöten“, sagt er schmunzelnd. Auch für die Einschätzung von Zustand und Wert ist sein fachmännischer Blick sehr oft gefragt.

Ein Highlight seiner Ausstellung sind aber auch die „Bären mit Geschichte“: eine ständig sich vergrößernde Sammlung von Teddys und ihren Erlebnissen an der Seite ihrer Besitzer. „Da sind ganz private, teils sehr ergreifende Familiengeschichten dabei und so gelingt es mir auch immer, regionale Geschichte in die Schau zu bringen“, freut sich Reike.


Seit wann gibt es eigentlich Spielzeugtiere, Herr Reike?

Lutz Reikes Expertise bezieht sich nicht nur auf Bären. Er kann auch profunde Antwort geben auf die Frage: Seit wann gibt‘s überhaupt Spielzeugtiere?
Kurzversion: schon ziemlich lange. Längere Story: Auf einer Schwäbischen Alb wurden aus Elfenbein geschnitzte Tiere gefunden, die an Mammuts und Höhlenlöwen erinnern und um die 35.000 Jahre alt sind. Ob sie zum Spielen waren oder einem Jagdzauber dienten, das ist unklar.
Gesichert ist indes, dass im alten Ägypten Kinder mit hölzernen Krokodilen und Löwen spielten, die bewegliche Unterkiefer hatten.

In Europa kam Mitte des 16. Jahrhunderts das Steckenpferd in Mode, etwas später das Schaukelpferd. Ein Sohn des Malers Franz Gerhard von Kügelgen ist auf einem Bild mit einem ausgestopften Lamm verewigt. Eine Arche Noah mit Tieren war 1805 der Renner unterm Weihnachtsbaum. Es folgten Bauernhöfe mit Tieren aus Flachholz, geschnitzte Reifentiere aus dem Erzgebirge und bald auch solche, die mit Fell oder Wolle beklebt und damit schon etwas griffiger waren.

Mit der Eröffnung Zoologischer Gärten und den Wanderzirkussen kamen im 19. Jahrhundert jede Menge exotische Tiere dazu. Doch den Siegeszug der Spielzeugtiere rund um die Welt läutete erst der kuschelige Bär ein. Heute sind selbst Oktopusse, Schildkröten und Frösche plüschig.


Einen Traum gibt‘s noch: Auf nach Amerika

Einen Traum hat der Teddy-Experte noch. Seit 2022 besitzt Lutz Reike echte historische Übersee- Schrankkoffer mit Platz für viele Bären. Damit würde er gern in die USA reisen, um dort auszustellen. Denn so einen Zufall wie die zeitgleiche Erfindung eines Produkts, das weltweit ein Renner wird und dauerhaft bleibt, das gibt es selten.
Und vielleicht ist die Teddygeschichte irgendwann auch einmal in einer großen Ausstellung in Dresden zu sehen. Lohnenswert wäre es allemal …

„Teddy auf Reisen“ ist noch bis 25. Februar im Stadtmuseum Meißen am Heinrichsplatz zu sehen. Nächste Schau: 25.11.24 bis 2.3.2025 in Torgau

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