
Herkuleskeule-Urgestein Wolfgang Schaller wird am 20. April 85 Jahre alt und feiert das im Mai mit einer ganz besonderen Matinee
Darf man eine Person, die ziemlich bekannt ist und viel erreicht hat, eigentlich noch als „Großen alten Mann“ bezeichnen? Darf man also noch sagen, dass der große alte Mann des deutschen Kabaretts am 20. April 85 Jahre alt wird?
Egal, wir wagen es und sagen es: Wolfgang Schaller ist der große alte Mann der politischen Satire. Die Dresdner Herkuleskeule, eines der renommiertesten und wichtigsten Kabaretts im Osten Deutschlands, wäre ohne ihn wohl nicht denkbar! Denn der gebürtige Görlitzer ist noch dazu sein weiser Mann. Zwar auch ein „weißer alter Mann“, aber das ist ja heute eher ein Schimpfwort als eine Beschreibung, würde er vermutlich sagen.
Ja, mit Sprache kann er schließlich umgehen; immerhin ist Wolfgang Schaller studierter Deutschlehrer. Dass er es nicht geblieben ist, sondern stattdessen 1970 nach Dresden an die Herkuleskeule kam und seither Kabarettstücke schreibt, ist Manfred Schubert zu verdanken, dem Gründer der Herkuleskeule. Der war in eines der zahlreichen politischen Fettnäpfchen getreten, welche die DDR-Oberen bekanntlich überall platziert hatten, und so musste er für ein halbes Jahr zur politischen Schulung. Für diese Zeit holte Schubert dann also Wolfgang Schaller aus Görlitz nach Dresden. „Aus diesem halben Jahr sind nun 55 geworden“, sagt Wolfgang Schaller mit einem spitzbübischen Schmunzeln. Es ist eine von vielen spannenden Anekdoten, die er erzählen kann.
Seit 1970 sind gut 60 abendfüllende Kabarettprogramme entstanden. Mit mutigen, meinungsstarken Texten, allerdings ohne Meinungen vorzugeben. „Ich kann meine Meinung nämlich manchmal selbst nicht leiden, sie macht mir immer nur Ärger.“ Nicht zuletzt beim Thema Krieg und Frieden. Aber ungeachtet dessen macht Wolfgang Schaller deutlich: „Lieber einen Monat erfolglos verhandeln, als einen Tag schießen!“ Das ist und bleibt sein fester Standpunkt. Auch wenn, wie er mitunter verschmitzt anmerkt, Standpunkte heute eher beweglich sind und damit quasi zum Geh-Punkt werden.
Etliche der erwähnten Programme schrieb Wolfgang Schaller dabei gemeinsam mit seinem genialen Autoren-Partner Peter Ensikat. Zu DDR-Zeiten wurden ihre Stücke in beinahe jedem Theater der Republik gespielt. Aber auch nach der Wende – und damit nun im Westen – hat der Ostdeutsche Schaller noch immer eine Menge zu sagen. Die Politik versuche ihn auch heute noch mundtot zu machen, mit Auszeichnungen zum Beispiel, sagt er witzelnd. Auf den „Stern der Satire“ ist Wolfgang Schaller trotzdem stolz, den er 2009 vom damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier überreicht bekam. Von den Dresdnern wurd er 2018 zum „Dresdner des Jahres“ gekürt und bestimmt hat er sich sehr gefreut, als ihn der Presseclub Dresden dieses Jahr zum Grünkohl-König Dresdens wählte.
Schnee von gestern … Wobei: „Wenn der Schnee schmilzt, kommt die Kacke zum Vorschein!“ Auch das einer dieser hintersinnigen Sprüche aus seinen Programmen, mit denen er noch heute für volle Säle sorgt. Und so will er noch eine Menge Schnee schmelzen lassen. „85 ist ja eigentlich nur eine Zahl“, sagt er.
Wobei das Jubiläum natürlich trotzdem richtig groß am 4. Mai in der Keule-Keller im Kulturpalast gefeiert wird. Und zwar mit einer sehr persönlichen Matinee: Seine Herzenspartnerin und Kollegin Birgit Schaller wird mit ihm auf der Bühne stehen, seine Kinder Ellen, Irina, Philipp und Moritz natürlich auch sowie die Musiker Holger Miersch, Christoph Hermann und Tilman Droste. Die Veranstaltung ist seit Langem ausverkauft.
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