Richtfest für ein Stadion, das sich neu erfindet

Das neue Steyerstadion bietet auch spannende neue Fotomotive. Auch architektonisch hat es eine Menge zu bieten! Fotos: Thorsten Eckert

Den spektakulärsten Moment der jüngeren (Bau)Geschichte erlebte das Heinz-Steyer-Stadion vor reichlich drei Wochen. Mit Hilfe zweier Riesenkräne wurde der freischwebende Lichtringträger über der Nordtribüne montiert. Diese 105 Meter lange, 130 Tonnen schwere und sieben Meter hohe Stahlkonstruktion wird später das Flutlicht, die Lautsprecher und weitere technische Elemente tragen. Längst sind die beiden 500-Tonnen- Kräne wieder verschwunden, im Stadionrund dreht sich nur noch ein „normaler“ Kran. Und auch der wird seine Arbeit bald getan haben, obgleich er noch für einen besonderen Moment gebraucht wird: Am 4. April wird voraussichtlich an seinem Ausleger die Richtkrone vom Abschluss eines Meilensteins beim Um- und Ausbau des Stadions künden.

Der Flutlichtkranz an Südtribüne und Westkurve wurde schon Ende Februar montiert. An der Ostkurve ist er so gut wie fertig. „Der gesamte Lichtring wird zum Richtfest schon deutlich wahrnehmbar sein“, sagt Arno Dietrich, Projektleiter des Generalübernehmers ZECH Sports GmbH / Zech Hochbau AG. Der Lichtring wird mit profiliertem und perforiertem Stahlblech verkleidet und gibt dem Oval des Stadions später seine markante Optik. Beendet ist auch der Rohbau der Südtribüne. Die Stahlträger für die Überdachung sind montiert, ebenso alle Fenster und auch die Gebäudedachabdeckung wird bis zum Richtfest beendet sein. Im Inneren der Südtribüne haben die verschiedenen Gewerke schon mit dem Einbau von Heizungs-, Sanitär-,
Elektro- und Lüftungsanlagen begonnen.

Am deutlichsten zeigt sich der Baufortschritt aber direkt auf dem künftigen Wettkampf-Areal. Dieses „Infield“, wie es die Fachleute nennen, diente lange Zeit als Lager für die benötigten Baumaterialien. Inzwischen ist es beräumt und es bedarf gar nicht mehr so viel Phantasie, um sich hier Wettkampfgeschehen vorstellen zu können. Entwässerung und Drainage-Rohre für den neuen Rasenplatz sind im Untergrund verlegt und der sogenannte Rasenplatzaufbau ist abgeschlossen. „Im Frühsommer wird hier echtes Gras eingesät, damit es bis zur Eröffnung des Stadions gut anwachsen kann und fest verwurzelt ist“, erklärt Arno Dietrich. Trotz allem Baufortschritts wird das Heinz-Steyer-Stadion nicht wie geplant Mitte September eröffnet werden. Baupreissteigerung, Störung von Lieferketten und kriegsbedingte Produktionsausfälle führen dazu, dass sich dieser Termin nicht mehr halten lässt. Über einen neuen Termin verhandeln Landeshauptstadt und Zech GmbH aktuell noch.

Die ab 2024 geplanten Veranstaltungen können erst im Nachgang dieser Verhandlungen benannt werden. Fest steht, dass die Landeshauptstadt Dresden ihr Interesse für Die Finals 2025 mit den Deutschen Leichathletikmeisterschaften bekundet hat.

Ein Stadion mit langer Geschichte

Die Geburtsstunde des Heinz-Steyer-Stadions ist auf den 12. Oktober 1919 datiert. An diesem Tag standen sich in der „Spielstätte im Ostragehege“ die Fußballteams des DSC und des VfB Leipzig gegenüber. Leider gingen die Dresdner Kicker damals als Verlierer vom Platz. Die Baukosten beliefen sich übrigens auf 181.000 Reichsmark. Zum Vergleich: In den heutigen Neubau fließen rund 47 Millionen Euro. In ihrer über 100-jährigen Geschichte erlebte die Wettkampfstätte so einiges. Keine drei Monate
nach der Eröffnung wurde sie das erste Mal vom Elbehochwasser heimgesucht. Rund einen Meter hoch stand hier das Wasser. In der Nacht vom 17. zum 18. Oktober 1928 fielen dann das Klubhaus und die gesamte Holztribüne einem Brand zum Opfer. Besonders makaber: Während des Zweiten Weltkrieges diente das gut sichtbare Stadionoval den Bomberpiloten als Orientierungspunkt. Durch den Abwurf einer Zielmarkierungsbombe wurde die Ostkurve beschädigt. Und schließlich hinterließ auch die Jahrhundertflut 2002 schwere Schäden, die zuvor schon marode Nordtribüne musste danach komplett gesperrt werden. Als die Elbe 2013 erneut über ihre Ufer trat, stand sie zwar abermals im Sportpark- Areal, doch hielten sich die Schäden dank erster Hochwasserschutzmaßnahmen in Grenzen.

Leichtathletik, Fußball und sportliche Glanzleistungen

Doch natürlich steht das Stadion auch für große geschichtsträchtige Momente. Das sind vor allem die 17 Weltrekorde, die hier aufgestellt wurden und von der heute die große Metalltafel am Mauerwerk des Einganges Pieschener Allee 1 kündet. Besonders bemerkenswert: Die Titel gingen dabei durchweg auf das Konto von DDR-Frauen. So sorgten zum Beispiel Diskuswerferin Evelin Jahl, Speerwerferin Ruth Fuchs und Weitspringerin Heike Drechsel 1978, 1979 und 1986 für Weltklasseleistungen.

Wenn das komplett umgebaute Steyer-Stadion 2024 eröffnet wird, dann wird über dem Eingang ein Andenken an die alte Anzeigetafel leuchten. Dort soll dann u.a. der Stadionname mit den unverwechselbaren 5×7-Leuchtpunkten pro Zeichen angebracht werden. Allerdings werden dann nicht mehr Glühbirnen, sondern moderne LED-Technik zum Einsatz kommen.
Doch zunächst wird am 4. April Richtfest gefeiert – für ein Stadion, das sich wieder neu erfindet: Als Multifunktionsarena für Spitzen- und Breitensport. Vom Neubau des Heinz-Steyer-Stadions für Leichtathletik, American Football, Fechten, Squash und mit den Flächen für die Vereine und Verbände soll ein wichtiger Impuls für den gesamten Sportpark Ostra ausgehen. Ebenso wie für die Elbmetropole, die dann wieder Schauplatz werden wird für große Leichtathletik-Wettkämpfe. Und wer weiß: Vielleicht kündet schon bald eine zweite große Metalltafel an der Stadionmauer von neuen Weltrekorden und Weltbestleistungen. Carola Pönisch

DAS NEUE HEINZ-STEYER-STADION

Zuschauer-Kapazität: Das Stadion erhält 10.400 Sitzplätze, davon 5.400 überdacht. Durch mobile Tribünen in den Kurvenbereichen kann temporär auf 15.000 erweitert werden.

Das neue Herzstück: In der multifunktionalen Südtribüne entstehen auf vier Ebenen mit rund 7.500 m² Nutzfläche eine neue Fechthalle mit zehn Bahnen, fünf Squashcourts, ein Ballettsaal, Sporträume für Gymnastik, Kursangebote, Fitness und Radsport sowie ein Multifunktionsbereich für Sport, Bildung und VIP. Auch Flächen und Büros für Dresdner Sportvereine, Verbände, sportnahe Dienstleistungen und die Sportmedizin sind vorgehalten.

Besonderheit: Ein besonderer Fokus beim Um- und Ausbau wurde auf die Sportart Leichtathletik gelegt.

Internationaler Standard: Mit neun Laufbahnen (einzigartig in Deutschland) sowie wechselseitigen Sprint-, Wurf- und Sprunganlagen hält das Stadion auch auf internationaler Ebene höchsten Maßstäben stand.

Nachhaltigkeit: Das Dach des Stadions erhält eine Photovoltaikanlage. Über eine hochmoderne GA-Steuerung werden nicht nur das Stadion selbst, sondern alle Gebäude im Sportpark Ostra energetisch gemanagt, der langfristig CO2-neutral werden soll.

1 Kommentar

  1. Es ist beschämend für Dresdner Berichterstattung, dass man nirgend einen Hinweis auf den Zeitpunkt des Richtfests des Steyer-Stadions erfährt.Der 04.04.23 ist ja ein weiter Begriff und in allen möglichen Medien zu finden. Oder soll es unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden

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