Über 3.000 Menschen reihten sich gestern, am 13. Februar 2022, in die Menschenkette in der Dresdner Altstadt ein. Aufgerufen hatte dazu Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert zusammen mit Kirchen, Institutionen, Vereinen und Initiativen. Gemeinsam erinnerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Zerstörung Dresdens vor 77 Jahren und setzten ein sichtbares Zeichen des Miteinanders für eine weltoffene, tolerante Stadt. Zum Auftakt der Menschenkette gab es in der Dresdner Kreuzkirche eine Veranstaltung. Superintendent Albrecht Nollau eröffnete sie 17 Uhr.
Danach sprach Oberbürgermeister Dirk Hilbert: „Während ich mich auf diesen Tag heute vorbereitet habe, ist mir vor allem eines bewusst geworden – die Art und Weise wie wir hier zusammenkommen und erinnern, ist nur möglich, weil wir in Frieden leben. Und das seit mehreren Generationen. Der Frieden ist so selbstverständlich, dass wir kaum noch über ihn nachdenken. Die Pandemie, die Flüchtlinge die bei uns Schutz suchen, die Klimakrise oder die Energiewende – jede dieser gesellschaftlichen Debatten hat nur Platz, weil wir in Frieden leben. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir: Die Nachrichten über das, was gerade an der Grenze zwischen Russland und der Ukraine passiert, bereitet mir große Sorgen. In Europa – so scheint es – droht ein bewaffneter Konflikt. Ein Krieg.
Ich bin kein Außenpolitiker, und ich verstehe wenig von dem, was gerade auf den diplomatischen Kanälen zwischen Moskau, Kiew, Washington, Paris und Berlin läuft. Aber ich bin Oberbürgermeister einer Stadt, die im letzten großen Krieg auf diesem Kontinent schwer zerstört wurde und viele Opfer zu beklagen hatte. Und so ist es auch bei Dresdens Partnerstädten, mit denen wir so freundschaftlich verbunden sind: Hamburg, Rotterdam, Wroclaw, Coventry und nicht zuletzt St. Petersburg. Jeder dieser Orte ist für sich ein Symbol, welcher Schrecken und welches Leid durch Krieg verursacht wird. Und jeder neue Krieg wird neuen Schrecken und neues Leid verursachen. Und wieder werden Städte zu Symbolen von Zerstörung und Trauer. Als sich am 13. Februar 2010 erstmalig die Menschen die Hände reichten, um den Jahrestag der Zerstörung Dresdens nicht länger den Rechtsextremen und ihrer menschenverachtenden Ideologie zu überlassen, haben wir gemeinsam ein starkes Band geschaffen. Die Menschenkette ist aber nicht nur ein Symbol für das Erinnern und gegen nationalistische Fanatiker. Ich wünsche mir, dass auch eine andere Botschaft von denjenigen gehört wird, die in diesen Tagen die Macht haben über Soldaten und Waffen. Denn die Botschaft der Menschenkette ist auch immer: Nie wieder Krieg.“
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