
Der Sanierung der Robotron-Kantine in der Lingner-Stadt steht nichts mehr im Weg. In dieser Woche erreichte das Rathaus die Fördermittelzusage des Bundes über vier Millionen Euro im Rahmen des Programms Nationale Projekte des Städtebaus.
Mit dem Geld des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung kann die Stadtverwaltung das Gebäude nun zu einem internationalen Kultur- und Begegnungsort umgestalten. Die Kunstbiennale OSTRALE hätte dadurch dauerhaft eine Heimat und das Kunsthaus Dresden kann seinen neuen Sitz dort ganzjährig nutzen.
Was muss baulich getan werden?
Die ehemalige Kantine des VEB Robotron gilt als architektonisches Denkmal der Ostmoderne. Geplant ist die Instandsetzung der Gebäudehülle einschließlich Dachsanierung, die Beseitigung von Bauschäden und die Installation einer modernen Haustechnik (Strom, Wasser, Heizung). Dazu muss es einen Planungswettbewerb geben. Die Gesamtkosten für das Vorhaben werden auf rund 6,1 Millionen Euro geschätzt. Finanziert werden diese mit den jetzt bewilligten vier Millionen Euro Bundesmitteln, der Spende der Familie Arnhold in Höhe von 1,5 Millionen Euro und Eigenmitteln der Stadt Dresden. Der Baubeginn ist für 2027 geplant. Spätestens Ende 2028 müssen die Arbeiten abgeschlossen und entsprechend abgerechnet sein.
Zur Geschichte der Kantine
Der von 1969 bis 1972 im Herzen des ehemaligen Robotron-Ensembles errichtete Flachbau an der Lingnerallee ist ein Solitär. Der Bau besteht zwar auch aus seriell vorgefertigten Bauelementen des Industriebaus, doch die Architekten Herbert Zimmer, Peter Schramm und Siegfried Thiel konnten die Betriebsgaststätte eigenständig entwerfen.
Das pavillonartige Gebäude wirkt dank seiner hervorstehenden Brüstungen aus Strukturbeton, dessen Matrizen Friedrich Kracht gestaltet hat, leicht und schwebend. Die Brüstungen und der terrassenartige, überwiegend überdachte Umlauf an drei Gebäudeseiten unterstreichen den Pavillon-Charakter. Die Vorderseite der Fassade zur Lingnerallee prägen Keramikfliesen in türkis-blauer Farbe. Im Inneren befanden sich an den großen Fensterfronten zwei Speisesäle mit insgesamt 800 Sitzplätzen, der dazwischenliegende Gebäudeteil diente als Küche und Essensausgabe. Jeder der Säle erhielt eine Formsteinwand, die von Bildhauer Eberhard Wolf speziell für diesen Ort geschaffen wurde. Ebenfalls zeittypisch war die Ausstattung mit einer „Moki-Decke“ aus Gips und einem Terrazzo-Boden.
Nach der politischen Wende durchlief die Kantine verschiedene Nutzungen. Jahrelanger Leerstand setzte dem Gebäude zu. Ein Abriss war in Reichweite. Zuletzt etablierte sich die Biennale für zeitgenössische Kunst „OSTRALE“ in der Robotron-Kantine. Breite Initiativen aus Stadtgesellschaft, Kultur- und Kreativwirtschaft setzten sich für den Erhalt des Ostmoderne-Baus ein. Die zwischenzeitliche Unterschutzstellung als Baudenkmal half schließlich nach jahrelangen Diskussionen, die Weichen auf Sanierung und kulturelle Nutzung zu stellen. Letztendlich gelang es der Stadt auf Initiative des Stadtrates, die Robotron-Kantine zu kaufen.
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