Bis 6. Oktober soll vermittelt werden, wie Lebensmittelabfälle zu Hause vermeidbar sind.
Aus dem Bürgerlabor der Stadt Dresden an der Kreuzstraße 2 ist deshalb seit 20. September ein „Kompetenzzentrum für Lebensmittelwertschätzung“ geworden. Hier sollen sich die Dresdner darüber informieren können, wie Lebensmittelabfälle vermeidbar sind.
Brauchen wir das wirklich, wird sich mancher fragen? Und was soll das mit der Lebensmittelwertschätzung?
Zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen im Müll
Folgende Zahl verdeutlicht, warum man sich mit dem Thema befassen sollte: In Deutschland landen jedes Jahr rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Obst und Gemüse, Brot- und Backwaren, Getränke, Milchprodukte und zubereitete Lebensmittel führen die Mülltonnen-Hitliste an. Und es sind natürlich nicht nur die Verbraucher, die zu viel wegwerfen. Ganz weit vorn ist der Handel, der gnadenlos nach MHD aussortiert – und zwar nicht nur verschimmelte Erdbeeren, sondern auch jedes vakuumverpackte Stück Wurst oder Käse, wenn dessen MHD abgelaufen ist. Was also lässt sich tun, um Essen vor der Tonne zu bewahren?
To good to go: Essen retten mit einer App
Es gibt eine App, die heißt „to good to go“. Über sie werden überschüssige Lebensmittel und zubereitete Speisen, zum Beispiel von Restaurants, Kantinen, Caterern und Hotels, kostengünstig an Verbraucher vermittelt. Vom Gemüselädchen bis zur Pizzeria, vom Supermarkt bis zum Sushi-Restaurant, von Bäckereien zu Restaurants und Hotels sind bundesweit schon 16.849 Betriebe dabei – auch Dresdner Firmen. Die überschüssige Ware wird in die App gestellt, Nutzer können sich dann reservieren, was sie in einer vorgegebenen Zeit (meist abends) abholen wollen.
„Zur Tonne“ kocht Speisen aus Tafel-Überschuss
Als großer Lebensmittelretter haben sich seit 1993 die „Tafeln“ etabliert. Der Dresdner Tafel-Verein, gegründet im März 1995, verteilt mittlerweile pro Jahr rund 2.500 Tonnen Lebensmittel und versorgt damit wöchentlich rund 5.000 Menschen. Doch auch bei den Ausgabestellen der Tafel bleibt am Ende des Tages Obst und Gemüse liegen. Daraus kochen Stefanie Nünchert und ihr kleines Team leckeres Essen. Mit der Fahrradküche Tonnja sind die drei Frauen in Dresden unterwegs und zeigen bei Workshops, Teamevents und „Schnippeldiskos“, wie Essbares gerettet und zu leckeren Mahlzeiten verarbeitet werden kann. Dieses Projekt nennt sich „Zur Tonne“ und wurde im Rahmen der Zukunftsstadt Dresden zwei Jahre lang gefördert.
„Fairteiler“: Hier gibt’s Essen zum Mitnehmen
In Dresden gibt es derzeit 23 sogenannte Fairteiler – das sind Regale oder Tauschschränke, umgebaute Fahrräder und ausrangierte Kühlschränke, die mit überschüssigen Lebensmitteln gefüllt werden. Und zwar nicht nur vom Bäcker oder Gemüsehändler um die Ecke, sondern auch von Anwohnern, die ihren Kühlschrank überfüllt haben oder wegen des bevorstehenden Urlaubs vielleicht leeren wollen. Ihre Standorte finden sich unter www.foodsharing-dresden. de/fairteiler. Ehrenamtlich tätige „Foodsaver“ betreuen diese Ausgabestellen, das heißt, sie halten sie sauber, sortieren nicht mehr brauchbare Lebensmittel aus und bestücken sie mit neuen. Über 450.000 registrierte Fairteiler-Nutzer und mehr als 100.000 Foodsaver sind mittlerweile aktiv, dazu kommen 11.000 Betriebe, die Lebensmittel abgeben. Das Fairteiler-Projekt gehört zur Foodsharing-Bewegung, die sich 2012 formierte.
Aktionswoche in Dresden
Täglich von 10 bis 18 Uhr – außer am 2./3. Oktober – können sich interessierte Bürger informieren, wie sie Lebensmittelabfälle zu Hause vermeiden.
Im Bürgerlabor warten ein Fairteiler und ein Kühlschrank darauf, mit überschüssigen Lebensmitteln aus dem Vorratsschrank, Brot, Keksen und Trockenwaren, Obst und Gemüse oder der übriggebliebenen Gartenernte gefüllt zu werden.
Während der Öffnungszeiten verarbeitet das Team des Zukunftsprojektes „Zur Tonne“ mit seinem Küchenfahrrad Tonnja Lebensmittelreste und zeigt, wie einfach und lecker Lebensmittelrettung sein kann. Das Dresdner Unternehmen „Bailando“ bietet süße und herzhafte Aufstriche aus gerettetem Obst und Gemüse an. Eine ganze Reihe an Infomaterial gibt zudem wichtige Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelmüll.
Die Aktionswoche in Dresden ist Teil der bundesweiten Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel“.
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