Wetterbilanz 2022: Deutlich zu warm, viel zu trocken und sehr sonnig

Sommer Wetter Bilanz
Foto: pixabay

Das Dresdner Umweltamt legt den „Witterungsbericht 2022“ vor und analysiert das Wetter im Detail.

Die Stadt Dresden tanzt sogar beim Wetter aus der bundesdeutschen Reihe: Während 2022 deutschlandweit gemeinsam mit 2018 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn ist, ist es nach Messungen an der Klimastation in Klotzsche das viertwärmste Jahr in der Dresdner Klimadatenreihe seit 1961. In Dresden hat das Jahr 2019 mit einer Durchschnittstemperatur von 11,2 Grad die Nase vorn.

Insgesamt betrugt die Jahresdurchschnittstemperatur 10,9 Grad Celsius. Das sind plus zwei Grad mehr als zum Klimareferenzwert 1961 bis 1990. Der Jahresniederschlag summierte sich auf 506 Millimeter. Damit fehlten 163 Millimeter bis zur durchschnittlichen Summe der Klimareferenzperiode – ein Defizit von etwa drei durchschnittlichen Monatsniederschlägen. 2022 ist das zehnttrockenste Jahr seit 1961. Mit 2077 Sonnenstunden war 2022 außerdem das viertsonnigste Jahr nach 2018, 2011 und 2003.

Wetterbilanz: So zeigten sich die einzelnen Monate

Januar
Das Jahr 2022 startete sehr warm. Ein Warmlufteinbruch zu Silvester verursachte den bis dahin wärmsten Neujahrstag mit einer Tagesmitteltemperatur von 11,4 Grad Celsius. Im Januar wurde kein einziger Eistag gemessen. Eigentlich sollte es davon im Januar neun geben. Geschneit hat es an nur zwei Tagen in Dresden. Immerhin regnete es im ersten Monat des Jahres eine fast durchschnittliche Menge mit 49 Millimetern.
Februar
Der Februar war mit 4,7 Grad Celsius sehr warm. Das sind Temperaturwerte, die sich üblicherweise im März/April einstellen. Mit 4,3 Grad über dem Klimamittel war es der sechstwärmste Februar seit 1961. Dafür regnete es mit 44 Millimetern sogar 12 Prozent mehr als im Durchschnitt.
März
Es war ein warmer, äußerst trockener und extrem sonniger März. Mit 15 Millimetern Niederschlag spielte der März den Auftakt im Trockenheitsreigen. Es fehlten 64 Prozent der durchschnittlichen Regenmenge. Mit 235 Sonnenstunden (+ 114 Prozent) war es der sonnigste März seit Aufzeichnungsbeginn 1961.
April
Der April zeigte sich wie schon 2021 von seiner kühlen Seite. Mit einem Monatsmittel von 7,8 Grad Celsius lagen die Temperaturen auf dem Niveau des Klimareferenzzeitraumes 1961 bis 1990. Die 20-Grad-Marke wurde an nur einem Tag geknackt. Allerdings setzte sich die Trockenheit fort. Es fehlte knapp die Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge, so dass in der Bilanz nur 27,8 Millimeter stehen.
Mai
Der Mai war der viertsonnigste, viertwärmste und siebttrockenste Mai seit 1961. Es regnete an nur sechs Tagen, acht Tage weniger als im langjährigen Mittel. Mit 289 Sonnenstunden wurde der langjährige Mittelwert um 46 Prozent übertroffen. Niederschlag blieb Mangelware. Mit einer Monatssumme von 21,7 Millimetern ergab sich ein Defizit von 66 Prozent gegenüber dem Durchschnitt.
Fazit: Der Frühling 2022 war der bislang trockenste seit 1961.


Juni
Ein neuer Temperaturrekord wurde bei der ersten großen Hitzewelle am 19. Juni in Klotzsche gemessen. Mit 38,2 Grad Celsius gibt es nun einen neuen Tageshöchstwert. An diesem heißen Wochenende fiel die Temperatur in der Neustadt nachts nicht unter 21,6 Grad (Tropennacht). Gewittrig und schwül war es vor allem in der letzten Junidekade. Die extreme Trockenheit konnte durch ein paar Schauer jedoch nicht wirklich abgemildert werden. Insgesamt gingen im Juni 47 Millimeter Regen auf die Erde nieder, 35 Prozent weniger als der langjährige Vergleichswert. Bei viel Sonnenschein (289 Sonnenstunden, ein Plus von 45 Prozent) gab es 18 Tage, an denen die 25-Grad-Marke erreicht oder überschritten wird. Dies ist nach 2019 (24 Sommertage) die zweithöchste Zahl an Sommertagen. Im Vergleich zum Klimareferenzzeitraum war der Juni mit 19,9 Grad Celsius 3,5 Grad zu warm und zählt damit zu den sehr warmen Junimonaten. Wärmer war es nur 2019, 2021 und 2003.
Juli
Im Juli nahm die Trockenheit ein bisher unbekanntes Ausmaß an. In ganz Europa fehlte es an Regen. An der Station Klotzsche wurden über den gesamten Monat nur 14 Millimeter Regen und damit ein Defizit von 80 Prozent gemessen. Nach 2006 (6,5 Millimeter) und 1971 (9,2 Millimeter) war dies der dritttrockenste Juli seit 1961. Die von Januar bis Juli aufsummierte Niederschlagssumme war mit Abstand die niedrigste. Aufgrund der witterungsbedingt geringen bis sehr geringen Abflüsse in den oberirdischen Gewässern des Stadtgebietes musste per wasserrechtlicher Allgemeinverfügung die Wasserentnahme aus Teichen, Bächen und Flüssen zum Zweck der Bewässerung beschränkt bzw. untersagt werden. Durch die lang anhaltende Trockenheit und die hohen Temperaturen kam es zu dramatischen Waldbränden in der nahen Umgebung von Dresden, vor allem in der Böhmischen und Sächsische Schweiz.
August
Hitze, Trockenheit und auch die Waldbrände hielten in der ersten Monatshälfte an. Mit einer Monatsmitteltemperatur von 21 Grad Celsius (plus 3,3 Grad über dem Vergleichswert 1961 bis 1990) war es ein sehr warmer August. Aber Niederschlag kündigte sich an. Am 15. August kam dieser nun gleich in Form von Starkregen: An der Station im Botanischen Garten gingen 22,1 Millimeter Wasser in nur 25 Minuten nieder – so etwas geschieht höchstens zweimal in einem Jahrhundert. Dabei musste die Feuerwehr elfmal wegen Überflutungen, vor allem Wassereinbrüche in Keller und Tiefgaragen, in der Neustadt und Johannstadt ausrücken. Im letzten Monatsdrittel stellte sich die Wetterlage endgültig um. Allerdings kippte die (Wetter-)Situation gleich wieder in die andere – sehr nasse – Richtung. Ein kräftiges Tief zog mit einer ebenso kräftigen Gewitterlinie von Frankreich über Italien nach Slowenien und bescherte erhebliche Schäden durch Überflutungen, umgestürzte Bäume und Hagel. Sogar Todesfälle waren zu beklagen. Im Dresdner Stadtgebiet verlief die Situation zum Glück weniger dramatisch. Vielmehr brachten die zum Teil ausgiebigen Niederschläge Erleichterung: Mit 92 Millimetern in der Monatsbilanz wurde der Klimareferenzwert sogar um 12 Prozent überschritten.


September
Während sich der September in den vergangenen Jahren eher sonnig und spätsommerlich zeigte, wurde es 2022 schnell frühherbstlich. Vor allem prägten die Tiefdruckgebiete PEGGY und QUEENIE den September. Sie führten immer wieder feuchte Luftmassen über Mitteleuropa. In den kühlen Luftmassen kam es anhaltend zu Niederschlägen und Gewittern. Vom 6. bis 21. September regnete es fast durchgehend. Mit 101 Millimetern wurde der Klimareferenzwert um 95 Prozent übertroffen. Es war der viert nasseste September. Mit einer Durchschnittstemperatur von 13,7 Grad Celsius war der Monat ein halbes Grad kälter im Vergleich zum Klimareferenzwert 1961 bis 1990 und, neben dem April, der einzige Monat mit einer negativen Abweichung.
Oktober
Ungewöhnlich milde Luftmassen ließen den Oktober außerordentlich warm werden. Mit 12,9 Grad Celsius (plus 3,1 Grad im Vergleich zum Mittel 1961 bis 1990) war es der zweitwärmste Oktober. Dazu war es sehr sonnig. Mit 163 Sonnenstunden wurde der Vergleichswert 1961 bis 1990 um 31 Prozent übertroffen. Wegen der vorangegangenen Niederschläge im Vormonat fiel es kaum auf, dass fast 60 Prozent der Regenmenge fehlte. Die Monatssumme beläuft sich auf nur 19,6 Millimeter.
November
Die beständigen Hochdruckwetterlagen hielten noch bis Monatsmitte an und sorgten für trockene, sonnige und milde Witterung. Danach erst kam das jahreszeittypische regnerisch-graue und kühle Novemberwetter. In der Monatsbilanz war es mit 117 Stunden nach 2011 (159 Stunden) und 2003 (121 Stunden) der drittsonnigste November seit 1961. Mit 42,7 Millimetern fehlten etwa 19 Prozent der durchschnittlichen Regensumme. Das Temperaturmittel erreichte 5,8 Grad Celsius, also 1,3 Grad wärmer im Vergleich zum Mittel 1961 bis 1990.
Dezember
Pünktlich zum ersten Dezember und zweiten Adventswochenende fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Der kalte Witterungsabschnitt hielt die erste Monatshälfte an. Sogar eine dünne Schneedecke bescherte einen typischen Wintereindruck. Durch die langen Nächte, die Schneedecke und den klaren Himmel konnte die Luft stark auskühlen. So blieben vom 11. bis 17. Dezember die Tageshöchsttemperaturen unter dem Gefrierpunkt. Dies kam in den vergangenen Jahren äußerst selten beziehungsweise gar nicht vor. Im Dezember 2022 wurden neun Eistage gezählt. Letztmalig kam dies 2012 vor. An weiße Weihnachten war allerdings nicht zu denken. Während Nordamerika in Froststarre fiel, flossen in Deutschland pünktlich zum Fest sehr milde Luftmassen ein. Nach 2015 und 1983 war 2022 das drittwärmste Weihnachten, wenn man die Tagesmitteltemperaturen vom 24. bis 26. Dezember betrachtet. Insgesamt war es wiederum ein zu trockener Monat (minus 45 Prozent), ziemlich trüb (minus 12 Prozent Sonnenstunden) und zu mild (plus 1,1 Grad Abweichung).


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