Die natürliche Waldentwicklung begleiten

Dr. Jana Chmieleski (2. v. r.) und ihr Forscherteam starteten bereits im Sommer mit der Erprobung verschiedene Verfahren zur Aufnahme von Bodenvegetation, Verjüngung und Totholz im Nationalpark Sächsische Schweiz, der sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat.

Forscher bereiten derzeit ein umfangreiches Monitoring im Nationalpark Sächsische Schweiz vor.

Wie geht es weiter mit den Wäldern im Nationalpark, nachdem nun so viele Fichten abgestorben sind? Die Forscher des Kompetenzzentrums für Wald und Forstwirtschaft von Sachsenforst und Dr. Jana Chmieleski von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Professur für Land-schaftskunde, erwarten eine spannende Entwicklung und wollen diese do-kumentieren. In einer Vorstudie legten die Forscher im Gebiet zwischen Großem Zschand und Kirnitzschtal eine Testfläche an. Sie erproben ge-meinsam verschiedene Verfahren, wie künftig die Entwicklung der Wald-struktur einerseits und andererseits die Vegetation auf dem Waldboden, auf Totholz, Rinde und Gestein in diesem anspruchsvollen Gelände syste-matisch erfasst und dokumentiert werden kann.

Ziel der Vorstudie ist es, Empfehlungen für das künftige Monitoring der Waldentwicklung sowie für die Auswahl der Stichprobenflächen abzuleiten. Dabei ist es wichtig, das Verfahren an die besonderen örtlichen Gegebenheiten im Nationalpark anzupassen: Tiefe Schluchten und trockenen Kuppen wechseln sich hier kleinräumig ab.

Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mit einem intensiven Monitoring zu beginnen. Denn dicht geschlossene, schattige Fichtenbestände bildeten für viele Jahre für die Wanderer im Nationalpark ein vertrautes Bild. Doch zwei warme und trockene Jahre in Verbindung mit einer Massenvermehrung der Borkenkäfer führten zu einem großflächigen Absterben der Fichtenbestände. Zwischen März 2018 und Mai 2020 sind nunmehr 1.650 Hektar Wald abgestorben.

Was für einen Wirtschaftswald eine Katastrophe bedeutet, ist im National-park ein Übergang von einer Waldentwicklungsphase in eine andere. Auf den ersten Blick erscheinen die Wälder im Nationalpark Sächsische Schweiz abgestorben. Doch wer genau hinschaut, kann viel Leben entde-cken: Birken, Kiefern, Aspen, Fichten und Vogelbeeren tummeln sich bereits auf dem Waldboden – nur sind die kleinen Bäumchen erst wenige Zentimeter groß. Daneben übernehmen auf vielen Teilflächen bereits Buchen und Tannen, die in den letzten 30 Jahren vorangebaut wurden und die natürliche Vielfalt gezielt ergänzen sollen, die Funktion eines neuen, jungen Waldes.

„Der Nationalpark gewährleistet eine natürliche Waldentwicklung auf großer Fläche. Dazu gehört auch, anders als im bewirtschafteten Wald, das vollständige Belassen der absterbenden Bäume. Für die Biodiversität von Wäldern ist Totholz von entscheidender Bedeutung – viele Arten sind an dieses Substrat, einige sogar an spezielle Zersetzungsphasen, gebunden. Auf den Monitoringflächen werden wir die Entwicklung dieser Arten dokumentieren. Der Nationalpark besitzt für diese Untersuchungen aufgrund der hohen Totholzanteile und der ungestörten weiteren Entwicklung eine besondere Bedeutung“, so Ulf Zimmermann, Leiter des Nationalparks Sächsische Schweiz.

Die Anlage von dauerhaften Monitoringflächen ist dabei ein Baustein des Monitoring-Konzeptes. „Das Konzept sieht eine Verknüpfung von drei verschiedenen Methoden vor“, erklärt Dr. Dirk-Roger Eisenhauer, Leiter des Kompetenzzentrums für Wald und Forstwirtschaft bei Sachsenforst, das Vorgehen. „Dabei werden gezielt bereits vorhan-dene Informationen als Grundlage verwendet. So soll z.B. ebenso eine Analyse der Waldentwicklung aus Luftbildern erfolgen, welche in Sachsen zukünftig im zweijährigen Turnus zur Verfügung stehen. Weiterhin nutzen wir die Daten der periodischen Waldin-venturen, die im gesamten Landeswald durchgeführt werden – aktuell läuft diese Inven-tur im Nationalpark.“

Informationen zur Waldschadenssituation insbesondere an der Fichte erhalten Sie im Waldportal Sachsen. Waldbesitzer finden umfangreiche Informationen zur Waldschadensbewältigung und zu Unterstützungsmöglichkeiten im Waldbesitzer-Portal unter www.sachsenforst.de/waldbesitzer.

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