In großer Tiefe errichten Spezialisten eine kilometerlange Röhre.
Blau leuchtet die Kunststoffröhre im Licht der Scheinwerfer, als sie im Betonkanal heran rollt. Sie liegt auf einem elektrisch betriebenen Spezialwagen mit acht Rädern. Ein letzter Schub – und schon sitzt eine Dichtung am Ende der neuen Röhre.
Schon 111 Jahre fließt die braune Brühe durch die rechtselbische Abwasser-Hauptschlagader von der Prießnitzstraße bis zum Klärwerk Kaditz. Immerhin handelt es sich dabei um ein Drittel der Dresdner Abwässer. Über drei Viertel des 6,6 Kilometer langen Neustädter Abfangkanals sind saniert. Jetzt ist das letzte, 1,5 Kilometer lange Stück an die Reihe. Es beginnt an der Micktener Böcklinstraße und verläuft unter der Scharfenberger Straße bis zum Klärwerk. Damit dies möglich ist, haben Leitungsbauer im vergangenen Jahr eine insgesamt 2,6 Kilometer lange Super-Pipeline gebaut. Über diese Ersatztrasse fließt seit November vergangenen Jahres das Abwasser durch die Flutrinne zum Klärwerk.
Durch die Ersatztrasse werden kaum größere Verkehrseinschränkungen nötig. Es mussten nur drei Baugruben ausgehoben werden. Bei der Sanierung werden per Kran glasfaserverstärkte Kunststoffrohre (GfK) eingehoben, die meistens drei Meter lang sind. Der Spezialwagen, der in der Aarsleff-Werkstatt konstruiert wurde, bugsiert sie unterirdisch aus den Baugruben in den alten, bis zu 2,7 Meter hohen Kanal, wo sie letztlich zusammengefügt werden. So entsteht dieses Jahres ein neuer dichter Kanal in der alten Abwasserröhre.
Rund zwei Drittel des letzten Abschnitts sind schon saniert. Bereits Ende Januar war das erste Stück zwischen der Micktener Böcklinstraße und der Feuerwehr-Zentrale fertig. Bis März folgte der nächste Abschnitt zwischen der Kaditzer Marie-Curie-Straße und der Washingtonstraße. In der vorigen Woche haben die Arbeiten in der 230 Meter langen Lücke bis zur Feuerwehr begonnen. Noch in diesem Monat sollen dort alle Rohre eingebaut sein. Zum Schluss kommt danach noch bis Ende Mai das 330 Meter lange Stück direkt vorm Kaditzer Klärwerk an die Reihe.
„Ich hoffe, dass wir alle Arbeiten im Spätsommer abgeschlossen haben“, sagt Projektleiter Nytsch von der Stadtentwässerung. Dann kann der Neustädter Abfangkanal wieder in Betrieb gehen, sodass die Umleitung fürs Abwasser ausgedient hat. Bis zum Jahresende werden die letzten Arbeiten abgeschlossen. In das Großprojekt investiert die Stadtentwässerung rund 16 Millionen Euro.
PETER HILBERT
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