Doku über Schulmodell feiert Filmpremiere in Dresden

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein und doch haben sie ein gemeinsames Ziel, die Klasse rund um Laura, Mimy, Florian und Marvin. Foto: Neue Visionen Filmverleih

Zündstoff zum Debattieren: Ein spannender Einblick hinter die Kulissen der wohl verrücktesten Schule Deutschlands feiert in Anwesenheit des Regisseurs Alexander Kleider am Sonnabend in der Schauburg Premiere, bevor der Film am 11. Mai bundesweit in die Kinos kommt. „Berlin Rebel High School“ wurde für den Deutschen Filmpreis als bester Dokumentarfilm nominiert und erhielt das Prädikat „besonders wertvoll“. Begründung: „ein gesellschaftlich relevanter Film, der Diskussionen anregen kann und auf großartige Weise unterhält und berührt.“

In einem Berliner Hinterhof hat sich seit 1973 ein basisdemokratisches Schulmodell gehalten, das in Deutschland einmalig ist: In der von Lehrern und Schülern ohne Direktor selbstverwalteten Schule für Erwachsenenbildung (SFE) gibt es weder Noten noch Sitzenbleiber. Bezahlt werden die Lehrkräfte von den Schülern, gemeinsam stimmen alle über organisatorische Fragen ab. Und es funktioniert. Die SFE schaffte es erfolgreich an die Spitze diverser Wettbewerbe.

In behutsamen Annäherungen werden typische Schicksale von Schulabbrechern – deutschlandweit jährlich 60 000 – und Querulanten vorgestellt, die die Leistungsgesellschaft längst aussortiert und abgeschrieben hat. Für die 350 SFEler pro Jahr ist es die letzte Chance aufs Abitur.

Alex kannte mit Anfang 20 über zehn Schulen, denn nirgends hat er Disziplinzwang und Konkurrenz lange ausgehalten. Punkerin Lena fühlte sich im biederen Dorf unfrei und als Außenseiterin abgestempelt. Hanil hielt Schule nur für eine lästige, sinnfreie Pflichtveranstaltung. Sie haben ihr Päcklein zu tragen: Scheidungskind, Drogenkarriere, Gewalterfahrungen.
Sich neu erfinden Das Erfolgsgeheimnis des liberalen SFE-Konzepts: Es nimmt alle gleichermaßen ernst, aber auch in die Pflicht und Verantwortung. Und wer sich nicht aufgibt – kein Paradies für Hänger –, sondern nach einer sinnvollen Zukunft, die Spaß macht, für sich sucht, hat die Chance sich neu zu erfinden und sich selbst zu beweisen, dass man es aus eigener Kraft schaffen kann.

„Nur das Ziel ist im Weg“ – mit Witz und Begeisterung porträtiert der Leinwandstreifen sowohl die jungen Wilden als auch die idealistischen Persönlichkeiten der Lehrer, die in einer runtergeranzten Umgebung für Hungerhonorare ihren Traum vom neugiergeleiteten Lernen in Freiheit, aber nicht Strukturlosigkeit, in Gemeinschaftlichkeit umsetzen.
6. Mai, 20 Uhr, Filmtheater Schauburg

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