In Dresden gibt es laut neuestem Straßenverzeichnis 3.210 Straßen und Plätze. Viele davon sind nach Persönlichkeiten benannt. Nicht alle von ihnen kennt man wirklich.
Sag mir, auf welcher Straße du wohnst und ich sage dir, wer du bist? Nein so funktioniert das nicht. Wer auf der Sportplatzstraße wohnt, hat vielleicht nur das Glück einer bezahlbaren Wohnung und muss keine Sportskanone sein. Wessen Adresse „Schillerstraße“ lautet, der muss noch lange keine Ahnung haben von Räubern, Maria Stuart, Don Carlos oder Kabale und Liebe. Und wer „Zum Jammertal“ logiert, hat vielleicht eine tolle Aussicht…
Dresden hat 3.210 Straßen und Plätze. Sie alle sind alphabetisch geordnet im neuen Straßenverzeichnis 2022 aufgeführt. Allein 480 beginnen mit einem A, 101 mit einem Z. Etwa ein Drittel der Straßen sind nach verdienstvollen Menschen benannt und davon wiederum trägt jede zehnte Straße den Namen einer Frau.
Der häufigste Namensgeber in Dresden ist übrigens Friedrich Schiller. Zwei Plätze (in Blasewitz und Langebrück) sowie vier Straßen (in Loschwitz, Pieschen, Cossebaude und Langebrück) sind dem großen deutschen Dichter gewidmet.
Frauen an die Macht. Oder wenigstens aufs Straßenschild
106 der insgesamt 1.004 Straßen, die Personennamen tragen, sind Frauen gewidmet. Das allerdings ist auf den ersten Blick gar nicht immer erkennbar. So ist der Pohlandplatz nach einer Stifterin namens Auguste Elisabeth von Pohland benannt und auch die ziemlich männlich klingende Müller-Berset-Straße ehrt eine Stifterin: Marie Berset, geborene Müller war Mitte des 19. Jahrhundert Stifterin einer Anstalt zur Erziehung und Ausbildung von schulentlassenen Waisen oder Halbwaisen. Der Merianplatz wiederum ist nach der Malerin und Kupferstecherin Maria Sybilla Merian benannt. Weitere Beispiele sind die Reckestraße (Charlotte Elisabeth Konstantina von der Recke, Schriftstellerin), die Laurinstraße (Caroline Amalie Laurin, Wohltäterin und Stifterin), die Justinenstraße (Johanne Justine Renner, auch bekannt als Gustel von Blasewitz) oder die Hegerstraße (Amalie Wilhelmine verw. Heger, Stifterin in Plauen).
Wer auf der Haenel-Clauß-Straße aufgewachsen ist, hatte es hier schon zu DDR-Zeiten mit Sara Emilie Haenel-Clauß zu tun – auch sie die Begründerin einer wohltätigen Stiftung.
Dann erinnern in Dresden noch zahlreiche Straßen an einst berühmte Sängerinnen wie Dora Zschille, Elfriede Trötschel, Erna Berger, Erna Sack, Helena Rott, Inger Karén und Liesel von Schuch. Und dann gab es noch die ganz besonderen Frauen, die einst in ihren Bereichen „erste“ waren oder etwas besonderes entdeckt oder erfunden hatten. Dazu gehören Melitta Benz (Kaffeefilter), Maria Kirch (Kometen-Entdeckerin), Amalie Dietrich (Botanikerin), Dorothea Erxleben (erste Deutsche mit Doktorgrad), Franziska Tiburtius (Wegbereiterin für das Frauenstudium) und Henriette Heber (Mitbegründerin der Arbeitsvermittlung in Dresden).
Einen Straßennamen erhielt aber auch die Inhaberin eines Spielwarenladens mit Puppenklinik (Hedwig Langer), eine Kinderbuchautorin (Gertrud Caspari), eine schwedische Philanthropin (Elsa Brändström) und eine Kochbuchautorin (Bertha Dißmann). Und manchmal reichte es schon, Ehefrau, Geliebte oder Tochter eines berühmten Mannes zu sein – davon zeugen die Agneshöhe (Malersgattin), die Coselgasse (Augusts Mätresse), der Coselweg (Gattin eines Kupferbergwerkbesitzers) oder die Dorotheenstraße (Tochter eines Klostergutbesitzers).
Noch etwas Statistik? 274 Straßen wurden seit 1990 um- und 332 neu benannt. Zu Letzteren gehören die Wolfgang-Mischnick- und die Lili-Elbe-Straße, die gerade neu gebaut wird und im April dieses Jahres fertig werde soll.
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