Endstation Straßenbahnmuseum: Dresden hat keine Tatra-Bahnen mehr im Fahrbetrieb

DVB Tatra-Bahnen
Auf dem letzten Weg: Heute (31. Mai 2023) wurden die letzten drei Tatra-Wagen an das Straßenbahnmuseum Dresden übergeben. Foto: DVB

Nach 56 Jahren sind die Tage der Tatra-Straßenbahnen im öffentlichen Fahrgastbetrieb der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) gezählt. Die letzten drei Wagen wurden am 31. Mai von den DVB-Vorständen Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert als historische Fahrzeuge dem Dresdner Straßenbahnmuseum übergeben.

Eigentlich wurden die Tatras bereits 2010 aus dem regulären Liniendienst der DVB entlassen. Sie fuhren nur noch als Verdichtung der Linie 3 im Studentenverkehr oder bei speziellen Fahrten im Schülerverkehr. Die zehn letzten Einzelwagen, aus denen sich bis zu vier Züge bilden ließen, waren zuletzt nur noch als Verstärkerfahrten für Fußball-spiele und andere Großveranstaltungen im Einsatz.

Nun, das nach und nach die neuen großen Stadtbahnwagen in Betrieb genommen werden, ist die Zeit der Tatra-Bahnen endgültig vorbei. Im DVB-Bestand bleiben nur die Kinderstraßenbahn Lottchen, der Fahrleitungsmesswagen, der Schienenschleifwagen sowie einzelne Sonderwagen, beispielsweise für den Einsatz des Schneepfluges. Alle anderen Tatra-Wagen werden zum Verkauf angeboten.


Prager ČKD-Werk lieferte mehr als 800 Tatra-Wagen nach Dresden

Nach den MAN-Wagen, dem legendären Hecht und den zweiachsigen Wagen aus DDR-Produktion endet nun eine fast sechs Jahrzehnte lange Ära der Dresden Straßenbahn. Mit ihrer Omnipräsenz prägten die Tatra-Wagen seit den späten 1960-er Jahren das Stadtbild. Erst rot, später gelb lackiert, fuhren sie in Zugkombinationen, die aus zwei oder drei Einzelwagen bestanden.

Den Prototyp (T4D) mit der Nummer 2000 kann man noch heute im Straßenbahnmuseum bewundern. Durch gutes Verhandlungsgeschick war es in Dresden möglich, ab 1967 als erste ostdeutsche Stadt diesen Wagentyp einzuführen und sogar die Generalvertretung für die DDR zu übernehmen.

Bis 1984 lieferten die Prager ČKD-Werke insgesamt 572 Triebwagen und 249 Beiwagen nach Dresden. Allerdings stellte sich in Dresden auch schnell Ernüchterung ein. Die nicht ausreichend erprobten Wagen wiesen Mängel auf. Der hohe Einstieg war ein fast unüberwindbares Hindernis für Kinderwagen und Rollstühle. Das größte Problem ergab sich jedoch aus den unregelmäßigen Ersatzteillieferungen aus Prag, die teilweise aufwändig durch die DVB-eigenen Werkstätten oder anderen DDR-Betrieben kompensiert werden mussten. Später kam es gar zur Kannibalisierung von bereits Fahrzeugen, die wegen technischer bereist außer Dienst gestellt waren. Teilweise waren nur rund 50 Prozent des Fuhrparks einsatzbereit. Den-noch erhöhte sich der Anteil der eingesetzten Tatra-Bahnen auf den Linien. Im Oktober 1988 wurde mit der „4“ die letzte Linie auf reinen Tatra-Betrieb umgestellt. Ein 1986 erstmals nach Dresden geliefertes Nachfolgemodell vom Typ T6A2 wurde von den Wendeereignissen überrascht. Eine Serienlieferung kam nicht mehr zustande.

Tatras bleiben für Sonderfahrten im Museum

Die letzten drei gelben Tatras aus dem aktiven DVB-Bestand finden nun im Straßenbahnmuseum Dresden am Trachenberger Platz ihre neue Heimat. Zusammen mit dem roten Dreierzug aus den Anfangsjahren der Dresdner Tatra-Geschichte und dem kurz vor dem Mauerfall gelieferten Dreierzug vom Typ T6A2 bilden sie in Zukunft den Bestand der historischen Tatra-Bahnen.

Um den langen Einsatz dieser Straßenbahngeneration noch einmal zu würdigen, lädt der Museumsverein am Sonnabend, dem 3. Juni 2023, von 16 bis 22 Uhr zu stündlichen Sternfahrten ein. Abfahrt ist immer zur vollen Stunde am Postplatz in alle Himmelsrichtungen. Neben den noch für Passierbetrieb zugelassenen historischen Tatras, in dem natürlich auch Fans mitfahren dürfen, sind für Foto-Fans auch Arbeitswagen und die Kinderbahn Lottchen unterwegs. Wer in den historischen Tatras mitfahren möchte, bezahlt drei Euro pro Rundfahrt.

Schon am Vormittag von 10 bis 12 Uhr können Besucher an Führungen durch das Straßenbahnmuseum teilnehmen und die Exponate bewundern. Gegen 14 Uhr reihen sich dann alle betriebsfähigen Tatras für einen Fototermin auf, bevor es zur Sternfahrt zum Postplatz geht. Alle Informationen zum „Tatra-Sonderfahrtag“ findet man auch auf der Museums-Homepage www.strassenbahnmuseum-dresden.de.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.