125 Jahre Filmkunst in der „Phase IV“

Phase IV
Alexander Stark (34) vor einer Wand voll Filmgeschichte in seiner „Phase IV“. Foto: Tomzig

Auf der Königsbrücker Straße 54 in Dresden gibt es einen Verein, der eine Programm-Videothek betreibt und zu den größten Filmarchiven Sachsens gehört.

Die Phase ist ein Raum, wo es noch menschelt, wo es Begegnungen gibt, man sich austauschen kann, statt auf der heimischen Couch mit dem Algorithmus zu vereinsamen,“ beschreibt Co-Leiter Alexander Stark seine „Phase IV“ und damit den Grundgedanken einer Programm-Videothek.

2006 von Sven Voigt gegründet, wird die Filmgalerie seit 2018 vom gleichnamigen Verein betrieben. Mit rund 14.500 Titeln gehört sie zu den größten Filmarchiven Sachsens und deckt 125 Jahre Filmgeschichte ab. Die Streifen füllen deckenhohe Regale auf zwei Ebenen im tageslichthellen, barrierefreien Ladengeschäft schräg gegenüber der Schauburg. Das Archiv ist nicht nur Vereinsmitgliedern frei zugänglich, sondern jedem, der an einem entsprechenden Projekt arbeitet. So haben zum Beispiel schon Filmschaffende tagelang mit ihren Laptops in den alten Kinosesseln gehockt und filmeweise spezielle Szenen studiert. Ganz frisch ist eine Zusammenarbeit mit dem Institut für Soziologie der TU Dresden, das seinen Filmklub „Abspann“ raus aus dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm hierher verlegt hat.

Die Phase IV ist aber auch Soziokulturelles Zentrum. Wer eine entsprechende Idee hat, kann gern vorbeikommen. Platz, Veranstaltungstechnik und Interesse sind vorhanden. Bisherige Projekte sind zum Beispiel die „BSide-Movies“: Nach einem einführenden Vortrag wird je ein etwas sonderbarer Film gezeigt. Oder der Escape Room für Kinder, der seit dem Kinolino-Kinderfilmfestival 2022 gern genutzt wird.
Das „Coffee & Cinema“ in sächsischen Gefängnissen in Kooperation mit AG Kurzfilm und Kunst im Gefängnis e.V. ist ein weiteres Projekt, das aus einer anonymen Spende von mehreren Kilo italienischen Kaffee an Vereinsmitglied Alfred Habermann (AG Kurzfilm) entstand. Auf der Suche nach einem sinnvollen Verwendungszweck entstand die Reihe, wo jeweils ein Kurzfilm zu Themen wie „Wert der Demokratie“ oder „Wert der Arbeit“ gezeigt wird. Dazu gibt es Kaffee und danach reden alle über den Film. Die Veranstaltungen sind immer voll besetzt.

Schließlich läuft jährlich von September bis Dezember die beliebte „Tour du Cinéma“ zusammen mit dem Thalia Kino. Hier wird je ein Thema durch die Filmgeschichte durchkuratiert.
Ein neues Projekt von Phase IV ist der Aufbau eines zusätzlichen Regals für Filme über Sachsen von sächsischen Machern. Außerdem soll die Kapazität auf 60 Zuschauerplätze verdoppelt werden. „Filmkunst ist etwas, worauf man sich konzentrieren und worüber man sprechen muss. Beides geht hier richtig gut“, sagt Alexander Stark. K. Tomzig

www.filmgalerie-phaseiv.de

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