
Sanierung und Modernisierung soll im III. Quartal 2026 beendet sein / Wohnungsunternehmen investiert fünf Millionen Euro
Wo sonst findet sich aus Wohn- und Kinderzimmer dieser einmalige Ausblick auf Goldenen Reiter, Augustusbrücke und barocke Prachtbauten? Kein Wunder, dass eine Wohnungszuweisung für „Neustädter Markt 8 bis 14“ um 1977 wie ein Sechser im Lotto war. Kein Wunder auch, dass die rund 35 Mietparteien, die heute noch hier wohnen und von denen einige sogar noch als „Erstbezug“ laufen, nicht ausziehen wollen, auch wenn ihnen nun Monate mit Baulärm und Dreck bevorstehen.
Sanierung der maroden Platte hat begonnen
Fast 50 Jahre später ist der einstige Vorzeigeplattenbau mit den Hausnummern 8 bis 14 und insgesamt 70 Wohnungen nämlich längst zum Schandfleck am Eingangstor ins Dresdner Barockviertel geworden. Höchste Zeit also, dass sich was tut. Ende Mai hat Eigentümerin Vonovia mit der Sanierung begonnen. Die Balkone mit dem herrlichen Blick in die Altstadt sind in den Wochen zuvor bereits vollständig verschwunden. „Sie wurden per Kran von der Hofseite aus über Dach abmontiert“, erklärt Alexander Wuttke, Leiter der Region Dresden Mitte-West bei Vonovia. Jetzt werden neue, doppelt verglaste Fenster eingebaut und die Heizungsanlage von Einzel- auf Doppelstrang umgerüstet. Die leerstehenden Wohnungen werden zudem grundsaniert, sie bekommen also moderne Bäder und neue Fußböden. „Bei den noch belegten Wohnungen wird das in den kommenden Jahren nach und nach im Zuge einer Neuvermietung gemacht“, sagt Wuttke. Das sei mit den jetzigen Mietern so abgesprochen. Neu gestaltet werden zudem die Treppenhäuser und Vordächer über den Eingängen, neue Wohnungs- und Haustüren sowie Briefkasten- und Klingelanlagen werden eingebaut.
An der Fassade wird’s knifflig
Die Plattenbauten an der westlichen wie auch der östlichen Seite vom Typ WBS 70/1080 stehen nicht unter Denkmalschutz. Trotzdem wird’s bei der Sanierung der Fassade knifflig. Denn das gesamte Areal Neustädter Markt ist denkmalgeschützt und muss so erhalten werden, wie es sich jetzt darstellt. Deshalb muss Vonovia bestimmte Auflagen erfüllen. Was konkret bedeutet: Auf die Waschbetonplatten darf ein Wärmedämmsystem aufgetragen und dieses darf mit grober Struktur überputzt werden, aber die bisherige Tafelstruktur der Plattenbauweise muss sichtbar erhalten bleiben. „Wir sind dazu gerade in intensiver Abstimmung mit den Ämtern der Stadt“, erklärt Alexander Wuttke. Vorgeschrieben ist auch ein Teil der künftigen Farbgestaltung: Die Balkonrückseiten müssen wieder in „Ochsenblutrot“ erstrahlen, bei der restlichen Fassade gibt es noch keine Festlegung. „Es geht sicher in Richtung sandsteinfarben“, sagt der 44-Jährige.
Auflagen für Singvögel- und Fledermausschutz
Rund 40 Singvogelpaare und um die 100 Fledermäuse haben sich im Laufe der Jahre an der Fassade des Plattenbaus ein Zuhause geschaffen. Alles wurde im Zuge des Sanierungsvorhabens gründlich dokumentiert und wenn die Arbeiten an dem markanten Kopfbau beendet sind, dann wird es hier auch wieder um die 40 Nistkästen für die Vögel und 300 Brutplätze für Fledermäuse geben. Auch das eine Auflage, die Vonovia erfüllen muss – auch wenn sich die Tiere während der Bauzeit längst andere Quartiere suchen.
Obwohl noch etliche Details in der finalen Absprache mit den zuständigen Ämtern sind, hofft Wuttke, dass die Bauarbeiten im dritten Quartal 2026 abgeschlossen sein werden. Rund fünf Millionen Euro wird Vonovia dann in den Baukörper investiert haben. Ein Teil der Kosten (alles, was Modernisierung ist) wird das Wohnungsunternehmen auf die Mieten umlegen. Die steigen dann von derzeit rund fünf auf sieben Euro je Quadratmeter. Die Wohnungen mit Größen von 64 bis 77 Quadratmetern sind übrigens beleggebunden, dass heißt es sind Sozialwohnungen, die über das städtische Sozialamt vergeben werden.
Den traumhaften Ausblick auf die Altstadt werden die neuen wie die Bestandsmieter dann auch wieder auf schicken Balkonen genießen können. Diese werden sogar ein Stück tiefer sein als bisher, womit sich die Balkonfläche von sechs auf neun Quadratmeter vergrößert.
Wann Vonovia den Plattenbau Neustädter Markt 1 bis 5 auf der Ostseite am Palaisplatz sanieren kann, steht indes noch in den Sternen. Zumindest so lange, bis klar ist, ob es im Baukörper einen Durchbruch zum historischen Barockviertel geben wird und wie der bautechnisch überhaupt umsetzbar ist.