Teil 2: Lacrima – Zentrum für trauernde Kinder der Johanniter-Unfall-Hilfe Dresden
Wer das Wort „Johanniter“ hört, denkt zuallererst an Rettungswagen und Blaulicht. Dabei leisten die Mitarbeiter und die vielen Ehrenamtlichen so viel mehr als nur Hilfe bei Notfällen und Katastrophen. Zum Beispiel bei „Lacrima“, den Zentren für trauernde Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Eröffnet wurde das erste Zentrum 2018 am Sitz der Verwaltung des Regionalverbandes Dresden des Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., als erstes in Sachsen. Inzwischen gibt es noch eine Außenstelle auf der Seidnitzer Straße 4a in der Dresdner Altstadt nahe des Straßburger Platzes.
Warum braucht es ein Kinder-Trauerzentrum?
Der Tod eines Familienmitglieds ist für alle Zurückbleibenden ein erschütterndes Ereignis. Es ist nichts mehr wie es vorher war! Darunter leiden Kinder und Jugendliche ganz besonders. Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie trauern in Wellen, oft auch als „in Trauerpfützen springen“ bezeichnet und sie reagieren mit sehr abrupten Stimmungswechseln, von tief traurig zu fröhlich und ausgelassen sein. Dies ist ein unbewusster Selbstschutzmechanismus. Von Erwachsenen, auch von den engsten Bezugspersonen, wird dieses Verhalten oft missverstanden. Ganz oft nehmen Kinder in dieser Ausnahmesituation zusätzlich eine Art Schonhaltung gegenüber den Erwachsenen ein, um die Belastung von Vater oder Mutter mit ihrer eigenen Trauer nicht noch zu verstärken.
Durch den Verlust eines geliebten Menschen wird niemand krank. Trauer ist keine Krankheit, vielmehr eine normale Reaktion des Menschen. Deswegen braucht es für Kinder und Eltern im Normalfall keine Therapie, sondern eine gute, emphatische, auf das Alter der Trauernden angepasste Begleitung. Nicht verarbeitete, verdrängte Trauer kann zu ernsthaften Erkrankungen im späteren Leben führen. „Durch die Trauerbegleitung bei Lacrima soll genau dies vermieden werden. “, erklärt Robert Dietsche, Koordinator von „Lacrima“. Selbst wenn mehrere Indikatoren auf einen komplizierten Trauerverlauf hinweisen, kann Lacrima eine wichtige Ergänzung und Überbrückung der oft langen Wartezeiten bei Fachärzten sein.

Was leistet Lacrima?
Weil Kinder aufgrund ihres Alters und ihrer kognitiven Fähigkeiten ihre Gefühle nicht so artikulieren können wie dies Erwachsene in der Regel tun, bietet Lacrima Kindern verschiedenste Methoden und Möglichkeiten, ihre Trauer auszudrücken. Unterstützt wird dies durch ein genau darauf abgestimmtes Raumkonzept. Im Bewegungsraum können sie die Wut rauslassen. Der Entspannungsraum ist ein Ort des Rückzugs für Meditation und Einzelgespräche. Im Kreativraum reden die Kinder in Kleingruppen über Gefühle und finden gemeinsam mit anderen ihren individuellen Weg durch diese schwere Zeit. Dabei helfen zusätzlich die vielfältigen Bastel-, Mal- und Spielangebote.
Ein zentraler Aspekt ist das Zusammensein in einer Gruppe: „Ich bin mit meiner Trauer nicht allein. Den anderen geht es genauso“.
Das Angebot richtet sich an Kinder (5-12 Jahre), Jugendliche (13-17 Jahre) und junge Erwachsene (18-24 Jahre), derzeit rund 44 Personen. Sie treffen sich alle zwei Wochen in kleinen Gruppen. Betreut werden sie von 16 geschulten ehrenamtlichen Trauerbegleitern. Parallel zu den Gruppenstunden gibt es für die Eltern eine ebenfalls begleitete Erwachsenengruppe, das Elterncafé. Alles, was „Lacrima“ bietet, ist kostenfrei. Der überwiegende Teil der Trauerbegleitung wird von engagierten Ehrenamtlichen geleistet und wird komplett über Spendenmittel finanziert. Ohne ausreichend Unterstützung aus der Gesellschaft wäre diese Arbeit so nicht möglich. Helfen Sie mit, dass kein Kind in seiner Trauer allein bleibt.
Wer spenden will: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. Regionalverband Dresden, Stichwort: Lacrima Dresden,
IBAN: DE 84 3702 0500 0004 3318 04, Bank für Sozialwirtschaft,
Weitere Infos auf www.johanniter.de/lacrimadresden