
Das Angebot klingt stets sehr verlockend: Einem exklusiven Club angehören, Geld investieren und hohe Gewinne einfahren. Alles legal, sehr sicher und weil es auch prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens tun, sehr seriös. In Wahrheit geht es um Cybertrading, eine ganz üble Betrugsmasche via Internet.
Betrug in Millionenhöhe, immer die gleiche Masche
Seit geraumer Zeit werden der Polizei immer wieder Betrugsfälle gemeldet, bei denen Menschen durch sogenanntes „Cybertrading“ hohe Geldsummen verloren haben. Allein in Sachsen erbeuteten die Täter von 2018 bis 2024 mehr als 217 Millionen Euro. Und auch in jüngster Vergangenheit brachten sie Menschen um ihr Erspartes.
So zum Beispiel in Dresden, wo ein 48-Jähriger insgesamt über zwei Millionen Euro verlor. Er war über eine Werbung bei Facebook auf Investitionsmöglichkeiten aufmerksam geworden und nahm Kontakt zu einer Firma KKR auf. Die lud ihn in verschiedene „exklusive“ WhatsApp-Gruppen ein, über die er sein Geld anlegte. Anfangs wurde seinen Gewinnauszahlungswünschen noch nachgekommen, später hohe Gebühren für eine Auszahlung gefordert und am Ende erfolgte überhaupt keine Reaktion seitens der Trading-Plattform mehr.
Ähnlich der Fall eines 56-jährigen Leipzigers, der im Juli Anzeige erstattete, weil er mehr als 600.000 Euro bei einem Krypto-Investment verloren hatte. Auch er wurde über Werbung im Internet auf eine vermeintlich lukrative Anlagemöglichkeit aufmerksam. Kleine Anlagebeträge am Anfang und die Aussicht auf viel Rendite ließen ihn in die Falle tappen.
In Chemnitz erwischte es ein 63-Jährigen. Obwohl der Mann sich schon länger mit Aktien und Geldanlagen beschäftigte, fiel er auf Cybertrading herein und verlor insgesamt 87.000 Euro, die er vermeintlich in Aktien angelegt hatte. Auch er wurde eine Internetseite zu einer „exklusiven“ WhatsApp-Gruppe hinzugefügt. Er bekam Angebote zu vielversprechend klingenden Schulungen und Seminaren von Investmentmanagern, an denen der Chemnitzer auch teilnahm. Unter Anleitung der Chatgruppen-Administratoren investierte er auf den vorgeschlagenen Plattformen, überwies Geld an italienische sowie spanische Konten und meldete sich bei einer angeblich vom Investmentmanagement stammenden Trading-App an. Nach einigen Monaten konnte er allerdings nicht mehr auf die App zugreifen, in der WhatsApp-Gruppe erhielt er nie wieder eine Antwort.
In Görlitz erwischte es einen Mann, der Mitte Juli in einer dieser ominösen WhatsApp-Gruppen landete und am Ende knapp 41.000 Euro verlor. Und in Zwickau meldete sich erst vor zwei Wochen ein 35-Jähriger bei der Polizei, weil er Geld bei einem Anlagebetrug verloren hatte. Auch er wollte in Aktien und Kryptowährungen investieren, nahm sogar einen Kredit in mittlerer fünfstelliger Höhe auf und büßte am Ende über 70.000 Euro ein. Die Kohle floss auf Konten in Italien, Großbritannien, Dänemark und der Schweiz.
Wie sind unseriöse Geldanlagen zu erkennen?
Die Frage ist: Wie sind solche betrügerischen Machenschaften erkennbar? Vor allem, wenn Promis auf professionell wirkenden Plattformen damit werben, dass hier Geld sicher und mit hohen Renditen anzulegen sei? Denn das sind oft sogenannte KI-Deepfakes, also Fotos oder Videos, in denen Gesichter mittels Künstlicher Intelligenz (KI) digital ausgetauscht wurden. Auch positive Erfahrungsberichte von bekannten Geldanlegern können manipuliert oder gefälscht sein.
Kay Anders, Pressesprecher des LKA Sachsens, zählt eine ganze Reihe von Merkmalen auf, die auf unseriöse Geldanlagen hindeuten: „Vorsicht bei unaufgeforderten Kontakten über WhatsApp, Telegram, Telefon oder sozialen Netzwerken. Bei Versprechen hoher Gewinne mit geringem Risiko sollte man generell misstrauisch sein. Auch Aussagen wie ’nur heute verfügbar’ oder ’begrenzte Plätze’ sind typische Manipulationstaktiken.“ Die Alarmglocken sollten angehen, wenn Gebühren oder Steuern verlangt werden, um angebliche Gewinne freizuschalten. Und nicht zuletzt sei es immer ratsam, bei der BaFin nachzufragen, ob es sich um einen seriösen Finanzdienstleister handelt, denn der ist in der BaFin-Datenbank erfasst.
Grundsätzlich rät die Polizei zu folgenden Regeln:
* Keine Zahlungen an unbekannte oder ausländische Konten oder Wallets leisten
* Keine sensiblen Daten wie Bank-/Depotzugang, Ausweiskopien, TANs, Zugangsdaten preisgeben
* Keine Fernwartungs- oder Remote-Software installieren, wenn dies von angeblichen „Beratern“ gefordert wird
* Seriosität prüfen: Anbieter in BaFin-Datenbank recherchieren, im Zweifel unabhängige Beratung einholen
* Zeit lassen – keine Investitionsentscheidungen unter Druck treffen
Was tun, wenn es zu spät und das Geld weg ist?
Wer merkt, dass alles nur Betrug war, sollte sofort Anzeige bei der Polizei erstatten – mit allen vorhandenen Belegen wie Chats, Screenshots und Kontoauszügen. „Kommunikation und Dokumente unbedingt sichern und nicht löschen, auch wenn es unangenehm ist“, sagt Kay Anders. Und ganz wichtig: Nicht auf Anschlussbetrüger hereinfallen! Wer nach einem Betrug „Hilfe bei Rückholung“ gegen Gebühr anbietet, ist meist Teil derselben Tätergruppe.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar