„Inuversumm – Raum und Zeit für Insekten“ heißt eine Sonderausstellung im Japanischen Palais, die vom 31. Oktober 2025 bis 16. August 2026 zu sehen ist
Die meisten Menschen lieben Tiere. So ziemlich alles was Fell und Federn hat, wird gestreichelt, gefüttert, gehegt und gepflegt und als Familienmitglied gern auch vermenschlicht. „Das letzte Kind hat Fell“ ist eine Redensart, die unser Verhältnis zu bestimmten Tierarten sehr gut umschreibt.
Ganz anders sieht es bei Insekten aus. Was da so krabbelt, fliegt, kreucht und fleucht wird im besten Fall als lästig, oft als unangenehm und nicht selten als gruselig bis bedrohlich wahrgenommen. Dabei sind sie von entscheidender Bedeutung für das ökologische Gleichgewicht. Sie bestäuben Pflanzen und sorgen damit für die Nahrungsmittelversorgung der Menschen. Sie dienen anderen Tieren als Nahrungsquelle und sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Bodenverbesserung und dem Recycling organischer Stoffe. Kurz gesagt: Wir Menschen brauchen sie.
Willkommen im Inuversumm
Über eine Million beschriebene Arten von Insekten gibt es. Die Wissenschaft geht allerdings davon aus, dass es mindestens drei bis fünf Millionen Arten gibt. Sie sind wahre Meisterwerke der Evolution – was leider oft erst unterm Mikroskop oder hinter einer Makrokamera erkennbar ist. Doch trotz ihrer unglaublichen Anpassungsfähigkeit sind viele Krabbler in ihrem Fortbestehen bedroht, denn ihre Lebensräume werden immer kleiner.
Genau diesem Thema widmet sich eine neue Ausstellung im Japanischen Palais, genauer im Senckenberg Naturkundemuseum. „Inuversumm – Raum und Zeit für Insekten“ lädt ein, die vielfältige und bunte Welt der Insekten kennenzulernen und am Ende des Tages auch etwas besser zu verstehen.

Schon auf halber Treppe vor dem eigentlichen Ausstellungsraum grüßt das Nachtfalterkomitee – acht sehr große Insektenkokons aus Pappmaché der Künstlerin Sabine Emmerich. Die Schau selbst ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten sind farbige Insektenporträts zum Beispiel von Gottesanbeterin, Libelle, Wespe und Heuschrecke zu sehen – wunderschöne Makroaufnahmen des Fotografen Thorben Danke, die sagen wollen „Schau mir in die Augen“. Hier finden sich auch sechs sehr detailgetreue Insektenmodelle im Maßstab 1:11 bis 1:20 der Künstler Julia Stoes und Detlev Gregorczyk. Wer ihre Maikäfer im Moment des Abflugs oder die bunte Schmetterlingsraupe sieht, wird diese Tiere in natura mit anderen Augen betrachten. „Das ist genau der Anspruch von ’Inuversumm’, sagt Kurator Dr. Matthias Nuß. „Dass wir Insekten künftig bewusster wahrnehmen.“ Stichwort Bewusstsein: Die Forschung geht inzwischen davon aus, dass Insekten über eine einfache Form des Bewusstseins verfügen.

Eine Besonderheit dieses ersten Ausstellungsteils ist der große begehbare Kokon, in dem die Metamorphose von der Larve zum Insekt nachvollziehbar wird.
Der zweite große Teil des „Inuversumm“ ist ein Nature Lab, eine Station zum Mitmachen und Erleben. Hier gibt es eine kleine Bibliothek, einen Sandkasten zum Aufspüren von Fossilien, Insektenpräparate und kleine Filme zum Thema, die von der JugendKunstschule Dresden gedreht wurden. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Kita- und Schulklassen, die hier Workshops besuchen können.

Der dritte Teil der Schau ist überschrieben mit „Konferenz der Tiere“. Hier begegnen die Besucher wieder der Künstlerin Sabine Emmerich und deren wunderbaren weißen Insektenmodellen, die im Maßstab 1:25 an der Decke schweben und durch ausgeklügelte Beleuchtung wunderbare, fast scherenschnittartige Schatten an die Wände werfen. Hier geht es vor allem um die verschiedenen Lebensräume der Insekten auf Wiesen und in Gärten, im Dach- und Fassadengrün, im Teich, auf Bäumen und in Hecken und wie selbiger erhalten und geschützt werden kann. Wie im ersten Teil der Schau gibt es auch hier multimediale interaktive Stationen, an denen die Besucher selbst aktiv werden können.
Fazit: Anschauen lohnt auf jeden Fall
Die Welt der Insekten lädt bis zum 16. August nächsten Jahres ins Japanische Palais ein. Vor allem in der dunkleren Jahreszeit dürfte diese Ausstellung viele Familien mit Kindern anziehen. Begleitet wird „Inuversumm“ mit einem bunten Rahmenprogramm. „Es wird Lesungen, Führungen für Erwachsene und Taschenlampenführungen für Familien geben sowie zahlreiche Veranstaltungen für Schulklassen und Kitagruppen“, verrät Eva Gruhl, Mitarbeiterin Öffentlichkeitsarbeit der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden. Die erste Kuratorenführung mit Dr. Matthias Nuß findet am 6. November statt, weitere sind für den 28. November sowie 5. und 12. Dezember geplant. Familienführungen gibt es am 26. November und 17. Dezember, die erste Taschenlampenführung am 9. Dezember.
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