Im Uniklinikum Dresden werden pro Jahr 400 bis 500 Frühchen geboren. Um sie optimal zu versorgen, greift das Klinikum auf Muttermilch-Spenden zurück. Die Milchsammelstelle im Uniklinikum ist eine der ältesten in Deutschland.
Mit knapp 2.000 Gramm war Marte Bonny bei ihrer Geburt am 13. April zwar relativ schwer. Doch nach erst 31. Schwangerschaftswochen war sie zugleich noch sehr unreif und musste daher zunächst auf der Neugeborenen-Intensivstation des Uniklinikums versorgt werden. Und zwar mit gespendeter Muttermilch, weil bei ihrer Mama Anne die Milchproduktion nach der Frühgeburt noch nicht eingesetzt hatte. Mittlerweile gibt Anne Schlüter selbst täglich rund 200 Milliliter ab, um anderen Mamas zu helfen.
Genauso wichtig wie Blutspenden
Die Frauenmilchsammelstelle am Uniklinikum Dresden gehört zu den ältesten in Deutschland. Schon seit 1942 werden hier Milchspenden entgegengenommen. Die „Milchküche“ befindet sich heute im Kinder- und Frauenzentrum im Haus 21.
Dreimal pro Woche wird sie mit frischer Milch beliefert. Damit die Spenderinnen den Weg dahin nicht auf sich nehmen müssen, übernimmt innerhalb der Stadt ein Fahrdienst diesen Service und holt das wichtige Babynahrungsmittel direkt zu Hause ab. „Vor der ersten Spende werden die Frauen untersucht und es wird Blut abgenommen“, erklärt Sabine Männchen, Leiterin der Perinatologischen Station.
Nur wer gesund ist und keine Medikamente nimmt, kommt als Spenderin infrage.
Im Labor wird die Qualität der gespendeten Milch gecheckt. Mit einem speziellen Analysegerät wird zum Beispiel festgestellt, wie viel Eiweiß, Zucker und Fette sie enthält. „Erst dann entscheiden wir, ob wir die Milch pasteurisieren oder womöglich aussortieren müssen“, sagt Sabine Männchen.
Spenden sind leider rückläufig
Die Milch der eigenen Mutter sei ohne Frage das Beste für Babys, meint Sabine Männchen. „Muttermilch kann nicht komplett nachgebaut werden. Sie ist einzigartig.“
Rund 400 bis 500 Frühchen werden jährlich allein am Uniklinikum behandelt. Mehr als 100 von ihnen wiegen bei ihrer Geburt weniger als 1.500 Gramm.
Doch leider geht die Menge der gespendeten Milch zurück. Wurden von 2013 bis 2021 jährlich zwischen 600 und fast 1.000 Liter Muttermilch gespendet, waren es im vergangenen Jahr nur knapp 300 Liter. „Ein Grund könnte sein, dass viele Mütter unsicher sind, ob sie nach einer Corona-Erkrankung überhaupt als Spenderin infrage kommen“, mutmaßt Sabine Männchen. Doch darüber müssten sich die jungen Mamas keine Sorgen machen, schließlich würde jeder Tropfen der wertvollen Nahrung in der Milchküche penibel untersucht.
Kontakt für Spenderinnen: Milchküche am Uniklinikum Dresden 0351/458 – 2074
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